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Reisekrimis: Audrey Erskine-Lindops "Der Gaukler" / Jean-Bernard Pouy "Volle Dröhnung" / Frederic H. Fajardie "Der maskierte Tod"

Rechtzeitig zum französischen Revolutionsrummel ist Audrey Erskine-Lindops Abenteuerkrimi Der Gaukler in einer deutschen Neuausgabe erschienen. Die deutsche Erstausgabe erschien 1963 unter dem Titel An die Laterne. Der spannende Roman erzählt mit viel Witz die Lebensgeschichte des Schauspielers Roberts. Roberts ist das uneheliche Kind einer Pariser Wäscherin und eines unbekannten Engländers. Er wächst in England zweisprachig auf, wird Taschendieb, Schauspieler und Hochstapler. Auf der Flucht vor einer standesbewußten und sehr liebebedürftigen englischen Lady gerät er in die Wirren der Französischen Revolution. Roberts, ein Meister der Verwandlung, kommt bald in große Schwierigkeiten. Zwei Ausschüssen ist er verdächtig: dem einen als französischer Edelmann, dem anderen als vornehmer Engländer und royalistischer Spion. Nur seinen eigenen Namen glaubt man ihm nicht. Er wird verhaftet. Während er im Gefängnis dem Todesurteil entgegenbangt, rollt seine überaus abenteuerliche Lebensgeschichte vor ihm und vor dem Leser ab.

Die englische Autorin Audrey Erskine-Lindop wurde bei uns vor allem durch ihre Kriminal romane Von Mäusen und Mördern, Strich durch die Rechnung und Der Teufel spielt mit bekannt. Sie starb 1986. (Wolfgang Krüger Verlag)

Die Krimis von Jean-Bernard Pouy sind wie französische Punkmusik. Hart, leidenschaftlich, düster. Mit kurzen, hämmernden Sätzen erzählt er seine schnellen Crimestories. In Volle Dröhnung läßt er seinen Helden Charles-Emile Gadde, genannt Dumbo, sagen: „Ich liebe monotone Musik, weil das Leben sich wiederholt, weil es stottert, stolpert über Worte, Augenblicke.“ Dumbo arbeitet als Roadie bei der Punkrock-Gruppe „Bande a Part“. Die Musiker leben in der guten alten Tradition von „Sex and Drugs and Rock 'n‘ Roll“. Ständig zugeknallt mit allen nur denkbaren Drogen ziehen sie Punk übelster Sorte ab. Totale Exzesse. Da werden reihenweise Groupies gevögelt und das Mobiliar der mittelmäßigen Hotels zertrümmert. Nach einem Konzert in Paris lernt Dumbo Suzanne ken nen. Widerwillig bringt er sie ins Hotel zu einer Fete der Band, denn Suzanne ist scharf auf Pat, den Gitarristen. Am nächsten Tag ist Suzanne tot. Die Band hält dicht, keiner will es gewesen sein. Aber Dumbo schwört diesen brutalen Mord aufzuklären und Suzanne zu rächen. (rororo 2856)

Ein weiterer Meister des literarischen Verbrechens ist der Franzose Frederic H. Fajardie. In seinem anspruchsvollen sozialkritischen Krimi Der maskierte Tod geht es um drei äußerst brutale Bullenkiller. Bei ihrem schändlichen Tun treten die eiskalten Mörder immer in sehr bizarren Verkleidungen auf. Da gibt es z.B. den Dummen August, kleiner Hut, übergroße Latschen, eine zu weite Jacke mit Schottenkaros, rote Pappnase und grelle Schminke. Bewaffnet ist der Killer-Clown mit einer riesigen Schneiderschere. Dann die exakte Replik eines Michelin-Männchens mit schwarzer Mütze und einer rasiermesserscharfen Machete. Und der Pierrot mit dem weißen Mondgesicht und der Lötlampe. Kommissar Padovani ist fest entschlossen, die kostümierten Monster zur Strecke zu bringen, möglichst noch bevor er selbst dran glauben muß... (Rotbuch Krimi)

Karl Wegmann

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