Raubbau am Tropenwald: EU-Schlagbaum gegen illegales Holz
Ab 2013 tritt EU-weit ein Verbot für illegal importiertes Tropenholz in Kraft. Umweltverbände loben den Schritt. Doch fürs Bestrafen bleiben die Mitgliedsländer zuständig.
![](https://taz.de/picture/294324/14/vielholz.20101012-17.jpg)
BRÜSSEL taz | Spätestens von 2013 an darf kein illegal geschlagenes Tropenholz mehr in die EU importiert werden. Darauf einigte sich eine Fachministerrunde am Montagabend in Luxemburg. Das EU-Parlament hatte bereits vor der Sommerpause mit großer Mehrheit zugestimmt.
Im Ministerrat lehnte nur Schweden das neue Gesetz mit der Begründung ab, es sei mit zu viel Bürokratie verbunden. 40 Prozent der illegalen Importe in die EU gehen derzeit nach Schweden, Finnland und Großbritannien.
Anke Schulmeister vom Umweltverband WWF in Brüssel sagte zur taz, die Einigung sei ein "sehr, sehr großer Schritt. Vor einem Jahr hätten wir nicht geglaubt, dass wir das erreichen." Es gebe nur zwei Schwachpunkte: Der Strafrahmen wird den Mitgliedstaaten überlassen. Und: Bedrucktes Papier ist von der Verordnung ausgenommen. Nur weißes Papier muss ein Zertifikat tragen, dass es aus legalem Holzanbau gewonnen wurde.
Der WWF hält es auch für nachteilig, dass nur der Erstimporteur eines Holzprodukts nachweisen muss, dass er Produkte aus legal geschlagenem Holz verkauft. Alle weiteren Beteiligten der Handelskette können sich auf den Importeur berufen und müssen keinen Nachweis mehr über das Holz führen.
Wenn die Importe und Zertifikate aber künftig streng kontrolliert werden, dann könnte das den illegalen Holzhandel dennoch stark zurückdrängen. Länder wie China, die selbst keine entsprechende Gesetzgebung haben, können europäische Kunden nicht länger mit Möbeln aus exotischem Holz unbekannter Herkunft beliefern. Auch der amerikanische Absatzmarkt bleibt ihnen verschlossen, da die USA ebenfalls ein Gesetz gegen illegale Holzimporte verabschiedet haben.
Es wird geschätzt, dass etwa 6 Millionen Hektar Wald jährlich illegal gerodet werden. Die EU kauft den größten Anteil dieses Holzes aus Raubbau. Nach Schätzungen werden allein aus dem Amazonasbecken, dem Kongobecken, Ostafrika, Indonesien und Russland jährlich 20 Millionen Kubikmeter illegal geschlagenes Holz nach Europa importiert.
Doch es wird nun darauf ankommen, dass die Mitgliedstaaten bei Verstößen gegen die neue Verordnung mit saftigen Strafen drohen. Als die EU-Kommission bei der Renovierung des Brüsseler Hauptgebäudes vor einigen Jahren illegales Tropenholz verbaute, musste sie hinterher nur ein paar hundert Euro Strafe zahlen.
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