Reaktion auf Militärübung: Schüsse an Nordkoreas Grenze
Die Grenzbewohner wurden in Schutzbunker gebracht, nachdem Schüsse an der Westküste Südkoreas fielen. Vorausgegangen war eine Übung Pjöngjangs.
SEOUL ap | Zwischenfall an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea: Nach einer Schießübung Pjöngjangs nahe der umstrittenen Seegrenze vor der Westküste hat Seoul Artilleriegranaten ins Meer gefeuert. Das teilte ein Sprecher des Generalstabs in Seoul mit.
Zuvor hatte Pjöngjang am Montag ungewöhnliche Schießübungen an sieben Orten nördlich der Seegrenze angekündigt. Prompt drohte der Süden im Falle einer Provokation mit einer starken Reaktion. Auf Land oder Militäreinrichtungen habe keine der beiden Seiten gefeuert, hieß es aus Seoul. Details nannte der Sprecher zunächst nicht.
Bewohner der Grenzregion wurden nach dem Schusswechsel in nahe gelegene Schutzbunker gebracht. Es sei der Lärm von Geschützfeuer zu hören, sagte der Anwohner Kang Myeong Sung aus einer Unterkunft auf der südkoreanischen Insel Yeonpyeong.
Nach Monaten der Zurückhaltung hatte Pjöngjang zuletzt seine Rhetorik verschärft und mehrmals Raketen getestet. Damit protestierte Nordkorea offenbar gegen laufende Militärübungen zwischen Seoul und Washington. So sieht die Führung um Kim Jong Un die Manöver als Vorboten einer Invasion, die USA und Südkorea betonen hingegen den rein defensiven und routinemäßigen Charakter der Operationen.
Am Sonntag drohte Pjöngjang mit einem vierten Atomtest. Laut Seoul gibt es jedoch keine Anzeichen für eine bevorstehende Detonation.
Pjöngjang feuert routinemäßig Artillerie und Raketen ins Meer, gibt derartige Aktionen jedoch selten vorab bekannt. Der stellvertretende Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums, Wee Yong Sub, bezeichnete die nordkoreanische Botschaft als "feindseligen" Versuch, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu verschärfen.
Die unzureichend markierte Seegrenze vor der Westküste war schon in der Vergangenheit Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Nord- und Südkorea. Im Jahr 2010 kostete Artillerieangriffe auf Yeonpyeong vier Menschen das Leben.
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