Raumstation ISS kurzzeitig evakuiert: Weltraummüll bedroht Astronauten
Für zehn Minuten mussten die drei Astronauten die internationale Raumstation ISS verlassen. Sie suchten Schutz in der Sojus-Kapsel. Der Weltraumschrott passierte die ISS in sicherer Entfernung.
WASHINGTON dpa Schrecksekunde auf der internationalen Raumstation ISS: Wegen herannahenden Weltraummülls haben die Astronauten am Donnerstag kurzzeitig Zuflucht in einer angedockten russischen Sojus-Kapsel gesucht. Das rund 0,8 Zentimeter große Teil eines ausgedienten Satelliten passierte nach Angaben der US- Weltraumbehörde NASA die Raumstation um 17.39 Uhr MEZ. Es sei keinerlei Schaden entstanden, die drei Astronauten seien nach etwa zehn Minuten wieder auf die ISS zurückgekehrt.
"Die Bedrohung der ISS durch Weltraummüll ist vorbei", teilte die NASA mit. Nach Angaben von Experten handelte es sich um einen "extrem nahen Vorbeiflug" in lediglich knapp vier Kilometern Entfernung der Raumstation. Die Geschwindigkeit des Objekts habe rund 30.000 Kilometer pro Stunde betragen. Der kurzfristige Umzug sei eine "reine Vorsichtsmaßnahme" gewesen, meinte die NASA.
Im Falle eines Einschlags hätte die aus zwei Amerikanern und einem Russen bestehende Crew mit der Sojus-Kapsel schnell abdocken können. Die kurzzeitige Evakuierung sei notwendig gewesen, weil die Bodenkontrolle den Schrott erst vergangene Nacht und damit zu spät erkannt habe, um noch ein Ausweichmanöver einzuleiten, hieß es.
"Wir sind alle glücklich, dass der Schrott ohne Folgen vorbeigeflogen ist", sagte ein NASA-Mitarbeiter in der Bodenkontrolle in Houston, im US-Bundesstaat Texas. "Das ist eine tolle News." Experten warnen seit Jahren vor den Gefahren herumfliegenden Mülls im Weltall.
Die drei Besatzungsmitglieder der ISS - Michael Fincke and Sandra Magnus sowie der russische Kosmonaut Yury Lonchakov - hatten den Angaben zufolge bei ihrer kurzen Zuflucht sogar die Luken der Sojus- Kapsel geschlossen. Dadurch hätten sie im Falle einer Notsituation auf der ISS sofort ablegen können, teilte die NASA mit. Die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags sei allerdings gering gewesen.
Weltraumschrott gilt nicht nur als Gefahr für die ISS, sondern auch für die schätzungsweise 800 kommerziellen und militärischen Satelliten im All. Mehr als 18.000 Stück Schrott sind katalogisiert. Nach der Kollision eines US-Satelliten mit einem außer Betrieb genommenen russischen Militär-Satelliten Anfang Februar sind weitere Trümmerteile hinzugekommen. Experten schätzen die Anzahl der Trümmerstücke aber noch sehr viel höher ein und sprechen von mehreren hunderttausend Teilen. Bereits der Aufprall eines ein Zentimeter großen Stückes könnte Satelliten oder die Raumstation schwer beschädigen.
Leser*innenkommentare
kumbaya milort
Gast
filmtipp: idiocracy!!
anschauen bitte!
Islenski Hesturinn
Gast
Der Müll ist überhaupt eines der größten Probleme, auch auf der Erde, Atommüll, aber auch sehr viel sonstiger Müll, v.a. Sondermüll in Deponien, Elektroschrott, der z.B. völlig "unsachgemäß" in armen Ländern "entsorgt" oder unter Gesundheitsschäden teil-recycelt wird u.s.w.
Durch Klimakatastrophe u.a. Themen ist leider die Müllvermeidung als eines der wichtigsten Themen zu Unrecht sehr in Vergessenheit geraten.
In einigen Jahrhunderten oder Jahrtausenden muss die Menschheit evtl. den Müll der Deponien, auch die giftige Asche aus Müllverbrennungsanlagen, und den Atommüll, irgendwie in Raketen in die Sonne schießen, um ihn unschädlich zu machen - was aber ein gigantischer Aufwand und sehr gefährlich sein wird.