Riesenschildkröte Lonesome George: Er war kein Frauenheld
Auf über 100 Jahre schätzen Forscher das Alter der Galapagos-Riesenschildkröte Lonesome George. Zur Arterhaltung trug der nun Gestorbene nichts mehr bei.
Zehn Jahre älter hätte sie locker werden können, vielleicht auch 20 oder 30, wer weiß das schon, schließlich war nicht einmal ihr tatsächliches Alter bekannt. Auf über 100 Jahre schätzen Forscher das Alter der Galapagos-Riesenschildkröte Lonesome George – zu Deutsch: einsamer George –, die am Sonntag auf der Galapagosinsel Santa Cruz gestorben ist. Es war die letzte der Art, der Chelonoidis abingdoni. Die Todesursache ist unbekannt.
Als Frauenheld war George nicht gerade bekannt. Zwar versuchten die Forscher im Zuchtzentrum für Schildkröten auf Santa Cruz, durch Kontakt mit Weibchen den Fortbestand der akut bedrohten Art zu sichern. Zwei weibliche Schildkröten, mit denen George 15 Jahre lebte, legten auch Eier – allerdings war keines der Exemplare befruchtet. Auch mit zwei Schildkröten der Insel Española – der Art, die der von George am ähnlichsten ist – klappte es nicht.
Aufgewachsen ist George auf der Insel Pinta, eine kleine, im Norden gelegene Insel der Galapagosgruppe. Dort wurde er 1972 gefunden, zur großen Überraschung der Forscher. Denn eigentlich galt die Schildkrötenart schon damals als ausgestorben.
Doch die Galapagosinseln sind seit jeher ein Ort der Überraschungen. Die etwa 120 Inseln, rund tausend Kilometer vor der Küste Ecuadors gelegen, gehören seit 1978 zum Weltkulturerbe der Unesco. Denn die Lebensbedingungen auf den Inseln sind denkbar unterschiedlich. Es gibt Höhenlagen und flache Gebiete, warme und kalte Meeresströmungen, trockene und feuchte Zonen, Strände, Salzwasserlagunen und Felsküsten.
Die unterschiedlichen Bedingungen und auch die physische Distanz der Inseln haben dazu beigetragen, dass eine große Artenvielfalt und auch zahlreiche endemische Arten – also solche, die nur in einem bestimmten Gebiet vorkommen – zu finden sind. Alleine 57 Vogelarten sind auf den Inseln heimisch, davon knapp die Hälfte nur dort. Berühmtestes Beispiel sind die Darwinfinken, die der Namensgeber der Evolutionstheorie bei seinem Besuch 1835 entdeckte.
Die Galapagos-Riesenschildkröte zählte bislang elf lebende Unterarten – nun ist es eine weniger. Der Körper von George liegt in einer Kältekammer, um für die Leichenschau erhalten zu bleiben. Im Juli will der Galapagos-Nationalpark einen Workshop veranstalten „zu Ehren von George“, wie es Parkdirektor Edwin Naula formuliert. Das Thema: Strategien zum Erhalt bedrohter Schildkrötenarten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“