■ Rassismus und Geschlecht: „Selana“ für Frauen und Kommunikation
Als Eleni Pambouki 1976 den ersten Frauenbuchladen von Athen eröffnete, gab es noch kaum feministische Bücher auf dem griechischen Markt. Der Laden, der zuletzt den Namen „Selana“ trug, diente vor allem als Kommunikationszentrum. „Selana“ organisierte Diskussionen über Frauenthemen, Verhütung, Kunst und Erziehung und war Anlaufstelle für Ausländerinnen in Griechenland.
Eleni Pambouki beteiligte sich in Griechenland an allen größeren Frauen-Mobilisierungen – besonders an den Diskussionen über die Wehrpflicht für Frauen, über Familienrecht, über Abtreibung und über Gewalt gegen Frauen. In dieser Zeit zwischen den späten 70ern und Mitte der 80er Jahre schuf sich die Frauenbewegung einen Platz in der griechischen Gesellschaft. So stark wie in anderen europäischen Ländern wurde sie freilich nie.
Seit 1984 veröffentlicht Eleni Pambouki jedes Jahr einen Frauenkalender. Er hat inzwischen eine Auflage von 5.000 Exemplaren und verschafft seiner Macherin tatsächlich ein gewisses Auskommen, anders als der Buchladen, der ständig um das wirtschaftliche Überleben kämpfte.
Viele griechische Feministinnen der 70er Jahre kümmern sich heute vor allem um ihre Karriere und Familie. Ihre feministische Zeit gehört der Vergangenheit an. Manche sind in offizielle Organisationen gegangen und zu Staatsfeministinnen geworden. Eleni Pambouki hat sich im Gegensatz zu den meisten ihrer ehemaligen Genossinnen nie von der feministischen Frage entfernt. Heute ist sie aktiv in dem Europäischen Forum der Linken. Seit 1993 kümmert sie sich dort um Bevölkerungspolitik und um die Einheit von Rassismus, Nationalismus und Geschlecht.
Graswurzel-Aktivitäten wie die der frühen Feministinnen haben inzwischen nicht mehr soviel Einfluß auf die Gesellschaft – aber es gibt sie durchaus noch. In Griechenland gibt es in diesem Rahmen Frauenstudien und Theoriedebatten sowie ein SOS-Telefon in Athen. Frauenbücher gibt es hingegen inzwischen viele — nur die Frauenbuchläden sind in Griechenland ganz verschwunden. Eleni Pambouki machte ihren Laden 1992 zu.
Der ideologischen Gegenoffensive des männlichen Chauvinismus zufolge, haben Frauen zuviel Raum in der Gesellschaft gewonnen. Gleichzeitig ist offensichtlich, daß sich die finanzielle Lage von Frauen immer weiter verschlechtert und daß die Gewalt gegen Frauen allerorten zunimmt. Die gefährdetsten Opfer in Griechenland – wie auch anderswo – sind Immigrantinnen, die oft unter unmenschlichen Bedingungen leben. Die griechische Frauenbewegung bastelt heute an Netzwerken gegen den Rassismus und den Nationalismus.Sissy Vovou, Athen
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