: Reservearmee
■ Forderungen, die weit über die offiziellen hinausgehen, und trotzdem veröffentlicht werden
Schmelews Forderungskatalog läßt sich in der Formel zusammenfassen: „Mehr Markt führt zu mehr sozialer Gerechtigkeit“: - Anpassung des sowjetischen Preissystems an die „Weltmarktpreise“, Herstellung einer freien Konvertibilität des Rubel „ebenso wie der des Dollar oder des Pfund Sterling“, Abschaffung des staatlichen Außenhandelsmonopols; - Schaffung von „freien Wirtschaftszonen“ in der UdSSR, damit wirksame Anreize für Direktinvestitionen von Firmen aus kapitalistischen Ländern gegeben werden können (z.B. auf dem Wege weitgehender Steuerbefreiungen); - auf den Konsumgütermärkten und im Dienstleistungsbereich freie Konkurrenz zwischen Staatsbetrieben einerseits sowie Einzel–, Familien– und Genossenschaftsunternehmen andererseits; - Auflösung der Industrieministerien, Zulassung der Gründung von Aktiengesellschaften, Schaffung eines freien Kapital– und Wertpapiermarkts, an dem auch Private als Käufer und Verkäufer in Erscheinung treten können, Einführung des Investitionsgüterhandels auf dem Binnenmarkt, Zulassung von Insolvenzen und Bankrotten von Wirtschaftsunternehmen; - Abschaffung der Arbeitsplatzgarantie, Zulassung einer „verhältnismäßig kleinen industriellen Reservearmee“ (Schmelew: schon jetzt bestehe in der UdSSR eine „natürliche“ Friktionsarbeitslosigkeit von etwa zwei Prozent der Erwerbspersonen, die sich bei Hinzurechnung nichtseßhafter Arbeitsscheuer auf etwa drei Prozent stelle), mit dem Ziel, die Arbeitskräfte zu disziplinieren und die Arbeitsqualität zu verbessern.
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