KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER DIE GLATTEIS-AFFÄRE : Röder als willkommener Sündenbock
Ein hoher CDU-Politiker nimmt für sich in Anspruch, was der Bevölkerung in diesen kalten Wintertagen verwehrt wird: eine über Nacht geräumte Wohnstraße ohne Hindernisse für Fuß und Reifen. Klar, dass da die Volksseele kocht. Und wenn die Wahrheit nur scheibchenweise rauskommt, erst recht.
Aber ein bisschen dient Hamburgs Bürgerschaftspräsident Bernd Röder hier auch als Sündenbock. Nach über einem Jahrzehnt milder Winter war die Großstadt auf Eis und Schnee nicht mehr vorbereit. Und die Winterräumdienste, und damit auch die Verantwortung, wurden privatisiert, weil das Geld fehlt.
Neidisch konnten Fußgänger auf Autofahrer sein. Obwohl diese auf vier Rädern sehr viel kippsicherer sind als Zweibeiner, gab es für sie auf den größeren Straßen stets einen perfekt von Eis befreiten griffigen Belag.
Hamburgs Senat hat erst nach etlichen Knochenbrüchen der Bürger eingegriffen und wenigstens öffentliche Plätze zugänglich gemacht. Ältere Menschen und Behinderte mussten zu Hause bleiben in einer Art Quarantäne.
Und dann dieser Röder: Ruft bei den richtigen Leuten an und bewegt etwas in seiner Straße. Ein Wunder, dass er nach Bekanntwerden des Vorfalls noch zehn Tage im Amt überstand. Jetzt, wo das geklärt ist, bitte wieder über die echten Probleme der Politik im Winter reden.