Republikaner weiter ohne Favorit: Vorwahl-Siege für McCain und Romney

Bei den Republikanern haben weiterhin viele Bewerber Chance auf die Präsidentschaftskanidatur. McCain siegte in South Carolina, Romney in Nevada.

Grund zum Jubeln: Republikaner John McCain in Charleston Bild: dpa

CHARLESTON taz "Mac is back, Mac is back" johlten die Fans des 71-jährigen John McCain am Samstagabend in Charleston, nachdem Hochrechnungen gemäß klar wurde, dass der Senator aus Arizona das republikanische Rennen gewonnen hatte. In dem Ostküsten-Staat errang McCain 33 Prozent vor seinem schärfsten Widersacher, dem früheren Baptisten-Prediger Mike Huckabee, der auf 30 Prozent kam. Huckebee wirkte gefasst, als er seine Niederlage einräumte und versprach seinen enttäuschten Anhängern, dass sein Weg ins Weiße Haus nicht an diesem Abend aufhöre. Der Mormone Mitt Romney landete mit 15 Prozent der republikanischen Stimmen hinter Fred Thompson, dem Ex-Senator aus Tennessee, mit 16 Prozent.

Damit bleibt bei den Konservativen alles wie gehabt: Ein eindeutiger Favorit im Rennen um die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatur ist nicht in Sicht. Während McCain in South Carolina seinen zweiten Primaries-Sieg errang, gewann ebenfalls am Samstag in Nevada, wo Demokraten und Republikaner zu Vorwahlen aufgerufen waren, sein Konkurrrent Mitt Romney haushoch mit 51 Prozent der Stimmen. Für Romney, dem Ex-Gouverneur von Massachusetts, ist es der dritte Primaries-Sieg nach Michigan und Wyoming. McCain wiederrum schnitt im mehrheitlich von Mormonen bewohnten Nevada mit 13 Prozent hinter dem als unabhängig kandidierenden Ron Paul mit 14 Prozent eher schlecht ab.

Romney und Clinton mit meisten Stimmen Bild: taz.de-Grafik

Verwunderlich ist der ungleiche Wahlausgang vom Samstag nicht. Romney war der einzige republikanische Präsidentschaftsanwärter gewesen, der in Nevada überhaupt Wahlkampf betrieben hatte. Dafür hatte er bereits Mitte letzter Woche seine Segel in South Carolina gestrichen und das Feld McCain und den übrigen vier Kandidaten überlassen. Die Demokraten wählen in South Carolina erst am kommenden Samstag.

McCain strahlte bei seiner Dankesrede in Charlston, der romantischen Küstenmetropole des Südstaates, so siegessicher wie noch nie in diesem Wahlkampf. Gilt doch seit mehr als 20 Jahren der republikanische Wahlsieg in South Carolina als sicheres Ticket für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten. Seit 1980 wurde jeder dort siegreiche Republikaner, darunter Ronald Reagan und George W. Bush, schließlich Spitzenkandidat – und meistens auch Präsident.

Immer wieder winkte der Kriegsverteran, der seine Arme aufgrund seiner Verletzungen im Vietnamkrieg kaum heben kann, in die Menge. Ganz wie es die Südstaatenetikette verlangt, bedankte er sich für die Unterstützung zuerst bei seinen Helfern, dann bei seiner anwesenden 95-jährigen Mutter und erst dann bei seiner Frau Cindy. Grund zum Dank hatte der Senator allemal. Der Sieg mache das Trauma von 2000, als er nach einer fiesen Schmierkampagne in South Carolina gegen George W. Bush verlor, nun wett, sagte ein lachender McCain.

Sein Wahlsieg in South Carolina, einem Staat mit durch und durch konservativer, zu 60 Prozent evangelikaler Bevölkerung, war bei genauem Hinsehen allerdings ein hauchdünner. Zumal der Senator sich eigentlich beim Rivalen Fred Thompson bedanken müsste. Denn erst Thompson hatte den Aufsteiger Huckabee verhindert. In den entscheidenden christlich-konservativen Wahlkreisen hatte der Erzkonservative Thompson dem Evangelikalen Huckabee Stimmen abgejagt, woduch dieser den Wahlsieg knapp verpasste.

Ersten Wahlanlaysen zu folge habe McCain, eher untypisch, mehrheitlich nicht bei klassischen Südstaaten-Konservativen gepunktet, sondern in erster Linie bei Veteranen- und Militärfamilien, die rund ein Vietel seiner Stimmengeber ausmachten. Ausserdem bei unerwartet vielen Evangelikale und solchen, die ihn einfach für den Erfahrensten hielten. „Es sei eine Charakterwahl“ gewesen, waren sich schnell auch die Analysten der US-Fernsehsender Fox und CNN einig, denn McCain gelte vielen aufgrund seiner Kriegserfahrungen und seiner ehrlichen Art schlichtweg als vertrauenswürdiger „amerikanischer Held“.

Schnell und offensichtlich überzeugender als seine Konkurenten hatte McCain auf die schlechten Wirtschaftsdaten in den US-Nachrichten und den Rezessionsprognosen der vergangenen reagiert. Er hatte in Wahlkampfveranstaltungen Anreize für die Wirtschaft versprochen, aber auch Steuerkürzungen gekoppelt mit drastischen Ausgabenreduzierungen. Sein Konkurrent Huckabee hatte auf die Rezessionsmeldungen mit eher unpräzisen Verprechungen und seiner Standardlösung einer „fairen Steuer“ - bestehend ausschließlich aus Mehrwertsteuern – reagiert, was die verunsicherten Republikaner nicht beruhigen konnte.

Wie alle anderen demokratischen und republikanischen Bewerber um die Präsidentschaftsnominierung auch, bereitet sich McCain nun auf den „Tsunami-Dienstag“ am 5. Februar vor, an dem knapp zwei Dutzend Staaten abstimmen werden. Für McCain gilt es zuvor noch, am 29. Januar das Rennen gegen New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani in Florida zu gewinnen. Die jüngsten Umfragen sehen ihn dort schon als Sieger – vielleicht halten die Präsidentenmacher South Carolinas für ihn was sie versprechen.

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