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Archiv-Artikel

„Respekt vor dem Anderen ist wichtig“

Elternkreise, Anti-Mobbing-Kurse und Höflichkeit sind die beste Gewaltprävention, sagt Schulleiterin Steudel

taz: Frau Steudel, die Polizei soll in die Schulen gehen, um gefährliche Schüler ausfindig zu machen. Ist das sinnvoll?

Petra Steudel: Ich finde es nicht generell sinnvoll, weil sich solche Schüler in der Regel nicht im Vorhinein outen. Aber Polizeipräsenz in der Schule finde ich schon wichtig, weil sie eine abschreckende Wirkung hat.

Die Schulministerin hat vorgeschlagen, Videoüberwachung an Schulen zu ermöglichen. Würden Sie das wollen?

Wir haben in einer Klasse mal darüber gesprochen. Manche Schüler sagten: „Wir haben eigentlich nichts dagegen, denn wir haben nichts zu verbergen.“ Aber für meine Schule würde ich sagen, dass wir keine Videoüberwachung brauchen.

Wie wurde an Ihrer Schule über Emsdetten gesprochen?

An dem Tag selbst war das natürlich Thema in jeder Klasse, dann später vor allem im Politikunterricht. Da war ja nicht nur Emsdetten. Kurz darauf wurde in Düsseldorf ein Lehrer von Schülern verprügelt. Daher haben wir mit den Schülern darüber geredet, ob Emsdetten auch uns treffen könnte.

Und: Wäre das an Ihrer Schule möglich?

Im Moment habe ich nicht das Gefühl. Obwohl wir natürlich auch Schüler haben, die sich bei uns nicht sehr wohl fühlen.

Würden Sie zur Polizei gehen und sagen: „Dieser Schüler kommt mir verdächtig vor“?

In einem solchen Fall würde ich sicher die Polizei ins Boot holen. Die kann uns Verhaltenstipps geben und informieren, ob jemand wirklich gefährlich ist.

Haben Sie für sich und Ihre Schule konkrete Schlüsse gezogen aus Emsdetten?

Nein, wir sind ja schon seit Jahren dabei, präventiv zu arbeiten. Wir haben Elternkreise, um gute Kontakte zwischen Schule und Eltern aufzubauen. Da muss immer Gesprächsbereitschaft sein, damit wir auch Hinweise bekommen. Ganz wichtig ist auch die Stärkung der Schülerpersönlichkeiten. Damit keiner gemobbt wird. Dafür machen wir zum Beispiel Selbsttrainingskurse. Außerdem haben wir drei Beratungslehrer, die auch von den Kollegen angesprochen werden können. Und wir haben diese Sache mit Höflichkeit in der Schule ...

Was ist das?

Respekt vor dem Anderen war uns wichtig. Es geht ganz einfach darum, dass man sich am Riemen reißt, dass man „Guten Tag“, „Bitte“ und „Danke“ sagt, den Namen nennt. Es sind diese ganz normalen, teilweise vergessenen Dinge, die wir zusammen reaktivieren. Denn wenn jemand sich respektiert und verstanden fühlt, besteht auch nicht die Gefahr, dass er oder sie solche Dinge macht.

INTERVIEW: SUSANNE GANNOTT