■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: CDU-Steinbock-Parties
Traditionsbruch bei der CDU: Seit unendlicher Zeit lädt die Bremer Fraktionsspitze am 6. Januar in das CDU-Haus ein, um den „Fraktions-Neujahrsempfang“ bei Sekt und O-Saft zu begehen. Nicht so dieses Jahr: Der neue Fraktionschef Jens Eckhoff ließ den Termin kurzerhand ausfallen. Neue Zeiten bei der CDU.
Auf das Datum angesprochen, kann einem CDUler durchaus herausrutschen: „Sie meinen den Geburtstags ... ähh, Fraktionsempfang?“ Eingeführt wurde der fraktionsfinanzierte Termin nämlich irgendwann zu Zeiten, als der mächtigste CDUler Bremens, der Landesvorsitzende Bernd Neumann, noch Fraktionschef war (1973 bis 1987). Das liegt schon so lange zurück, dass sich niemand mehr an das erste Mal erinnern kann. Wie der Zufall so will: An diesem Tag hat Steinbock Neumann auch Geburtstag. Ein weiterer CDUler beschreibt: „Das war der jährliche Opfergang zum Landesvorsitzenden, um Geburtstagsgeschenke zu überreichen.“ Zwei Stündchen wurde vormittags geplaudert, gesüffelt und um Aufmerksamkeit gebuhlt, bevor man auseinanderging.
Die offizielle Begründung für den diesjährigen Ausfall teilte Fraktionschef-Neuling Jens Eckhoff den CDU-Abgeordneten per Brief kurz vor Weihnachten mit: Dieses Jahr nämlich machten die Bremerhavener Christdemokraten den Bremern Konkurrenz. Seinen 60. Geburtstag – ebenfalls am 6. Januar – feierte Steinbock J. Henry Wilhelms, fast so lange Kreisvorsitzender in Bremerhaven wie Neumann CDU-Chef in Bremen ist, in großer Runde in Bremerhaven. Zwar waren nur wenige Fraktionsmitglieder aus Bremen eingeladen – aber die politische Führung, Neumann und Eckhoff gehörten dazu.
Andere Stimmen vertreten die These, dass der Bremer Empfang ausfallen sollte, weil Eckhoff eigentlich nach Übersee in Urlaub fahren wollte – was er dann doch nicht tat. Wieder andere gehen davon aus, dass Eckhoff die neuen Zeiten einläuten wird, indem er den Termin schlicht um einen Tag auf den 7. Januar verschiebt. Dann nämlich, welch Zufall, hat Steinbock Eckhoff, jüngster CDU-Landtags-Fraktionschef Deutschlands, Geburtstag. Den 34., dieses Jahr. Allerdings muss er aufpassen, denn in den Verdacht, CDU-Gelder für Geburtstagsfeiern zu verwenden, will derzeit natürlich niemand geraten.
Die CDU Bremerhaven also organisierte einen Empfang im teuren Fischereihafen-Bahnhof. Warum das denn aus der kleinen Parteikasse bezahlt werden muss, wagte ein Stadtverordneter zu fragen. Die Frage führte zu Verwerfungen in der Bremerhavener CDU. Auf die Frage, wieviel das kostet, gibt sich der Bremerhavener Kassenwart äußerst zugeknöpft.
Bei all diesen Irrungen und Wirrungen kann die CDU nur froh sein, dass sie noch einen Neujahrs-Empfang plant, zu dem alle kommen dürfen. 3.000 Menschen werden am 21. Januar im Park-Hotel den ehemaligen Bundeskanzler Helmut „Bimbes“ Kohl auf dem großen Neujahrsempfang der Bremer CDU zuprosten. Wenn er sich traut zu kommen. Die Einladungen jedenfalls sind letzte Woche verschickt worden. Darauf ist Bimbes noch angekündigt. Ob er überraschend krank wird, um den Bremern Schlagzeilen zu ersparen? Ihre Rosi Roland
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