: Robert Frost lesen
KLASSIKER Vorschlag zur Gestaltung eines interessanten Tages
Nehmen Sie sich einen Tag frei. Frühstücken Sie gut. Gehen Sie in eine Buchhandlung und kaufen Sie den Band „Promises to keep“, der eine Auswahl von Gedichten des US-amerikanischen Lyrikers Robert Frost enthält. Radeln Sie in einen Park. Legen Sie sich ins Gras oder setzen Sie sich auf eine schön gelegene Bank. Gut wäre es, wenn Sie einen Blick auf Bäume hätten, eine weite Sicht und in der Nähe (aber nicht zu sehr in der Nähe) spielende Kinder. Öffnen Sie das Buch. Beginnen Sie mit den weltberühmten Gedichtklassikern dieses Autors, also etwa mit „Stopping By Woods On A Snowy Evening“: „But I have promises to keep, / And Miles to go before I Sleep“; oder „The Road Not Taken“: „I took the one less traveled by, / And that has made all the difference“ – oder in der Übersetzung auf der Seite gegenüber: „ich nahm den Weg, der kaum begangen war, / das hat den ganzen Unterschied gemacht“. Vergleichen Sie sowieso gern Original und Übersetzung – bei manchen Gedichten gibt es sogar zwei Übersetzungen, einmal auf den Inhalt, einmal auf den Reim orientiert. Sie werden sehen: Es ist nicht leicht, diesen kunstvoll alltäglichen Ton im Deutschen wiederzugeben. Schauen Sie dann einmal kurz auf. Hören Sie die Bäume im Wind. Lesen Sie das Gedicht „The Sound Of Trees“. Hören Sie danach noch einmal die Bäume im Park an; vielleicht hören Sie sie jetzt ein wenig genauer. Lassen Sie sich dann durch die Gedichte treiben, gehen Sie dem häufig wiederkehrenden Motiv der beleuchteten Fenster nach, an denen nachts – mal traurig, mal gefasst – ein einsamer Wanderer entlangläuft. Lesen Sie im Nachwort, wie Robert Frost gelebt hat und was ihm in seiner Lyrik wichtig war. Lesen Sie schließlich die Langgedichte, die fast so etwas wie Minidramen sind. – Sie werden sehen: Das wird ein interessanter Tag. DRK
■ Robert Frost: „Promises to keep“. Übersetzung und Nachwort von Lars Vollert. Beck Verlag textura, München 2011, 160 Seiten, 16,95 Euro