Rockerbanden: Bandenkrieg fordert Todesopfer
In Hohenschönhausen wird ein 33-jähriger Ex-Hells Angel von Unbekannten erschossen. Die Polizei stellt das Rockermilieu unter Beobachtung, um Racheakte zu verhindern.
Die Kämpfe zwischen verfeindeten Motorradrocker-Gruppen haben einen Toten gefordert. In der Nacht zu Freitag wurde Michael B., ein mutmaßliches Bandidos-Mitglied, in Hohenschönhausen von Unbekannten erschossen.
"Das Opfer ist uns aus dem Umfeld des Rockermilieus bekannt", bestätigt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Der 33-Jährige soll kurz vor Mitternacht aus einem Lieferwagen heraus beschossen worden sein. Anschließend erlitt das Opfer noch Stichverletzungen. Schwerverletzt hatte sich Michael B. noch 200 Meter weit vom Tatort geschleppt und war dann leblos zusammengebrochen. Die Reanimationsversuche der von Anwohnern alarmierten Polizei und Rettungssanitäter blieben erfolglos. Michael B. hatte nahe des Tatortes gewohnt.
Laut Polizei gibt es noch keine Hinweise auf Täter und Tatmotive. Eine Obduktion der Leiche am Freitag ergab eine Schuss- und eine Stichverletzung. "Das Opfer ist verblutet", so Michael Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Michael B. soll bis vor zwei Jahren Mitglied der Hells Angels gewesen sein. Erst kürzlich sei er zu den verfeindeten Bandidos übergetreten. Ein Wechsel zwischen beiden Gruppen gilt als "Hochverrat" im Rockermilieu. Laut Staatsanwaltschaft wurde B. 2008 wegen Nötigung zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde. "Auch diese Tat spielte im Rockermilieu", so Steltner.
Seit Jahren toben in Berlin und Brandenburg Auseinandersetzungen zwischen Bandidos und Hells Angels. In Berlin gibt es laut LKA 30 Rockerclubs mit rund 650 Mitgliedern. Ihnen geht es um die Vorherrschaft im Drogen- und Türsteher-Milieu sowie um persönliche Rivalitäten. Erst am Mittwoch gab es in Eberswalde eine Schießerei zwischen Hells Angels und dem Chicanos MC, einem Unterstützer-Club der Bandidos. Anfang August fielen in Potsdam Schüsse bei einem Streit zwischen Hells Angels und dem Gremium MC. Mitte Juni wurden vier "Hells Angels" in Finowfurt (Barnim) mit Messern und Äxten attackiert. LKA-Kriminaldirektor Bernd Finger spricht von einer "Zuspitzung der Rockerkriminalität in den letzten Monaten".
In Brandenburg hat die Polizei in dieser Woche deshalb eine elfköpfige Ermittlungskommission zur Rockerkriminalität gebildet. In Berlin gebe es bereits eine Sondergruppe beim LKA, so Sprecher Neuendorf. Noch am Freitag fuhr die Polizei vor den Vereinshäusern der Rockerclubs vor und warnte vor Vergeltungsaktion. "Wir werden das Milieu für einen längeren Zeitraum unter intensive Beobachtung stellen und keine Selbstjustiz dulden", so Neuendorf.
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