■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Zocker und Galopper
Frank Haller ist ein Glückspilz. Nur wenigen Menschen ist es vergönnt, den alten Traum der Verbindung von Hobby und Beruf hinzukriegen. Frank Haller hat's geschafft. Er ist seit Jahr und Tag Staatsrat im Wirtschaftsressort, er ist Mitglied im Bremer Rennverein. Der betreibt die Galopprennbahn in der Vahr. Und Haller tut, was er kann, um die Rennbahn attraktiv zu machen und zwar vom Amtszimmer aus. Schon weil seine Frau selbst zwei Pferdchen zu laufen hat.
Da wäre zum Beispiel Justus Frantzens „Last Night of the Proms“. Mit 5.000 ZuschauerInnen hatten Frantz und Co. kalkuliert, 2.000 bis 2.500 sind nur gekommen, nun muß Papa Staat 175.000 Mark dazubezahlen. Damit das auch ja passiert, dafür sitzt auf Papas Portemonnaie – eben Frank Haller.
Daß Justus Frantz und Otto Sauter umsonst bei der Festveranstaltung zu 50 Jahren Bremer CDU aufgetreten sind, das war ja schon ziemlich aufschlußreich. Frantzens Konzertagentur und Sauters Trompetenakademie gehören zu den Mitveranstaltern der Last Night. Wer eins und eins zusammenzählen möchte, der kann das gerne tun. Kann er gleich noch eins dazuzählen. Denn zum Veranstalterkreis gehört auch der Bremer Rennverein. Mitglied ist, wie gesagt, eben jener Haller, der sich bei der Sitzung der Wirtschaftsförderungsausschüsse gelassen zurücklehnte, während viele ParlamentarierInnen schäumten, daß der Finanzierungsantrag für die Last Night erst auf dem Tisch des Hauses lag, als das Konzert schon längst über die Bühne gegangen war. Für die Verzögerung übernehme er die Verantwortung, sagte Haller. Und sein Rennverein übernimmt gerne die Staatsknete. Und schon bahnt sich der zweite Fall Galopprennbahn-Haller an. Der Geschäftsführer der Bremer Spielbank hat nämlich eine prima Idee. Er will ein Casino in der Hemelinger Marsch aufmachen. Das wäre mit dem Auto gut zu erreichen. Im Ruhrgebiet gibt's sowas schon, und der Laden brummt. Alle wären froh: Ein Teil der Spielbank-Einnahmen geht an Institutionen wie die „Stiftung Wohnliche Stadt“ – nur einer blockiert, heißt es aus dem Wirtschaftsressort hinter vorgehaltener Hand. Man ahnt es schon: Frank Haller. Und man ahnt auch schon, welche Institution Frank Haller unbedingt mit dem Spielbankgeschäft in Verbindung bringen will: genau, die Galopprennbahn. Und wir wetten schon, wer sich am Ende durchsetzt. Ein echter Glückspilz, dieser Frank Haller, findet Ihre Rosi Roland
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