: Rekorde: Dollar-Tief und US-Haushaltsdefizit
■ Im transatlantischen Zinsspagat freuen sich nur die US-Exporteure
Frankfurt/New York (taz/ap/dpa) — Die Zinsen fallen in den USA, sie steigen in der BRD — kein Wunder, daß der Dollar immer uninteressanter wird. Am Montag landete er in Frankfurt im neuen historischen Tief bei 1,4639 DM. Am Freitag hatte er noch mit 1,4801 DM notiert.
Ende letzter Woche hatten sich die währungspolitischen Maßnahmen überschlagen: Zunächst hatte die Bundesbank als Maßnahme gegen Inflationsgefahren ihre Leitzinsen um ein halbes Prozent angehoben. Wie immer hatten andere westeuropäische Zentralbanken nachziehen müssen, um die Kurse ihrer Währungen gegenüber der D-Mark zu halten — obwohl die Konjunktur in den anderen Ländern bei weitem nicht so gut läuft wie im wiedervereinigten Deutschland und entsprechend empfindlicher auf Dämpfungsmaßnahmen reagiert. Am Freitag machte die US-Zentralbank Fed genau das Gegenteil der Bundebank. Nachdem steigende Arbeitslosenzahlen berichtet worden waren, senkte die Fed ihre Zinsen um ein halbes Prozent, auch wenn dadurch die Inflationsraten wieder steigen. Prompte Folge: Der Dollar geht in den Keller. Und weil der Golfkrieg nur noch gelegentlich die Krisenangst schürt, wird die Abwärtsbewegung der US-Devise vermutlich noch weitergehen.
Zumal US-Präsident Bush dem Kongreß am Montag einen äußerst unersprießlichen Haushaltsentwurf für das Jahr 1991/92 zugeleitet hat. Er weist ein Rekorddefizit von 281 Milliarden Dollar auf — und enthält noch nicht einmal die Kriegskosten am Golf. Für das laufende Etatjahr wurde der Kreditbedarf wegen der schwächeren Konjunktur und höherer Kosten für die Sanierung der Spar- und Darlehensbanken auf 318 Milliarden Dollar beziffert. Die Bankenkrise könnte noch für eine weitere Steigerung des Defizits sorgen.
Allerdings werden bei stetig fallendem Dollarkurs die Chancen für die US-Exportindustrie besser und das Handelsbilanzdefizit geringer. Vor allem aber solenl das innere Wirtschaftswachstum gefördert werden und damit die Steuereinnahmen steigen. Nur in puncto Selbstfinanzierung des Aufschwungs gibt es also derzeit keine sonderlichen Unterschiede zwischen USA und BRD. diba
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