: Reaktor kaputt
ATOM Brennstäbe in Block 1 der Atomruine Fukushima stärker geschmolzen als befürchtet
TOKIO/BRÜSSEL dpa | Noch mehr schlechte Nachrichten aus der Atomruine Fukushima in Japan: Die Brennstäbe in Reaktor 1 sind wahrscheinlich stärker geschmolzen als bislang befürchtet. Darauf deutet der niedrige Kühlwasserstand hin, der intakte Brennstäbe an ihrer ursprünglichen Position gar nicht mehr erreichen würde. Das Kühlwasser sei erheblich geringer als gedacht, gab die Betreiberfirma Tepco am Donnerstag nach Auswertung neuer Daten bekannt.
„Die Situation ist eindeutig viel ernster als zuvor berichtet“, urteilte die Umweltorganisation Greenpeace. Die Lage könne „rapide eskalieren“, sollte der Kernbrennstoff den Reaktorkessel durchschmelzen. Tepco versicherte jedoch, dass dank zusätzlicher Wasserzufuhr derzeit keine Überhitzung des wahrscheinlich geschmolzenen Brennstoffs drohe. Die Temperatur des Druckkessels sei mit 100 bis 120 Grad relativ niedrig.
Tepco will die Betonhülle des Reaktordruckbehälters mit Wasser fluten und ein System zur stabilen Kühlung des Kernbrennstoffs installieren. Die Auswertung der jüngsten Daten deutet jedoch darauf hin, dass ein beträchtlicher Teil des bisher in den Reaktorkern eingeleiteten Wassers in andere Reaktorteile ausgelaufen ist.
Experten hatten bereits zuvor vor Undichtigkeiten in Reaktor 1 gewarnt. Tepco sei es bisher nicht gelungen, die Position der Lecks zu orten und zu klären, ob sie die Sicherheit des Betonmantels beeinträchtigen, kritisierte Greenpeace. In einer Studie habe auch die amerikanische Atomaufsicht vor Gefahren gewarnt, die durch große Wassermassen in den Sicherheitsbehältern entstehen. Die Behälter könnten bersten, wenn es zu Erderschütterungen kommt. Tepco will den Plan zur Flutung der Betonhülle nun überarbeiten.
Radioaktivitätsmessungen von Greenpeace an Algen vor Japans Ostküste haben hohe Kontaminationen ergeben. Von Bord eines Schiffes und vom Ufer aus hatten Umweltschützer Algenproben gesammelt und mit dem Geigerzähler untersucht. 10 von 22 Proben wiesen Werte von mehr als 10.000 Becquerel pro Kilogramm auf, so Greenpeace. Die radioaktive Kontamination liege damit um mehr als das Fünffache über dem Grenzwert. Die Umweltschutzorganisation fordert die japanischen Behörden auf, für den Verzehr bestimmte Algen umfassend auf radioaktive Belastungen zu untersuchen. In den Küstengewässern vor Fukushima solle am 20. Mai mit der Ernte begonnen werden.