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Rechte BandsNazis rocken nicht mehr

Rechtsextreme Bands haben in den vergangenen Jahren in Berlin fast keine Konzerte mehr spielen können. Lediglich als Anheizer auf NPD-Veranstaltungen dürfen die Nazimusiker noch auftreten

Die Zahl der Konzerte rechtsextremer Bands in Berlin ist in den vergangenen Jahren fast auf null zurückgegangen. Das teilte die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, bei der Vorstellung der Info-Broschüre "Rechtsextremistische Musik" am Freitag mit. Über diese Musik kommen viele Jugendliche erstmals mit der rechten Szene in Berührung. Grund für den Rückgang der Konzerte sei ein konsequentes Durchgreifen der Polizei, sagte Schmid. Berlin habe daher in der Szene einen "sehr schlechten Ruf".

Dieser erfreulichen Entwicklung steht allerdings der bundesweite Trend entgegen. Nach einem deutlichen Rückgang um die Jahrtausendwende wurde 2005 mit 193 bekannt gewordenen Konzerten ein neuer Höchststand verbucht. Das ist vor allem Besorgnis erregend, weil laut Schmid nicht das bloße Hören rechtsextremistischer Musik zur Akzeptanz der Ideologie führe. Für eine Identifikation mit den Inhalten seien vielmehr emotionale Erlebnisse wie Konzerte wichtig. Diese dienten gleichzeitig der Vernetzung der Szene.

2006 waren dem Verfassungsschutz 152 rechtsextreme Bands in Deutschland bekannt, so viele wie nie zuvor. In Berlin üben derzeit noch 5, darunter solche von überregionaler Bedeutung wie "Spreegeschwader" und "Macht & Ehre". Sie werden von einem "Musiknetzwerk" von rund 200 meist älteren Rechtsextremen unterstützt. Auch wenn Konzerte seltener werden, ist die rechte Musikszene in Berlin mitnichten zum Erliegen gekommen.

Stattdessen hätten sich neue Kooperationsformen herausgebildet, sagte Schmid. Nach dem Verbot vieler Kameradschaften in Berlin sei die NPD zum "zentralen Akteur in der rechtsextremen Szene" aufgestiegen. Rechtsextreme Bands träten heute vermehrt unter ihrer Schirmherrschaft auf - etwa bei Wahlveranstaltungen, die durch das Recht auf Versammlungsfreiheit geschützt sind. Von dieser Zusammenarbeit erhofften sich Bands und NPD Vorteile: Die Bands könnten ungestört auftreten, die Partei könne erlebnisorientierte, eher unpolitische Jugendliche an sich binden.

Nicht nur die Organisation der Szene, auch die Songtexte ändern sich. Um eine Indizierung zu vermeiden, träten verklausulierte Ausdrücke an die Stelle offener Hetze. So werde aus "Jude" beispielsweise "die Auserwählten". Strafrechtlich sei dem kaum beizukommen. An dem menschenverachtenden Inhalt ändert das wenig. Auch der Hass auf "das System" sei in den letzten Jahren vermehrt Thema der Songs, sagte Schmid. Sonderlich produktiv sind die Berliner Nazi-Bands zuletzt allerdings nicht gewesen. 2006 erschien lediglich ein Album.

Die erste Auflage der Info-Broschüre beträgt 12.500 Stück. Sie soll zunächst in Bürgerämtern und weiteren Behörden ausgelegt werden, wird auf Wunsch jedoch auch an Schulen versandt. Im Internet ist sie unter www.verfassungsschutz-berlin.de erhältlich.

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