■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Die Frau hat nichts Finales
Ich find die Frau Motschmann ja gar nicht so unsympathisch. Grüßt immer freundlich, auch die Putzfrauen. Das macht ja nich jeder, oder? Gehört wahrscheinlich zu dem, was die CDU „wertkonservativ“ nennt, hab ich jedenfalls schon öfter gehört in Verbindung mit der Frau Staatsrätin Kultur Motschmann. Guten Morgen, Frau Roland, sagt sie immer, und ich dann: Guten Morgen, Frau Kulturstaatsrätin. Das hört sie gerne. Ist freundlich die Frau, aber deswegen muss man ja nicht gleich vergessen, wer wo auf der Leiter steht. Na ja, ist mir egal, da brech ich mir keinen ab.
„Die Frau ist unser Flaggschiff für die Wertekonservativen“, haben ihre Parteikollegen oft gesagt, „das können wir uns nicht leisten, die zu kippen“. Einer hat sogar mal gesagt „Die erste Dame in der CDU“, das klingt doch schön. Aber jetzt gibt es doch immer mehr Stimmen in der Kulturbehörde und auch bei der Amtsleitung, die ,na ja, so ein bisschen schlecht über sie reden. „Die Frau hat nichts Finales“, sagen sie. Die Sachen liegen bei ihr rum auf'm Schreibtisch und dann geht nichts mehr vorwärts, sagen die. Ich weiß nich, ob das stimmt. Jedenfalls, der Kuno Böse, der ja jetzt Senator ist, der steht nicht auf die Frau Motschmann, wie man heute so sagt. Und jetzt hat er verkündet, dass die Frau Motschmann überhaupt gar keine „Kernkompetenzen“ in Sachen Kultur mehr haben soll. Dass die also in Haushaltsfragen keinen Fuß mehr in der Tür haben soll, und keine „Strukturverantwortung“ und so'n Kram. Ich horch ja sonst nich – aber wenn's um die Frau Motschmann geht, dacht' ich, da bleibste mal stehen und schrubbst den Boden –n bisschen gründlicher. Da waren jede Menge Leute im Raum, hohe Beamte, ich glaub auch welche von der Partei, der CDU. Leute jedenfalls, die mich nicht grüßen. Und der Böse hat jedenfalls gesagt: Mein Staatsrat Herr von Bruch, das ist der alleinige Vertreter im Amt, ist das klar?
Der Böse war ja selber mal Staatsrat, da hat er auch schon gesagt: Es kann keinen Staatsrat neben mir geben und schon gar nicht die Motschmann. Aber der damalige Senator Schulte, der hat ja, wie soll ich sagen, selber nix Finales. Der ist, glaub' ich, gut klar gekommen mit der Frau Motschmann. Machen Se mal dies, hat er zu ihr gesagt, und wenn Se's nich gemacht hat, war auch gut. Aber der Böse, der is da anders. Der will Vorlagen auf'm Tisch haben. Machen Se mir ne Vorlage, sagt der und 'ne Woche später hat er's immer noch nicht vergessen. Aber das ist eben nicht ihre Art, Vorlagen machen und so.
Gut dann wird sie wohl in Zukunft noch mehr so Sachen machen wie Reisen organisieren, das kann sie ja wohl eigentlich ganz gut, wenn ihr nicht die eigenen Parteigenossen krumm kommen. Oder mit der Unesco-Anmeldung von dem Marktplatz. Das hat sie eigentlich doch auch ganz gut gemacht. Da hat sie ja auch gesagt, es gibt einen „Kernbereich“ mit Rathaus und Marktplatz und einen „Rahmenbereich“, wie Schütting und Bürgerschaft, Peripherie sozusagen.
Na ja, und nun ist sie selber da, im Rahmenbereich und nicht mehr im Kernbereich. Aber es gibt bestimmt Schlimmeres . Ihre Rosi Roland
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