Reaktion auf Börsentalfahrt: US-Notenbank senkt den Leitzins
Früher als erwartet kündigt die Fed eine Zinssenkung von 0,75 Prozentpunkten auf 3,5 Prozent an.
WASHINGTON dpa/ap Mit einer deutlichen Zinssenkung von 0,75 Prozentpunkten reagierten die US-Notenbanken auf die wachsenden Konjunkturrisiken der US-Wirtschaft. Der zuständige Ausschuss der Federal Reserve beschloss am Dienstag, den Leitzins von 4,25 auf 3,5 Prozent zu senken. Mit einer Zinssenkung war allgemein erst für die nächste Sitzung der Währungshüter am 30.Januar gerechnet worden - Experten gingen von mindestens 0,5 Prozent aus.
Notenbankchef Ben Bernanke und seine Kollegen hatten die Märkte bereits zuvor mit deutlichen Warnungen vor konjunkturellen Risiken auf eine Zinssenkung eingestimmt.
Die US-Währungshüter begründeten den Schritt mit schwächeren Aussichten für die Wirtschaft und zunehmenden Wachstumsrisiken. Außerdem wiesen sie auf die hartnäckige Finanzmarktkrise hin. Die Marktkonditionen hätten sich weiter verschlechtert und die Kreditbedingungen für einige Haushalte und Unternehmen seien ungünstiger geworden. Neueste Daten wiesen zudem darauf hin, dass der Abschwung am Immobilienmarkt noch nicht ausgestanden sei. Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt sei nicht gut.
Seit dem Sommer hat die Fed den Leitzins damit angesichts der zuspitzenden Krise auf dem Kredit- und Häusermarkt um insgesamt 1,75 Prozentpunkte gesenkt. Die Fed steht im Einklang mit dem Kurs von US-Präsident George W. Bush, der in der vorigen Woche ein riesiges Konjunkturpaket angekündigt hat, das bis zu 145 Milliarden Dollar kosten soll.
In Europa riefen Experten und Regierungen die Anleger auf, Ruhe zu bewahren. Experten in London rechneten für die kommenden Wochen zwar mit weiteren Turbulenzen. Für Panikverkäufe sei es jetzt aber ohnehin zu spät. Der Deutsche Aktienindex, der den gesamten Vormittag im Minus verharrt hatte, kehrte daraufhin sofort ins Plus zurück. Gegen 14.30 Uhr notierte er bei 6813 Punkten 0,3 Prozent über dem Schlusskurs von Montag.
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