piwik no script img

RentenfragenNicht einfach Riester, Riester – Tralala

■ Die BfA tourt wegen der Zusatzrente durch Deutschland / Station in Bremen

Einsam steht der weiße Doppeldecker-Bus der Bundesversicherungsanstalt für Arbeit auf dem Parkplatz des Wal-Mart-Supercenters. Kein Hinweisschild lenkt die Aufmerksamkeit auf das Gefährt, das sich bei näherer Betrachtung als Anlaufstelle für all jene entpuppt, die sich über die „Riester-Rente“ schlau machen wollen.

Es ist keine Werbetour für die private Rentenvorsorge, die das mobile Büro seit Januar durch die Republik führt. Vielmehr ein Versuch, der allgemeinen Unsicherheit zu begegnen, die sich angesichts der Neuregelungen für die Alterssicherung breit macht. „Im angelsächsischen Bereich gibt es ein vergleichbares Modell schon seit Jahrzehnten“, konstatiert Bernd Gronemeier, der Medienbeauftragte der Beratungsstelle. Aber hier? „Hier stehen viele noch auf dem Schlauch, weil sie sich bislang keine eigenen Gedanken um eine Rentenversicherung machen mussten.“

Großer Andrang herrscht an diesem Mittag allerdings nicht. Kaum jemand weicht vom direkten Weg zwischen Autoparkplatz und Einkaufszentrum ab, um im gepflegten Ambiente des Beratungsbusses, das irgendwie an das Innere eines ICE erinnert, Fragen nach der finanziellen Altersvorsorge zu stellen. Gronemeier macht den Dauerregen dafür verantwortlich. Eine gewisse Enttäuschung ist ihm dennoch anzumerken, als er erwähnt, dass das Wal-Mart Center um die 35. 000 Besucher täglich anzieht. Die alle seinen Bus links liegen lassen.

In Mainz und Hannover sei die Nachfrage auch nicht so groß gewesen, gibt Gronemeier zu. Nur in Magdeburg war der Andrang sehr rege. In den neuen Bundesländern, so Gronemeier, sei man für das Thema ohnehin viel stärker sensibilisiert.

Dass aber Beratungsbedarf satt besteht, wird klar, wenn man sich vor Augen führt, wie unübersichtlich das Angebot an konkurrierenden Finanzprodukten ist, die eine lohnende Altersversorgung versprechen. 3.500 „riesterfähige“ Offerten waren es allein bis Ende 2001. Mit einer wertenden Übersicht seitens der Verbraucher-Zentralen ist frühestens Mitte des Jahres zu rechnen und die Versicherungsunternehmen helfen dem Kunden ebenfalls wenig, wenn es darum geht, sich objektiv zu informieren. „Die rufen munter: Riester, Riester – Tralala! Schließlich geht es ihnen darum, möglichst viele Abschlüsse zu tätigen“, erklärt Bernd Gronemeier mit bissiger Ironie. Die Leistungen allerdings seien ausgesprochen unterschiedlich: „Nur weil ein Produkt die Voraussetzungen für die Zertifizierung erfüllt, heißt das noch längst nicht, dass es auch günstig oder sinnvoll ist.“

Die Hoffnung auf einen größeren Besucherandrang in Bremen hat der BfA-Berater noch nicht aufgegeben. Die meisten Kunden kämen über Mundpropaganda, und die brauche eben ihre Zeit. Einen Trumpf hat er außerdem noch in der Tasche: Ein unübersehbares Hinweisschild vor den Toren des Wal-Mart soll nun doch noch aufgestellt werden. kut

Der Info-Bus der BfA steht noch bis Freitag, den 15. Februar auf dem Parkplatz am Einkaufscenter Duckwitzstraße. Die Öffnungszeit ist bis Donnerstag 8.30 bis 17 Uhr, Freitag 8.30 bis 14 Uhr.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen