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Reinrassig? - betr.: "Die Fans nehmen alles hin", taz vom 26.2.1996

Die taz hamburg druckte unkommentiert folgende Interviewpassage mit dem FC St. Pauli-Fan-Beauftragten Sven Brux ab:

„Wenn erste Liga bedeutet, daß wir Spieler aus dem Ausland oder aus der ganzen Republik zusammenkaufen statt hier ansässige Spieler zu integrieren, ist das ein Verlust der Identifikation. Weil ich eben von einem Schwaben nicht erwarten kann, daß er etwas mit der Tradition des Vereins zu tun hat.“

Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: „hier ansässiger Spieler“, „Verlust an Identifikation“, „Tradition des Vereins“, um dann die Angelegenheit etwas weiterzuspinnen: Erst der FC St. Pauli ausländerfrei und dann der ganze Stadtteil St. Pauli? Keine Brasilianer, Polen, Russen mehr, sondern nur noch reinrassige St. Paulianer! Und wieso eigentlich keine „Schwaben“? Weil Hollerbach die Paulianer „verraten“ hat? Aber ist der nicht aus Bayern? Jedenfalls einer aus der „Republik“. Oder keine „Schwaben“ einfach deshalb, weil das irgendwie wie keine „Schwarzen“ klingt, aber Leo Manzi eigentlich doch ganz süß ist...

Da ist Uli Maslos „ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ ja noch richtig weltmännisch im Vergleich zu dem, was der Fan-Beauftragte Sven Brux hier absondert. Dessen rassischer Lokalpatriotismus ist keine Antwort auf die Malsosche Vaterlandsliebe, sondern deren Steigerung – auch wenn sie im Kapuzenpulli mit Totenkopf-Mütze daherkommt. Und die taz hamburg stellt sich hierfür als Sprachrohr zur Verfügung.

Mit ziemlich ratlosen Grüßen

Werner Krauß

Betr.: „Obskure Personen“, taz-hh v. 28.02.96

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