■ Kommentar: Raus aus dem Revier
Eigentlich klingt es ja nicht schlecht, wenn Peter Strieder eine „radikale Wende“ in der Wohnungsbaupolitik fordert. Und selbstverständlich darf ein Senator, der für Stadtentwicklung zuständig ist, auch auf baupolitischem Terrain wildern. Er sollte dabei aber auch sagen, was er will.
Zumindest das hat Strieder gestern bei der Vorstellung seiner neuen „Eigentumsinitiative“ versäumt. Im Wortnebel der mit dem Masterplan begonnenen Debatte um Verdichtung und Nachhaltigkeit stocherte Strieder auch gestern im urbanen Vokabular. Einerseits, sagte Strieder, könne die Abwanderung ins Umland nicht durch teure Eigenheiminitiativen wie denen des Bausenators gestoppt werden. Andererseits solle aber gerade für die vielen Ein- und Zweipersonenhaushalte ein Angebot gemacht werden. Drittens schließlich solle der öffentlich geförderte Wohnungsneubau auf Eis gelegt werden.
Ernsthaft betrachtet stellt sich bei Strieders neuer „Eigentumsinitiative“ freilich die Frage, für wen da eigentlich geplant wird. Immerhin war es Strieders Verwaltung selbst, die einmal festgestellt hat, daß die Innenstadtbevölkerung verarme und daß wenn, dann vorwiegend ImmigrantInnen nach Berlin zögen. Allein die Tatsache, daß es in Berlin 75 Prozent Ein- und Zweifamilienhaushalte gibt, ist deshalb kein Beleg für die Notwendigkeit, teure Eigentumsappartements zu bauen und den sozialen Wohnungsbau zu kippen. Zu besagten Haushalten gehören – zumal in den Innenstadtbezirken – eben auch Alleinerziehende oder Sozialhilfeempfänger. Fazit: Möge Klemann Strieder diesmal schleunigst des Reviers verweisen. Uwe Rada
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