: Rassismus pur
■ betr.: „Außenminister Kinkel konnte nicht mehr, wie er wollte“, „Kinkel – sauer und liest die taz“, taz vom 3. 2. 96
Der General-Anzeiger verniedlicht die Bemerkung des deutschen Botschafters über Haitianer als „flapsig“, die FAZ als „locker“, der Außenminister beruft den Botschafter nur ab, weil seine Bemerkung in der Öffentlichkeit bekannt wurde, Mitarbeiter des Außenministeriums werfen dem Minister wiederum Illoyalität gegenüber dem Botschafter vor, im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit ärgern sich oder schäumen die Vertreter der anderen Fraktionen (einschließlich der Grünen, weil der PDS-Abgeordnete „Vertraulichkeit“ verletzte). Es wird im Endeffekt nur noch darum gehen, daß ein deutscher Abgeordneter deutsche Vertraulichkeit brach und der Außenminister diesen Abgeordneten deshalb einschüchtern will. Es geht eben auch nicht, wie die taz meint, um eine „sexistische Äußerung“ (sie geht nicht gegen den Mann oder die Frau als solche). Der deutsche Botschafter benutzt die Sprache des weißen Rassisten gegen Schwarze. Es ist nicht nur ein Sich-lustig-Machen über die Haitianer (taz-Kommentar), es ist Rassismus pur. Wenn ein deutscher Botschafter in Israel eine antisemitische Bemerkung losgelassen hätte, wäre die Empörung in der Presse und im Bundestag (zu Recht) groß und das Außenministerium peinlich betreten. Doris Pumphrey, Bonn
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