Razzia bei „Sözcü“-Mitarbeitern: Wieder zum Feiertag
Nun gerät die auflagenstärkste Oppositionszeitung der Türkei ins Visier. Drei Mitarbeiter*innen wurden am Morgen verhaftet.
Der Druck auf die türkische Presse erhöht sich. Diesmal gerät die für ihre laizistisch-nationalistische Berichterstattung bekannte Tageszeitung Sözcü ins Visier. In den Morgenstunden kam es zu einer Razzia in der Wohnung des Herausgebers Burak Akbay. Dieser befand sich zu diesem Zeitpunkt allerdings im Ausland.
Doch Online-Chef Mediha Olgun, Geschäftsführerin Yonca Keleli und Reporter Gökmen Ulu wurden mit dem Vorwurf der “Mitgliedschaft in der terroristischen Organisation FETÖ“ (der angeblich vom islamischen Prediger Fettullah Gülen angeführten Organisation) in Polizeigewahrsam genommen.
Zahlreiche Stimmen kritisierten das Vorgehen gegen die auflagenstärkste Oppositionszeitung der Türkei. Vor allem, da die Razzia am 19. Mai stattfand, einem Atatürk gedenkenden Nationalfeiertag. Schon zum vergangenen laizistischen Nationalfeiertag, dem Tag der Republik am 29. Oktober, wurden zahlreiche kritische Nachrichtenagenturen gesperrt und Journalist*innen verhaftet. Nur ein Zufall?
Nach den Razzien am Morgen kehrten alle Sözcü-Mitarbeiter*innen – inklusive jenen, die sich im Urlaub befanden – im Redaktionsbüro ein, um ihre Solidarität mit den inhaftierten Kolleg*innen zu zeigen.
Seit 1999 als Journalist tätig. Arbeitete bereits bei den Tageszeitungen Akşam und Habertürk, der Zeitschrift PS Aktüel, und ist derzeit Onlineredakteur von Sözcü. Außerdem gibt er Journalismusseminare an der Okan Universität in Istanbul.
Neben Leser*innen der Zeitung, kritisierten auch berühmte Namen aus der Kunst- und Kulturszene die Verhaftungen der Sözcü-Mitarbeiter*innen. Der Schauspieler Levent Üzümcü äußerte: „Es reicht nicht, neue Brücken zu bauen. Die Menschen haben keine Ruhe mehr.“
Auch in den Sozialen Netzwerken gab es unzählige Reaktionen und Proteste zum Vorgehen gegen Sözcü. Der Vorsitzende der kemalistisch-nationalistischen Partei CHP Kemal Kılıçdaroğlu begab sich mit einer Gruppe von Kolleg*innen in den Morgenstunden zum Redaktionsbüro der Zeitung in Istanbul-Halakalı.
Hinweis: Der Autor dieses Texts ist Mitarbeiter der Tageszeitung Sözcü.
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