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Archiv-Artikel

Rechte statt Ehre

In Köln tagt heute eine Konferenz gegen Ehrenmorde und Islamismus. Auch Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali dabei

Es war am 7. Februar vor einem Jahr, dass in Berlin die 23-jährige Deutschkurdin Hatun Sürücü von einem ihrer Brüder auf offener Straße erschossen wurde. Gegen den Täter und zwei weitere Brüder wird derzeit noch in Berlin vor Gericht verhandelt. Dessen Geständnis und vor allem eine Zeugenaussage direkt nach der Tat legten aber nahe: Die Tat war ein „Ehrenmord“. Wegen ihrer nach streng islamischen Maßstäben zu freizügigen Lebensweise wurde Sürücü ermordet – von der eigenen Familie.

„Vergesst niemals Hatun!“ fordert nun nicht nur Ayaan Hirsi Ali. Die gegenwärtig wohl prominenteste Islamkritikerin kommt aus den Niederlanden zu einer Konferenz, die heute Nachmittag in der Fachhochschule Köln zu den so genannten Ehrenmorden stattfindet. „Man muss anerkennen, dass Ehrenmorde ein Phänomen sind, das mit dem politischen Islam zu tun hat“, sagt Mina Ahadi, die Sprecherin der Konferenz. Über 5.000 Frauen würden jedes Jahr weltweit im Namen der Ehre ermordet. Die meisten dieser Verbrechen, über 90 Prozent, würden in islamischen Familien begangen, so Ahadi, die auch Vorsitzende des Internationalen Komitees gegen Steinigung ist.

Auch für viele Gastrednerinnen der Konferenz, die international unter dem Titel „The Globalization of Political Islam and Women‘s Rights“ angekündigt wird, bedeutet der Einsatz für Frauenrechte zugleich, den politischen Islam zu bekämpfen. Homa Arjomand zum Beispiel ist Leiterin der Kampagne „No Sharia“, die sich gegen islamische Gesetze in Kanada wehrt. Aus Großbritannien kommen Azar Majedi, die Vorsitzende von „Women‘s Liberation – Iran“ und Maryam Namazie. Gemeinsam mit Ayaan Hirsi Ali gehört sie zu den zwölf Intellektuellen, die kürzlich in einem international beachteten, aber auch umstrittenen Manifest vor dem Islamismus als „neuem Totalitarismus“ gewarnt haben – genau so wie vor „kulturellem Relativismus“, der „im Namen der Achtung der Kulturen und der Traditionen hinnimmt, dass den Frauen und Männern der muslimischen Kultur das Recht auf Gleichheit, Freiheit und Laizität vorenthalten wird“.

Dagegen wendet sich auch Konferenz-Sprecherin Ahadi: „Man darf sich nicht einschüchtern lassen und muss die Frauenrechte verteidigen“, sagt sie, auch mit Blick auf den aktuellen Karikaturenstreit. Meinungsfreiheit bedeute eben: „Jeder darf alles kritisieren.“ DIRK ECKERT