: Reisende im Regen
Die Chancen für ein längeres Dach am Hauptbahnhof schwinden. Zu teuer, heißt es deshalb im Bundestag
Am Hauptbahnhof beginnt der Komfort für ICE-Reisende der ersten Klasse weiterhin erst im Zug: Mit der geplanten Verlängerung des Bahnhofsdachs wird es wohl nichts. Im Haushalt dieses und kommenden Jahres sei dafür bislang kein Geld veranschlagt, sagte der Vorsitzende des Bundestagshaushaltsausschusses, Otto Fricke (FDP). „Das Dach wird erst einmal nicht gebaut – es sei denn, Bahn und Verkehrsminister nehmen die Mittel aus eigenen Töpfen.“ Ein solches Vorgehen wäre jedoch grob fahrlässig, sagte Fricke am Sonntag der taz.
Auch der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, lehnt eine Verlängerung ab. Das Geld solle lieber ins Streckennetz investiert werden, sagte Schneider der Zeitung BZ am Sonntag. Die Verlängerung des Glasdachs sei ein „Luxusproblem, auf das wir gut verzichten können“.
Das Glasdach war beim Bau des Bahnhofs um 130 auf 320 Meter verkürzt worden, um sicherzustellen, dass der Bahnhof rechtzeitig vor der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 fertig würde. Seitdem stehen wartende Erste-Klasse-Fahrgäste auf der Ost-West-Strecke im Regen. Die restlichen Dachteile lagern am Ostbahnhof.
Laut einer Machbarkeitsstudie des Verkehrsministeriums würde eine Verlängerung 53 Millionen Euro kosten. Zudem müsste die Ost-West-Strecke für bis zu drei Monate gesperrt werden.
Der Verkehrsausschuss des Bundestags hatte sich auf Basis der Studie im Frühsommer für eine Verlängerung des Hallendachs ausgesprochen. Vor allem wegen des Lärmschutzes sei der Ausbau sinnvoll, befand der Ausschuss damals – ganz nach dem Geschmack des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD). Der sähe es gern, wenn das Hallendach vervollständigt würde.
Auch die für den Entwurf verantwortlichen Architekten Meinhard von Gerkan und Jürgen Hillmer befürworten die Verlängerung. Sie würden die Entscheidung von Bahn beziehungsweise Bundesregierung aber akzeptieren, sagte Hillmer.
Bahnchef Hartmut Mehdorn hat bereits erklärt, dass er den Ausbau nicht finanzieren werde. Es müsste also die Bundesregierung für das längere Dach aufkommen. „Ich sehe nicht, wie wir dem Steuerzahler in Zeiten der Finanzkrise solche Ausgaben erklären sollen“, sagte Fricke. Und von der Bahn könne schlecht verlangt werden, den Schalterzuschlag zu streichen, um dann die Finanzierung des Hallendachs zu fordern. Der Haushaltsausschuss des Bundestags soll am Mittwoch über das Thema beraten. KRISTINA PEZZEI