Rohstoffe in nachhaltigem Smartphone: Immerhin fast fair
Fairphone macht die Handelskette all seiner verwendeten Konfliktmineralien transparent. Auch Wolfram sei jetzt konfliktfrei, so das Unternehmen.
BERLIN taz | Fairphone will künftig in seinen Smartphones konfliktfreies Wolfram nutzen. Als erstes Unternehmen habe man es geschafft, Gold, Tantal, Zinn und Wolfram aus konfliktfreien Förderstätten zu beziehen, wirbt das niederländische Start-up. Fairphone wolle bald Wolfram von der ruandischen New Bugarama Mining Company einsetzen, die in der Nähe der Stadt Kidao eine Mine mit bis zu 1.200 Arbeitern betreibt. Ab August soll es im Fairphone 2 eingebaut werden.
Wolfram ist ein weiß glänzendes Schwermetall und für heutige Mobiltelefone beinahe unentbehrlich: Es wird als Gegengewicht im Vibrationsmechanismus eingesetzt. Sogenannte Konfliktmineralien werden meist illegal und außerhalb staatlicher Kontrolle gefördert – oft unter Aufsicht bewaffneter Gruppen. Dadurch verstärken sie vielfach soziale Probleme und tragen, wie im Falle des Ostkongos, zur Finanzierung von Konflikten bei.
„Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenn vier der in einem Smartphone verwendeten Rohstoffe konfliktfrei sind“, sagt Michael Reckordt, Rohstoffexperte beim Verein Powershift. Doch „konfliktfrei heißt nur, dass der Abbau oder Handel keinen blutigen Konflikt finanziert, und leider noch lange nicht, dass keinerlei Menschenrechte mehr verletzt werden oder dass die Umwelt so wenig wie möglich beeinträchtigt wird“. Es sei daher noch ein langer Weg zum wirklich fairen Telefon.
Für wichtig hält Reckordt es dennoch, dass Fairphone ein Zeichen setzt. „Es zeigt, dass es möglich ist, Wolfram konfliktfrei zu beziehen.“ Andere deutsche und europäische Konzerne seien noch längst nicht so weit in ihren Bemühungen. Ohne gesetzliche Verpflichtungen werde sich dabei auch wenig bewegen, glaubt Reckordt: „Standards wie von der OECD oder der UN existieren schon seit einem halben Jahrzehnt, aber da sie freiwillig sind, hat sich noch nicht viel getan.“