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Reaktion auf taz-EnthüllungenSudan-Demobilisierer demobilisiert

Die UN-Entwicklungsagentur UNDP streicht überteuerte Stellen in ihrem Südsudan-Demobilisierungsprogramm. Deutschland stellt seine Zahlungen unter Vorbehalt.

Hat nicht mehr viel zu tun: Ein südsudanesischer Soldat in Juba. Bild: dapd

KAMPALA taz | Ob Deutschland die Demobilisierung im Südsudan weiterfinanziert, hängt von einem UN-Untersuchungsbericht ab. So lautet die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag in Reaktion auf taz-Recherchen, wonach ein erheblicher Teil der Mittel der UN-Entwicklungsagentur UNDP zur Demobilisierung von 180.000 südsudanesischen Bürgerkriegskämpfern in Wirklichkeit in Spitzengehälter fließt.

Die Regierung hat Einsicht in einen internen UNDP-Prüfbericht beantragt, heißt es in der Antwort von Cornelia Pieper (FDP), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, auf die Anfrage des grünen Abgeordneten Christian Ströbele in einer Fragestunde am 19. Januar.

"Grundsätzlich ist die Kritik in den taz-Artikeln zutreffend: Das Programm leidet unter überdurchschnittlich hohen Personalkosten und wird nicht gut umgesetzt", so die Antwort weiter. Dennoch werde die technische Beratung für Südsudans Demobilisierungskommission vorerst bis Ende März verlängert. "Ein erneuter finanzieller Beitrag wird von der Vorlage und Auswertung des UNDP-internen Audits abhängen."

Sollte Deutschland seine Finanzierung einstellen, hätte dies "ernsthafte Auswirkungen" auf die Stabilität Südsudans, sagt William Deng, Direktor von Südsudans Demobilisierungskommission. Frustrierte Exkämpfer ohne Integrationschancen würden eine Bedrohung darstellen. Deng fordert daher vom UNDP, "das Programm effektiv, zügig und transparent fortzuführen". Sonst sähe er sich gezwungen, nach alternativen Partnern zu suchen, zum Beispiel die Weltbank, die in der Demokratischen Republik Kongo die Demobilisierung durchführt.

Beim UNDP hat die Kritik offenbar bereits zu Konsequenzen geführt: Der zuständige Programmdirektor, der ein Jahresgehalt von 370.216 Dollar bezog, ist nach taz-Informationen entlassen worden, Verträge für weitere internationale Angestellte wurden zu Beginn des Jahres nicht verlängert. Grund, so UNDP-Sprecher Stephane Dujarric, seien die schwierigen Bedingungen im Südsudan: Man habe erkannt, dass man zu viele Mitarbeiter angestellt habe. Das Programm werde nun der Realität angepasst. Und der Prüfbericht soll Mitte Februar vorliegen.

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3 Kommentare

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  • S
    Suuna

    Gehalt und Missionskosten sollte man unterscheiden. Über die Gehälter kann man reden, aber vier Wände (oder Zeltplanen) mit einem Dach drüber kosten in Juba einfach 100USD (in einem anderen Beitrag dieser Zeitung auch schon angesprochen) und Kosten für Nahrung, Benzin sind ebenfalls höher als in den Nachbarländern, auch wenn nicht so extrem wie die Kosten für Unterkunft. Dies lässt die Kosten der Mission im Verhältnis mit anderen Missionen steigen und wird sich kurzfristig auch nicht ändern, egal wer die Arbeit macht.

     

    Denke nicht, dass die Gehälter übertrieben hoch sind bzw. das Hauptproblem an den hohen Missionskosten sind

  • J
    Johannes

    Die ganzen UN-Mitarbeiter in Entwicklungsländern bekommen, genauso wie deren Pendants von privaten NGOs ein Schweinegeld, gemessen an den Lebenshaltungskosten vor Ort ein Tausendfaches von dem, was nötig wäre. Was mich daran stört, ist dass diese Leute oftmals nur den Job wegen der guten Bezahlung erwählen und ausführen, anstelle sich aus einem wirklichen Interesse, bzw. wirklichem Hilfsbedürfnis heraus der Sache zu widmen.

    UN und die große Mehrheit der NGOs sind genauso ein korrupter Haufen, denen es nur ums Geschäft und Eigeninteressen geht, wie die meisten Regierungen in den entsprechenden Ländern, Privatfirmen und internationale Konzerne.

  • S
    Suuna

    Man sollte auch bedenken, dass die Arbeit im Südsudan wegen der hohen Lebenskosten etwas teurer ist im Vgl. zu DR Kongo. Allerdings ist es auch fraglich, ob man UN-Fahrzeuge serienmäßig wie Kriegsgeräte mit Unterbodenschutz gegen Landminen usw. ausstatten muss.