Rassistischer Vorfall in den USA: „Überfahrt sie einfach“
Aktivisten blockieren am Gedenktag für Martin L. King eine Brücke. Ein Polizist empfiehlt, für die „Idioten“ nicht anzuhalten. Nun wird ermittelt.
Von beiden Städten aus marschierten sie am Martin-Luther-King-Gedenktag auf die Brücke, um gegen Rassismus zu protestieren und an die Toten zu erinnern, die Opfer von rassistischer Gewalt wurden. So wie der Bürgerrechtler King, an dessen Leben und seinen Einsatz für Gleichberechtigung seit den späten Achtzigerjahren an jedem dritten Montag im Januar gedacht wird.
Doch einem Polizisten in St. Paul passte dieser Protest offenbar nicht. In einem Facebook-Post, der mittlerweile entfernt wurde, soll er unter dem Namen JM Roth am Wochenende vor der Demonstration dazu aufgerufen haben, die Protestler „einfach zu überfahren“. „Werden Sie nicht langsamer für diese Idioten, die versuchen, die Straße zu blockieren“, heißt es weiter.
Danach, so die Empfehlung des Polizisten, einfach die Notrufnummer wählen und die Polizei informieren – eine Ermittlung sei sehr unwahrscheinlich, da die Demonstranten die Straße blockieren.
Entdeckt hat den Facebook-Eintrag Andrew Henderson. Selber ein Aktivist, der in der Region dafür bekannt ist, Polizisten während der Arbeit zu filmen, um sie haftbar zu machen. Henderson recherchierte den Namen des Polizisten und rief noch in der Nacht zu Sonntag bei der Polizei in St. Paul an, um sich zu beschweren. Auch dieses Gespräch nahm er auf.
Jetzt – nach dem Feiertag am Montag – haben der Post und Hendersons Beschwerde Folgen. Der Beamte wurde beurlaubt und die Polizei hat eine Ermittlung zu dem Vorfall eingeleitet. Und auch Chris Coleman, Bürgermeister der Stadt, äußert sich in einem schriftlichen Statement. „Ich bin über den Eintrag schockiert und empört. .... Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, werden wir die härtesten Maßnahmen ergreifen, die das Gesetz erlaubt.“ Die Gewerkschaft der Polizei, die Beamte in Fällen wie diesen vertritt, bestätigte eine laufende Ermittlung, äußerte sich aber nicht weiter zu dem Vorwurf.
Der Protest am Montag fand ohne Zwischenfälle statt. (hav)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“