Rasenheizung in der Dritten Liga: Verlegen ist billiger
In der 3. Bundesliga hagelt es Spielabsagen, weil einige Klubs bei schlechtem Wetter die Wärmemodule nicht einschalten. Die Energiekosten sind zu hoch.
BERLIN taz | Englische Wochen sind normalerweise eine Sache für internationale Spitzenteams, die neben der Liga auch noch im Europapokal und im DFB-Pokal zeigen wollen, wie fantastisch sie sind. Doch neben Klubs wie Bayern München und Schalke 04 bekommen in den kommenden Monaten auch zahlreiche Drittligisten die Belastung durch englische Wochen zu spüren.
Schuld ist der Kälteeinbruch Ende Januar, der den Spielplan heftig ins Schlingern gebracht hat. 19 Drittligaspiele sind seit dem Ende der Winterpause am 21. Januar im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis gelegt worden. Sieben davon allein am 25. Spieltag. Teilweise mussten sogar die neu angesetzten Nachholspiele wegen unbespielbarer Plätze abgesagt werden.
Denn in der Dritten Liga verfügen, im Gegensatz zur Ersten und Zweiten Bundesliga, nur die wenigsten Klubs über eine Rasenheizung. Die könnte den Spielbetrieb bei nahezu jeder Wetterlage ermöglichen. Der DFB empfiehlt den Drittligisten den Einbau einer solchen Heizung zwar, Pflicht ist sie aber, im Gegensatz zu den ersten beiden Ligen, nicht.
Mehrere hunderttausend Euro
Und weil die Installation einer solchen Heizung mehrere hunderttausend Euro verschlingt, folgen viele Klub der Empfehlung nicht und verzichten. Doch selbst Drittliga-Teams, in deren Stadion eine Rasenheizung eingebaut ist, mussten zahlreiche Heimspiel absagen.
Klubs wie Rot-Weiß Erfurt oder Carl-Zeiss Jena verzichteten in den letzten Wochen freiwillig auf den Betrieb der Rasenheizung - um Geld zu sparen: "Die Rasenheizung zu betreiben kostet uns zwischen 1.800 und 2.500 Euro am Tag. Schließlich ist die Anlage 20 Zentimeter unter der Erde installiert. Da müssen Sie die Heizung schon drei bis vier Tage vor dem Spiel laufen lassen, damit es was nützt", erklärt Wilfried Mohren, Sprecher von Rot-Weiß Erfurt.
Bei hohen Minustemperaturen kostet ein bespielbarer Rasen dank tagelangem Vorheizen deshalb fast 10.000 Euro - pro Spiel. In der Zweiten Bundesliga ist das, dank der hohen Fernsehgelder, noch zu stemmen. Nicht aber in der Dritten Liga: "Das ist ein echtes wirtschaftliches Problem", erklärt Carl-Zeiss-Jena-Sprecher Andreas Trautmann "denn selbst mit Rasenheizung sind Sie nicht vor Spielausfällen sicher. Wenn Sie kein modernes, komplett überdachtes Stadion haben, können die Zuschauerränge schnell zueisen oder einschneien. Dann hilft ihnen der schönste Rasen nicht."
Das Spiel zu verlegen ist dagegen kostenlos. Auch Drittligisten, die, im Gegensatz zu Jena oder Erfurt, keine Rasenheizung haben, zeigen Verständnis für die Sparmaßnahmen der Konkurrenz: "Die müssen schließlich wirtschaftlich handeln. Und es gilt: Gleiches Recht für alle. Wer keine Rasenheizung hat, sollte nicht automatisch billiger davonkommen", mein Carsten Gockel, Geschäftsführer von Preußen Münster.
DFB beobachtet Sparmaßnahmen kritisch
Der DFB hingegen sieht das anders. In seinen Durchführungsbestimmungen fordert der DFB unter Paragraf 7: "Grundsätzlich ist jeder Verein dazu verpflichtet, das Spielfeld mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln - auch bei schlechter Witterung - bespielbar zu machen." Auf die Rasenheizung aus Kostengründen zu verzichten ist somit nicht vorgesehen.
DFB-Sprecher Maximilian Geis beobachtet die ungewöhnlichen Sparmaßnahmen der Drittligisten deshalb kritisch: "Wenn Vereine vorhandene Rasenheizungen nicht einschalten, setzt sich der DFB mit ihnen in Verbindung und versucht, diese Einzelfälle zu klären."
Wirklichen Druck, die Rasenheizungen in Betrieb zu nehmen, haben die Funktionäre in Frankfurt aber bisher weder auf Erfurt noch auf Jena ausgeübt. Wahrscheinlich auch, weil der DFB um die eng gestrickten Budgets der Drittligaklubs zwischen Osnabrück und Unterhaching weiß. Eine Lösung des Problems steht aber vorerst nicht an. Denn einer längeren Winterpause und dadurch mehr Spielzeit in den Sommermonaten erteilt der DFB eine Absage. Eine Änderung des Terminkalender stehe "derzeit nicht zur Diskussion."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag