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Rausschmiss wegen Liebe zu Gaddafi-SohnWho the fuck is Alice?

Vanessa Hessler, das Model für die DSL-Marke "Alice", ist ihren Job los. Sie hat zu freizügig über ihre Beziehung zu einem Gaddafi-Sohn und die Lage in Libyen geplaudert.

Waren liiert: Model Vanessa Hessler und Mutassim Gaddafi. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa | Eine blonde Schönheit und ein orientalischer Herrschersohn mit Hang zu Reichtum, Luxus und hübschen Frauen: Auf den ersten Blick eine Geschichte wie aus einem Märchen. Doch die Romanze des Topmodels Vanessa Hessler hat einen Schönheitsfehler - ihr Geliebter Mutassim war einer der Söhne des getöteten libyschen Ex-Diktators Muammar al Gaddafi. "Das war eine leidenschaftliche Geschichte", offenbarte Hessler wenige Tage nach dem Tod ihres Liebhabers bei den letzten Kämpfen des Bürgerkrieges in einer italienischen Zeitschrift.

Das Interview wurde ihr nun zum Verhängnis: Seit Montag ist die 23-Jährige ihren Vertrag als Werbefigur für die Telefonanbieter "Alice" und O2 los.

"Sie wird ab sofort nicht mehr unsere Werbefigur sein", sagte der Sprecher des Mutterkonzerns Telefonica, Albert Fetsch, am Montag in München. Anstoß nahm das Unternehmen an Hesslers Äußerungen über Libyen und die politischen Umstände in dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land. Diese vertrügen sich nicht mit den Werten und Vorstellungen von Telefonica, begründete Fetsch.

Besonders pikant: Hessler hatte dem Blatt erklärt, sie habe die Gaddafi-Familie als normale Menschen kennengelernt. "Wir - Frankreich und Großbritannien - haben die Rebellen finanziert. Die Leute wissen nicht, was sie tun." Außerdem müsse man nicht alles glauben, was so gesagt werde. Solche politischen Äußerungen sind wohl ein Image-Gau für die werbende Firma - es musste die Reißleine gezogen werden.

Hessler zeigte sich schockiert von der Entscheidung: "In einem Augenblick einer besonderen und starken Emotion habe ich einige Aussagen der Presse gegenüber gemacht, an die ich mich nicht vollkommen erinnern kann", gab sie am Montag über ihr Management in Rom bekannt. Dabei sprach sie von Manipulation und distanzierte sich von jeder Art "von Tyrannei, Gewalt und Unterdrückung".

Beauties und Biester

Mit dem Vertragsende für Hessler endet eine aufsehenerregende Werbekampagne. 2004 zierte die Schöne mit italienisch-amerikanischen Wurzeln erstmals die Plakate von "Alice". Sogar Auffahrunfälle soll es gegeben haben, weil Männer ihre Blicke nicht von den sexy Kurven lassen konnten. Seit der Übernahme von "Alice" durch Telefonica warb sie zunehmend auch für O2.

Ihr Geliebter Mutassim war nicht ohne Einfluss und politische Ambitionen. Er war Sicherheitsberater seines Vaters und kommandierte eine Einheit der Regierungstruppen. Daneben liebte er den Luxus und feierte auf der Karibikinsel St. Barth mit Stars und Sternchen.

Die Nähe zu Gewaltherrschern und deren Umfeld brachte schon mehrere Stars in die Bredouille. Die R&B-Sängerin Beyoncé soll eine Million Dollar für einen Auftritt beim Gaddafi-Clan kassiert haben - Geld, dass sie später beschämt spendete. Für Wirbel hatte kürzlich auch Hollywood-Star Hilary Swank gesorgt mit einem Geburtstagsständchen für Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow, dem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Und Model-Kollegin Naomi Campbell kam wegen Blutdiamanten ins Gerede, die ihr Liberias Ex-Herrscher Charles Taylor geschenkt haben soll.

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20 Kommentare

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  • N
    nmevf

    Wer hätte gedacht, dass die taz-Leserschaft eines Tages plötzlich ihr Herz für eine überbezahlte Glamour-Werbetussi und einen Milliardärs- und Diktatorensohn, der zuletzt als mordender Warlord auffiel, entdecken würde. Da sind ja scheinbar alle auch ganz zufrieden mit ihrem Alice-Internet, bzw. bei einem anderen Anbieter.

     

    Den Gaddafi müssen da ja einige - aus sicherer Entfernung natürlich - richtig in ihr Herz geschlossen haben: So schöne Kostüme, und so ein schönes Zelt! Und weibliche Bodyguards! Die klagten zwar letztens, sie seien von Papa Gaddafi und seinen Sohnemännern öfters mal vergewaltigt worden, aber wer will da schon kleinlich sein, wenn es um so einen netten Diktator und Milliardär geht. Im Kopf manches taz-Lesers möchte man nicht stecken.

  • MZ
    M. Zinke

    was, wenn sie die freundin von jörg haider oder dem irren von oslo gewesen wäre und sich positiv geäußert hätte?

    dann wäre die taz-leser-meute zur hochform aufgelaufen und hätte alice/O2 boykottiert etc.

     

    warum kann ein unternehmen nicht selbst entscheiden wer das werbegesicht ist und dieses austauschen wann immer opportun?

    schließlich geht es hier nicht um die putzfrau oder eine call-center-mitarbeiterin.

  • G
    Grimm

    Wenn jetzt sofort alle Leute gefeuert würden, die vor ein paar Wochen noch mit dem "Gaddafi-Clan" befreundet waren, dann hätten wir jetzt in der ganzen Welt neue Regierungen, neue Bankvorstände, neue Konzernchefs, eine neue Münchner Stadtregierung samt Polizei - und eben auch ein neues Model bei O2. Mir würde das gefallen!

  • JL
    julius lieske

    "Besonders pikant: Hessler hatte dem Blatt erklärt, sie habe die Gaddafi-Familie als normale Menschen kennengelernt."

     

    Empörend.

  • K
    Korinthenkacker

    Mal wieder eine Headline, die so falsch ist wie nur was …

     

    Also noch mal zum Mitmeißeln: Das Blondie ist nicht wegen der Affaire zu einem Potentatensohn gefeuert worden, sondern deshalb, weil sie Ghaddaffis brutalen Islamsozialismus als Ponyhof beschrieben hat.

  • S
    sonja

    Es ist doch wirklich zum Kotzen! - Da gibts einen Artikel, der durchaus kritisches Potenzial hätte - wieder einmal verliert in unserer ach so demokratischen Welt jemand den Job, weil sie eine Meinung äußert, die irgendwie grade nicht so konform ist - da verwandelt sich das Ganze unversehens in eine Hetzkampagne gegen den "Gaddafi-Clan". Kann mir von diesen Leuten, die hier immer wieder so was verzapfen, mal bitteschön jemand erklären, was genau "der Gaddafi-Clan" verbrochen hat, um mit den schlimmsten Gewaltherrschern in eine Ecke gestellt zu werden?

  • J
    Josef

    Tja, auch im freien Westen darf man seine Meinung nicht ungestraft frei äußern. In der DDR war das auch so, da hätte es auch den Job gekostet. Im Übrigen frage ich mich, wofür man das model bestraft. ich finde auch, dass wir manipulativ über den Libyen Feldzug des NATO informiert wurden

  • H
    Helena

    Je mehr man von den neuen Demokraten hört, umso mehr war Gadaffi das kleinere Uebel! Die verblödete UNO hat doch tatsächlich die al Kaida an die Macht gebomt!

    Scharia ist bereits eingeführt! Menschenrechte sind denen scheissegal! Weiter so, tolle Leistung. Gadaffi war dagegen Mutter Theresa. Kostenlose Schulen, kostenlose medizinische Versorgung, bezahlbare Nahrungsmittel, Frauenrechte etc. Das ist jetzt alles Vergangenheit.

  • C
    Celsus

    Vanessa Hessler ist aus meiner Sicht eine wichtige Zeitzeugin. Sie bringt zum Ausdruck, was die westlichen Staaten jetzt verdrängen wollen. Es wurden sehr freundschaftliche Kontakte zu Gaddafi und seiner Familie von westlichen Staaten gepflegt. Und derartig gute Kontakte hatte unter anderem die BRD, die glücklich sein kann, im Hessler-Interview trotzdem nicht genannt zu werden. Wäre es bei einem ethisch vertretbarem Verhalten des Westens am Ende überhaupt zu derart blutigen Auseinandersetzungen gekommen? Ich bezweifle das.

  • SU
    Scharia und Luftschüsse

    Püppi hat bestimmt genug verdient und zur Not hilft halt Silvio mit seinem Dicken.

    Da haben sich ja die richtigen gefunden: Alice, Telefonica und Null Zwei sind alles Schweinefirmen, die jetzt lieber mit Al Kaida Rebellen, die am liebsten auf Bomber warten, Munition verschwenden und prominente Leichendoubles begaffen, Geschäfte machen und da muß dann ja eh ein vermummtes Model her.

    Aber sie sind auch hier blutsaugende Schweinefirmen, die Dumme abkassieren und keine Leistung bringen.

  • M
    mimi-kri

    für dieses allerweltsgesicht wird doch wohl ganz schnell ein ersatz zu finden sein.

  • J
    jugen

    Die Frau hat einfach eine andere Wahrheit live erlebt, als die, welche uns von den Polit-Marionetten einzureden versucht wird.

     

    Eine Wahrheit allerdings, die von den deutschen Mainstream-Propagandamedien mit aller Macht verschwiegen wird. Inklusive der Taz, die scheinbar alles was sie mal ausmachte über Bord geworfen hat und diese Desinformation genau so betreibt wie die Zeit, der Spiegel, die Welt und die Bild. Ich wäre deshalb auch mehr als verwundert wenn dieser Kommentar die Zensoren der Taz überlebt. Ja liebe Redakteure – ich glaube die Zeiten von unabhängiger Berichterstattung, die bemüht ist beide Seiten einer Medaille zu betrachten, sind auch bei Ihnen vorbei.

     

    Ich bin weiß Gott kein Gaddafi Anhänger und davon überzeugt, dass dieser Mann richtig Dreck am Stecken hatte. Aber die bezüglich Libyen betriebene Propaganda geht einfach zu weit.

     

    Muammar Gaddafi verwandelte Libyen in wenigen Jahrzehnten von einem der ärmsten Ländern der Welt zum wohlhabendsten Land Afrikas, wohlhabender sogar als Brasilien, Russland und Saudi-Arabien. Wohlhabender auch, als manches Land der EU. Eine Untat, die der Westen ihm nie verziehen hätte.

    http://denkbonus.wordpress.com/

    Fabrizierte Nachrichten über Libyen

    http://einarschlereth.blogspot.com/2011/10/fabrizierte-nachrichten-uber-libyen.html

  • B
    bernd

    Was ist denn das für ein scheinheiliger Mist? Natürlich war auch Gadaffi ein normaler Mensch. Diese primitive Konstruktion von Feindbildern und "Unmenschen" ist doch nichts anderes als eine Legitimation für interessengeleitete Politik. Vor einem Jahr hätte kein Hahn nach solchen Aussagen gekräht, weil Gadaffi noch ein verlässlicher Partner im Kampf gegen den Terrorismus, Folterknecht für die EU und USA und Lieferant von Erdöl war. Und dass die Rebellen zu vielen Teilen keine aufgeklärten, westlichen Demokraten sind, ist doch auch kein Geheimnis. Warum also dieses Getue, als ob es sich bei Gadaffi um den Teufel in Person handele?

    Zugegebenermaßen ist es natürlich ob der gesellschaftlichen Stimmung nich besonders intelligent von Frau Hessler sich zu diesem Zeitpunkt so zu äußern, aber albern ist die ganze Angelegenheit schon. Schließlich wurde Gadaffi ja auch von den Staatsoberhäuptern derjenigen Länder, die mit der NATO Lybien bombardiert haben, bis vor kurzem noch hofiert.

  • UM
    Ulli Müller

    Iss ja toll, so wichtige Informationen hole ich mir im Normalfall beim Arzt aus den "gelben Seiten".

    Viel interessanter wäre zu berichten, welche Exlieferanten, Lobbyisten (so wie unsere Politiker) sich nun die Kriegsbeute (Libyen) aufteilen werden. Und ob es den Menschen in Libyen nach Gaddafi in Sachen soziale Absicherung (Rente, Ausbildung, quasi Vollbeschäftigung) ähnlich gut geht? Nachdem die Natoflieger ja alle wichtigen Gebäude, unter anderem Krankehäuser aus Versehen zerbomt haben, um den Schurken zu stürzen, kostet das sicher viel Geld (Öl) da wird dann baldnicht mehr viel für die Menschen übrigbleiben. Oder kann man nicht herausbekommen, wann diese Wiederaufbau(vor)verträge abgeschlossen wurden? ...?

    Who the fuck is information?

  • W
    Wolf

    Alle Autofahrer, die in den letzten Jahren bei Tamoil getankt haben, sind sofort in U-Haft zu nehmen, eine Gesinnungsprüfung ist nicht nötig.

     

    Sonst alles gesund?

  • K
    KFR

    Versteh ich nicht !!!

     

    wenn alle inoffiziellen Beziehungen / relations&contacts mit zukünftig, politisch "nicht" opportunen (Ex-) Promis zensiert und gesperrt werden, haben die gossip-scene und viele viele Medien gar nichts mehr zu berichten.

     

    Vielleicht mal über Clintons, Obama, Merkel, Seifert, Helmut Schmidt, Steinbrück, Kaudder, Polenz, Käsmann, Gysy, Pilawa, Gottschalk, Heidi Klum, Schumacher etc etc nachdenken ???

  • A
    atypixx

    Es darf nichts Weißes im Schwarzen geben, denn das überfordert die Massen, die kaufen sollen und nicht denken können. Oder wie?

  • A
    artemidor

    "Blutdiamanten"? Seit wann schreibt die taz auf Bild-Niveau?

  • MZ
    M. Zinke

    Freiheit:

     

    1. es steht jedem mitarbeiter zu, zu lieben wen man will.

     

    2. es steht jedem unternehmen zu, zu beschäftigen wen man will.

  • A
    aurorua

    Na und, weg ist sie, die nächste steht schon in der Warteschleife.