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Rock‘n‘Roll für Gutmenschen

Längst haben sie sich verabschiedet von ihrer Rolle als Seelentröster für eine Generation, die sich die Identitätstraumata in den Post-Wende-Jahren auf vier- und mehrstündigen Konzerten aus dem Leib tanzen wollte. Die Potsdamer Band Keimzeit meldet sich zurück: mit ihrem neuen Album 1000 Leute wie ich, das sie nun auch live vorstellt.

Und siehe da: Auf der im Sommer dieses Jahres im Hamburger Ultraschall-Studio produzierten Platte lassen sich kaum Unterschiede zu ihren früheren Arbeiten vernehmen. Keimzeit sind älter geworden, zugegeben, aber die zwölf neuen Songs kommen noch immer mit der gewohnten Leichtigkeit daher, und die freundlich näselnde Stimme von Norbert Leisegang bezaubert nach wie vor mit nachdenklichen Texten über die Probleme, die der Alltag so mit sich bringt. „Wir sind ohne Konkurrenz im Verbreiten von Anonymität“ heißt es im ersten Stück und bringt damit das für Keimzeit typische unbeschwerte Understatement auf den Punkt.

Die in den Texten vorgetragene Kritik am Zeitgeschehen ist eher dem Konsens des Gutmenschen verpflichtet, ohne dabei in jener peinlichen Ecke zu landen, die manchem als übertriebene political correctness erscheinen dürfte. Vielleicht wäre ein gemeinsames Projekt mit Blumfeld eine passende Gelegenheit, dass einmal zusammenspielt, was – spätestens heute – unüberhörbar zusammengehört. see

Donnerstag, 21 Uhr, Schlachthof

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