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Randale in Athen"Bullen, Schweine, Mörder!"

Die Ausschreitungen nach der Zustimmung für das Sparpaket haben die griechische Parteienlandschaft durcheinandergewürfelt. Die Linke fordert Neuwahlen.

Brennede Wut: Athen nach der Abstimmung im Parlament. Bild: dpa

ATHEN taz | Vom frühen Sonntagnachmittag an strömten die Leute auf den Syntagma-Platz vor dem griechischen Parlamentsgebäude. Der hat Symbolcharakter: Im Sommer 2011 hatten ihn tausende Athenerinnen und Athener in ein Protestcamp verwandelt. Die basisdemokratische "Real Democracy"-Bewegung, die sich im Verlauf der Besetzung konsolidierte, wurde Vorbild für "Occupy Wall Street" in New York.

Ende Juni 2011 räumte die Polizei das Camp, nachdem sie es mehrere Tage lang mit Tränengas und Schlägertrupps malträtiert hatte. "Jetzt werden wir einen Neustart versuchen", meinte am Sonntag eine Aktivistin der "Artist Group of Syntagma Square". Doch dazu kam es nicht. Um 17.35 Uhr fing die Polizei ohne erkennbaren Anlass an, Tränengasgranaten auf den vollbesetzten Platz zu schießen.

Die Angaben der Polizei, die von 80.000 Teilnehmern sprach, ist stark untertrieben. Die Zahl 300.000, von der Alexis Tsipras von der Linkspartei Syriza sprach, dürfte der Realität näher kommen. Menschen aller Altersgruppen waren auf den Straßen, die meisten davon nicht erkennbar politisch organisiert. Bereits im Vorfeld war in Aktivistenkreisen von der "Kakerlaken"-Strategie die Rede: Man schwor sich darauf ein, trotz der Reizgasattacken immer wieder auf den Platz zurückzukehren.

Tatsächlich behandelt die Polizei die protestierende Bevölkerung wie Ungeziefer: Ohne Unterlass wurden Reizgasgranaten abgefeuert. Selbst der 86-jährige Komponist, Sänger und Ex-Minister Mikis Theodorakis musste in der Krankenstation des Parlaments behandelt werden. Er war hergekommen, um der Debatte beizuwohnen. Der Künstler und der berühmte Antifaschist Manolis Glezos, der während der deutschen Besatzung 1941 die Hakenkreuzfahne von der Akropolis heruntergerissen hatte, hatten mit zum Anti-Memorandums-Protest aufgerufen.

Abweichler fliegen raus

Gegen Mitternacht stimmten die Abgeordneten dann endlich ab. Für den neuen Schuldenvertrag und den freiwilligen Anleihenaustausch gegenüber den Privatgläubigern stimmten 199 von 300 Parlamentariern. 22 Abgeordnete der sozialdemokratischen Pasok und 21 der konservativen Nea Demokratia stimmten gegen das Paket. Die Reaktion der Regierungsparteien folgte sofort: Alle 43 Abweichler wurden mit sofortiger Wirkung aus ihren Fraktionen ausgeschlossen. Ebenso erging es zwei Abgeordneten der rechtsnationalen Partei Laos - obwohl deren Chef Karatzaferis in den vergangenen Tagen selbst gegen das Memorandum polemisiert hatte.

Mit der Abstimmung hat sich das Kräfteverhältnis im Parlament verschoben: Rücktritte und Austrittserklärungen haben die Stärke der Regierungsparteien deutlich verringert, die zweitstärkste Fraktion hinter der Pasok ist nun die der fraktionslosen Abgeordneten. Nur die kommunistische KKE stimmte geschlossen mit Nein.

Gegen 18.30 Uhr - die Debatte im Parlament war noch in vollem Gang - drängte die Polizei die Demonstranten in die umliegenden Straßen ab. Nicht nur die Anarchisten lieferten sich daraufhin eine Straßenschlacht mit den Ordnungskräften - auch viele bürgerliche Demonstranten versuchten, trotz Tränengas auf den Platz zurückzudrängen, und beschimpften die Polizisten als "Bullen, Schweine, Mörder!".

Im Verlauf der Nacht verlagerten sich die Auseinandersetzungen in die umliegenden Stadtteile. Gegen 22.20 Uhr begann die Aufstandsbekämpfungseinheit MAT auch am Omonoia-Platz CS-Gas einzusetzen. Protestierer setzten mehrere Gebäude in Brand und zerstörten die Scheiben von Banken. Insgesamt brannten 45 Gebäude. Ruhe kehrte erst gegen 2 Uhr morgens ein.

Erneute Debatte über Neuwahlen

Auch in anderen Teilen Griechenlands kochte die Wut der Menschen gegen die Parlamentarier hoch. In Thessaloniki demonstrierten Zehntausende, in der Hafenstadt Volos stürmten Protestierer das Finanzamt und legten in den Kellerräumen des Rathauses Feuer. Auf Rhodos besetzten Demonstranten das Rathaus, in Iraklion, der größten Stadt auf Kreta, okkupierten sie die Bezirksverwaltung. Auf Korfu stürmten Bürger die Büros von zwei Abgeordneten und warfen das Mobiliar aus dem Fenster.

Nun steht Griechenland vor einer Regierungsumbildung, die die politische Szene umkrempeln wird. Premier Lucas Papademos will wohl am Donnerstag die durch die Fraktionsausschlüsse frei gewordenen sechs Sitze im Ministerrat neu besetzen. Zudem beginnt die Debatte über Neuwahlen erneut. Andonis Samaras, Vorsitzender der Nea Dimokratia, erklärte schon in der vergangenen Woche, dass die Partei nach der Memorandums-Entscheidung Neuwahlen fordern wird. Pasok-Pressesprecher Panos Benglitis dagegen ließ verlauten, die Umstände erlaubten keine Wahlen.

Die linken Parteien dagegen fordern ebendas. Das politische System löse sich auf und eine Wahl sei die einzige ratsame Lösung, hieß es aus Syriza und Dimokratiki Aristera. Staatsminister Jiorgos Stavropoulos erklärte dagegen, die Regierung habe das Vertrauen des Parlaments: "Lassen wir den Ministerpräsidenten entscheiden, wann er das Land in Sicherheit zu Neuwahlen führt."

Die Zeitung Ta Nea berichtete am Montag, Papademos prüfe verschiedene Optionen für eine Regierungsumbildung. Darunter sei auch ein Modell, das der Strategie des italienischen Premiers Monti entspricht: eine Regierung aus einer kleinen, flexiblen Gruppe von "Technokraten" - so nennt man in Griechenland während der Krise in politische Funktionen gekommene Experten, die ihre Karriere weniger den Parteien als ihrer Wirtschafts-Expertise verdanken.

In den griechischen Medien kursiert ein Foto aus dem Aufenthaltsraum der Parlamentarier, das die Wut der Bevölkerung weiter anstacheln wird: Während draußen die Ausschreitungen im Gange sind, schauen ein paar Abgeordnete seelenruhig ein Basketballspiel im Fernsehen. Die Botschaft: Das Land geht unter, die Hauptstadt brennt - und unsere Volksvertreter machen einfach weiter wie immer.

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35 Kommentare

 / 
  • M

    Vielen Dank für diesen Artikel, der endlich, offensichtlich dank griechischer Autoren, die dortige Wirklichkeit darstellt anstatt immer nur gebetsmühlenartig zu wiederholen, die Griechen demonstrierten gegen die Sparmaßnahmen, was wohl der kleinste Teil der Wahrheit ist. Da könnten sich Süddeutsche, Tagesschau und Konsorten ein Scheibchen abschneiden.

  • A
    Anarchos

    es lebe die anarchistische Revolution auf der Welt, für die Welt, für freie Selbstbestimmung!!!!!

  • S
    Silviob

    Theodorakis, in Griechenland ein Nationalheld, war und ist immer "auf der Seite des Volkes" - in seiner Musik, in seinem künstlerischen Schaffen, in seinem politischen Engagement auch unter Einsatz von Leben und Gesundheit.

    Zu Junta-Zeiten von Franzosen (nicht von Deutschen) mit hohem persönlichen Mut befreit, galt er damals, als es den deutschen Medien und der Politik passte, als die Stimme des freien Griechenlands.

     

    Und auch jetzt hat er wieder recht: In GR findet Klassenkampf ganz öffentlich statt.

    Die taz sollte seinen Aufruf drucken, um entgegen der Meinung in vielen anderen Medien deutlich zu machen, daß Th. nicht "geschimpft", sondern sehr deutlich den Verrat analysiert hat. "Systemimmanent" (Neusprech für "Interesse des Kapitals") ist wichtiger als die Menschen - jedenfalls argumentieren so Politik und die meisten Medien hier.

    Dagegen wendet er sich als Zoon politikon konsequent schon seit längerem; nachzulesen (auch in deutsch) auf seiner website und dennoch in D nicht beachtet.

    Dagegen freuen sich viele unserer Intellektuellen bei ihrem politischen Engagement am Büffett während der Berlinale. Wir sollten Th. und die protestierenden Griechen unterstützen.

  • S
    Spike

    Das macht absolut Sinn, das ist wie ein kleines Konjunkturprogramm:

    Je mehr Gebäude abgefackelt werden, je mehr Möbel zerschlagen werden, desto mehr muss die Griechische Wirtschaft liefern, ist doch ganz klar. Das selbe Prinzip wie die Abwrackprämie. Wohingegen Lohnkürzungen und Rentenkürzungen nur die Kaufkraft schwächen.

     

    Ehrlich, diese Chaoten haben mehr Ahnung von Volkswirtschaft als die von der EU...

  • W
    Wählerin

    Das mit den selbst gewählten Politclowns stimmt ja eh nur zum Teil, denn allein die, die bei den letzten Wahlen zu jung waren, füllen schon Strassen und Plätze.

    Ganz abgesehen von den Wahlkampflügen Panpandreous, der durch seinen fickrigen IWF-Kumpel DSK bereits im Juli 2009 Bescheid wußte, wie es finanziell um Athen steht (die zum 20. März fälligen 14 Milliarden Anleihen wurden alle im ersten Halbjahr 2009 zu Hammerzinsen ausgegeben) und erst nach seiner Wahl Ende 2009 die Bilanzen "entdeckte", versucht Europa zur Zeit auch alles mögliche, um die für 19. Februar angesetzte Wahl, die bereits auf 8. April verschoben worden war und jetzt angeblich für 29.4. terminiert ist, zu verhindern/verbieten!

  • P
    Punker-Bill

    "Bullen, Schweine, Mörder" ist auch einer der beliebtesten Crossover-Hits aus der weltweiten besten und größten Underground-Musik Szene. Und natürlich wurde der Song hier mit Absicht am 6.12. hochgeladen:

    http://www.youtube.com/watch?v=AUrbDOhAHEE&feature=related

  • P
    Pim

    "Jeder Wähler bekommt die Politik die er wählt, und das haben die Griechen Jahzehnte fleißig getan!!! Das was jetzt passiert ist das Resultat !"

     

    (Zitat von Andreas, aber er ist ja mit dieser Sichtweise kein Einzefall)

     

    Dieser Satz läßt mich jedesmal bitter lachen, wenn er fällt. Ich denke dann an den Tag, an dem 'die Griechen' durch 'die Deutschen' (oder andere nordeuropäische Nation) ersetzt werden kann. Denn der wird kommen, und er wird alle, die ihn jetzt so gerne raushaun, eiskalt erwischen. Weil überall in Europa zuviele ******* sitzen, die selbst ******* wählen und selbstgefällig über den Rest richten. Hochmut...

     

    (Aber lachen werde ich dann auch nicht mehr, dazu ist es zu ernst.)

  • W
    WTF

    Jaaa...

    Heut morgen les ich den Artikel und es steht nichts als bürgerliche Scheiße drin. Jetzt klick ich zufällig nochmal drauf und siehe da: Der gesamte Text wurde verändert, der Tenor auf einmal verhalten positiv gegenüber der Revolution (das Wort wird natürlich vermieden). Das alles ohne erläuternde Kommentare, einfach so.

     

    Liebe Taz/lieber Redakteur:

    Ihr könnt ja gern einen auf "links" machen, ihr könnt auch gern Speichellecker der Bourgeoisie werden, ist mir gleich. Aber ein bisschen Integrität sollte doch schon dabei sein, anstatt sich von ein paar Leserkomentaren so sehr verschrecken zu lassen, dass man einen Artikel einfach neu schreibt. Das ist erbärmlich.

     

    Im übrigen: Es lebe die Revolution!

  • AM
    Andreas Marcatos

    @ andreas

    "Wo sind eigentlich die ~200 Milliarden EURO geblieben die Griechenland als Nettoempfänger der EU erhalten hat?"

     

    200 Milliarden sind laegst nicht aber ich kann ihnen sagen Herr Besserwisser

     

    1

    Das Geld ging an nicht funktionierte Deutsche Waffen und U-Booten, an Deuschen Spekulanten Firmen wie Hochtief, Siemens, Lindl e.t.c., an deutschen Luxus Autos, Deutschen Banken, Deutsche Industrie Produkte e.t.c. Und solange Teure Waffen gekauft wurden hat die "Frau aus dem Osten" keine Kontrolle beabsichtigt. Aber das Deutsche Geld kamm immer an ganz bestimmten Schichten und nicht gleich an allen Griechen.

     

    2.

    DAS GELD HERR BESSERWISSER IN EINEM SOLCHEN SYSTEM MIT FASHISTOIDEN ZUEGEN KOMMT IMMER WIEDER ZURUECK IN DIESEM FALL IN DEN DEUTSCHEN KASSEN UND DAS BEWEIST SICH HEUTE VON SELBST.

     

    3.

    Griechische Banken kauften das Geld von Deutschen oder Franzoesichen Banken, durch Kreditkarten verkauften die griechische Banken an die griechische Familien Weiter die ihrerseits deutsche Produkte kauften, die Arbeitsplaetze in Deutschland jahrelang geschafft haben.Und das ist nicht nur mit Griechenland sondern mit dem ganzen Sueden der Fall. Griechenland ist nicht ein Sonderfall wie die "Frau aus dem Osten" immer wieder sagt.

     

    Dass die griechische Verantwortung dabei sehr gross war, will hier keiner bestreiten.

     

    Ich hasse die deutsche Besserwisserei, vorallem wenn die das Gute Gewissen einer harte, konservative, deutsche Politik dient.

  • B
    Bürger

    @Revolution

     

    Ich hätte kein Problem damit wenn die betroffenen Menschen aggressiv gegen die Terroristen vorgehen würden die die lebensgrundlage einiger Geschäftsleute zerstören und dadurch auch viele Leute in die Arbeitslosigkeit führen. In Griechenland müssen sich endlich Bürgerwehren bilden die entschlossen und kraftvoll gegen die Terroristen vorgehen, notfalls auch mit Gewalt!

  • H
    Hafize

    Ich kann den Zorn der Menschen verstehen. Letztlich präsentieren sie ja nicht Lösungen, sondern schützen Investoren und der Normal-Grieche bezahlt diese Sause.

    Und natürlich werden in Deutschland große Ängste geschürrt, aber jetzt wäre es Zeit, hier eine andere Wirtschaftspolitik, vor allem andere Exportpolitik zu betreiben.

  • A
    andreas

    @Andreas Marcatos:

    "Und man soll auch im Kopf halten dass nach dem Zweiten Weltkrieg, Deutschland ist gerettet weil die USA die Schulden Deutschlands gestrichen haben. Aber in Deutschland will man sowieso diese Zeit vergessen.Das weisst man schoen."

     

    Die Schulden zu streichen würde in Griechenland rein garnichts ändern, denn der Staat nimmt kaum Steuern ein, was schon immer so war und sich bisher nicht geändert hat. Sprich die Schulden wären schnell ganz schnell wieder gleich hoch.

     

    Jeder Wähler bekommt die Politik die er wählt, und das haben die Griechen Jahzehnte fleißig getan!!! Das was jetzt passiert ist das Resultat !

     

    P.S. Wo sind eigentlich die ~200 Milliarden EURO geblieben die Griechenland als Nettoempfänger der EU erhalten hat? Aber immer schön den Anderen EU-Ländern die Schuld geben.

     

    Fragen über Fragen...

  • KC
    Karla Chlor

    Hab Ihr keinen gute/n Cartoonist/in? Überall im Netz ist ein Foto von Abgeordneten kurz vor der Abstimmung, die lieber Basketball gaffen. Wie damals beim Fährunglück auf Paros mit 80 Toten, da war's Fußball.

    Außerdem liegt die Vermutung nahe, daß die das Memorandum gar nicht gelesen haben, genau wie beim ersten, da mußten sogar Minister eingestehen, daß sie keine Zeit dazu hatten.

  • R
    Revolution

    Die Kapitalisten-Arschkriecherei der taz-Redakteure nimmt kein Ende. Während weltweit durch Politik, Industrie und Banker nahezu sämtliche Lebensgrundlagen massivst negativ verändert werden, regt Ihr Euch darüber auf, wenn die betroffenen Menschen aggressiv werden und sich endlich wehren. Schämt Euch...der Grundtenor dieses Artikels beweist es wieder mal: Die taz ist weit davon entfernt eine linke Zeitung zu sein und wenn überhaupt, dann ist sie nur noch online und kostenfrei zu lesen.

  • J
    Jan

    @Heinz

     

    Passiert doch schon. Die Polizei kann das Eigentum der BürgerInnen nicht mehr schützen.

  • H
    Hans

    Die Menschen in Athen, die diese schweren Entscheidungen treffen, sind nicht die Menschen, die sie ausbaden. Was hier wie Chaos und Randalle aussieht, könnte eine Projektion in die Zukunft Griechenlands sein. Die ganzen Pläne gehen an den ökonomischen Realitäten des Landes vorbei. Es gibt keinerlei wirtschaftlichen Anreiz für Wachstum oder/und Investitionen. Das ist nicht nur Stillstand, sondern Minuswachstum und das führt zu großer Armut und sozialen Verwerfungen.

     

    Dabei sind die Griechen sich ihrer Problem längst bewusst, aber von einem bescheidenen Wohlstand in harte Armut abzurutschen, werden viele nicht mitmachen und zu den Waffen greiffen. Dass der Staat anfangs das auch noch nutzen wird, um Proteste gegen die Regierung zu defarmieren, davon darf man getrost ausgehen. Aber wenn's dauerhafter und gezielter kracht, wird das eine andere Sache werden.

  • AM
    Andreas Marcatos

    @Andreas,

    Heute wird weltweit harte Kritik gegen die deutsche konvservative Politik ausgeubt.

     

    Und man soll auch im Kopf halten dass nach dem Zweiten Weltkrieg, Deutschland ist gerettet weil die USA die Schulden Deutschlands gestrichen haben. Aber in Deutschland will man sowieso diese Zeit vergessen.Das weisst man schoen.

  • S
    spiritofbee

    .......Alle Parteien des Landes verurteilten die schweren Ausschreitungen und machten "dunkle Kreise" für das Chaos. Die schweren Ausschreitungen brachen am Rande einer völlig friedlichen Demonstration von zehntausenden Menschen aus......

     

    ob da Frontex im Rahmen der Operation "Poseidon" wohl seine Finger im Spiel hat. Als Agent Provocateur...da haben die Deutschen( und nicht nur die ) ja Erfahrung mit!

  • JB
    Josef Birner

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    Die Proteste werden nicht aufhören. Die Lage wird schlimmer werden. Die Aussichtslosigkeit bleibt. Die griechische Regierung und die EU haben jahrelang den den Zug (mit Versprechungen und Lügen) unkontrolliert in die falsche Richtung fahren lassen.

    Leider hat die Mehrheit der Griechen das nicht gemerkt oder war gegenüber den Spielern der oberen Ränge machtlos. Erst wenn der Zug wieder aufs richtige Geleis gestellt worden ist und mit Drachmen bezahlt wird, wird er in der Realität bewegt. Zuvor wird der Theaterdonner der Politiker und Schmierenkommödianten weitergehen. Portugal u.a.

    können aus dem Beispiel Griechenland ihre Lehren und Schlüsse ziehen. Die Zwangsgemeinschaft des Euro kann die Unterschiede der vielen Volkswirtschaften auf Dauer nicht aufrechterhalten. Der Auflösungsprozeß hat mit Griechenland begonnen.

    JoBiro

  • KS
    Karl Sonnenschein

    @andreas

    "Griechenland ist eh nicht mehr zu retten!"

     

    Stimmt nicht. Es wuerde wahrscheinlich kein halbes Jahr brauchen um die Finanzen von Griechenland und den restlichen PIGS Staaten zu stablisieren, wenn man nur wollte.

     

    Europa scheitert an kleingeistigen Nationalstaaten!

  • N
    Nervkeks

    Gerade von Ihnen hätte ich eine kritischere Berichterstattung erwartet. Aber vermutlich sind die Quellen ähnlich.

    Die genannte Gewalt auf der Demonstration war lt. meinem Bruder der in Athen studiert,, keineswegs "plötzlich". Es kam schon lange vor der Demonstration und währenddessen zu Angriffen auf Demonstrationsblöcken und willkürlichen festnahmen und misshandlungen. Menschen die die ganzen Situation filmten wurden unter gewalt androhung von Polizisten dazu gezwungen besagte videos zu löschen. Desweiteren waren es nicht wenige hundert sondern zehntausende alleine in athen auch spät in der Nacht! (zahlen-quelle:www.occupiedlondon.org/blog) «natürlich nicht objektiv.. aber die meisten Massenmedien können sich das ganze

    ja auch nicht auf die Fahnen schreiben.

     

    Das Gewalt in einer Demokratie fehl am Platz ist, da möchte ich Herrn Papademos beipflichten.. allerdings zeigt die Polizei vor Ort ja wo die Demokratie in Griechenland steht, außerdem ist es nicht geradedemokratisch Abgeordnete auszuschließen die sich den Interessen der Bevölkerung annehmen und nein sagen.

     

    Wer kann es den Menschen schon übel nehmen das sie iher Wut luft machen und die Stadt auf den Kopf stellen, ihnen wird ja jede andere möglichkeit genommen.. wenn das parlament schon kritikerInnen aausschließt. Wer auch immer diese Gewalt kritisiert sollte sich den Ursachen bewusst sein.

     

    Und da die so "ziellose" gewalt bloß große Konzerne und global player wie Starbucks, Mcdonalds und ähnliche getroffen hat, empfinde ich die Unruhen als legitim. Da die mitarbeiterInnen der Polizei undMAT (militärpolizei zur aufstandsbekämpfung)sich dazu entschlossen haben mit gewalt gegen jene vorzugehen die in Würde leben wollen, empfinde ich auch die reaktionäre(!) gewalt als legitim.

     

    PS: wer glaubt bei der Rettung Griechenlands geht es um Griechenland und nicht um titel wie den exportweltmeister und die banken der/die sollte endlich mal die augen öffnen. Der Geist der Zeit steht auch "an unserer Tür".

  • H
    hens-up

    Jetzt noch mehr sparen und noch mehr leute entlassen. und auf der andern seite soll dies die konjektur steigern. äääHH, versteh ich nicht.

    wenn über die hälfte arbeitslos sind, wie soll das den die konjektur des landes steigern. das müssen mir die politiker erst mal erklären.

    Und griechenland wird bleite gehen, egal wieviel man da noch rein steckt. da hilft auch kein sparen, weil die haben nix mehr wo sie sparen könne.

    und das wir auch in spanien, portugal und italen passier, ist nur ne frage der zeit.

  • L
    Lincoln

    @Andreas,

    die Tarifautonomie in Griechenland ist z.Z. nicht mehr als eine Filzokratie zwischen Gewerkschaften und den jeweilig Herrschenden.

    Die Tarifautonomie ist jedoch nur ein kleines Problem. Das größere Problem ist, dass Billionen € an Kreditversicherungen (CDS) fällig würden, für Kredite an Griechenland für die nie ein Cent an Griechenland geflosssen ist und mit denen Spekulanten gegen Griechenland gewettet haben. Wenn diese Summen fällig würden, wären die Folgen von Lehmann nur Peanuts dagegen. Griechenland ist so oder so pleite, aber was nutzt es wenn die Weltwirtschaft auf Grund der Gier von Spekulanten bei einer unkontrollierten Staatspleite ebenfalls vor die Hunde ginge? Ist es da nicht besser die Spekulanten auszutrixen und Sie Verluste in Billionenhöhe schreiben zu lassen?

    Das geschnürte Paket kommt uns so wie so schon teuer genug:

    http://www.handelsblatt.com/politik/international/mit-475-euro-sind-sie-dabei-was-die-griechen-pleite-jeden-deutschen-kosten-wuerde/6180508.html

    mit 475 € vom Neugeborenen bis zum letzten Greis!

    Es mag bitter klingen, aber ist es nicht sinnvoller erst den Rest Europas zu stabilisieren und dann eine Art Marshallprogramm für die Griechen zu starten?

  • H
    Heinz

    Griechischer Frühling?!

     

    Mal sehen, was passiert, sobald auch bei der Polizei gespart wird...

  • KS
    Karl Sonnenschein

    199 Abgeordnete verkaufen Griechenland anstatt Verantwortung zu uebernehmen.

     

    Was sind schon ein paar hundert Randalierer gegen die politische und wirtschaftliche Mafia die Griechenland in den Ruin treiben.

  • R
    r.kant

    Mal so ne andere Frage, es steht was davon das linke und kommunistische Abgeordnete dem Sparbeschluss nicht zustimmen. Sind das Rechte? Letztens war hier doch noch ein Artikel mit der Überschrift "Rechte spielen nicht mit". Warum steht da nicht "Linke und Rechte spielen nicht mit"?

  • H
    huch

    Ich wundere mich dann schon mal über den Ton des Artikels. Kein Wort über Erpressung, kein Wort über Demokratieverlust, kein Wort über Gewaltherrschaft qua Geldfluss.

     

    Stattdessen "Randalierer"

     

    Da wird ein gesamtes Land zu Geiseln der Plutokratie gemacht und die Taz rafft nix.

     

    Was schreibt ihr, wenn es im Frühjahr richtig los geht?

  • M
    Michael

    Aber warum setzt man dann Geschäfte und Kinos in Brand? Sollen die Leute die wenigsten dort noch einen Job haben auch auf der Straße landen?

  • A
    andreas

    Greichenland ist eh nicht mehr zu retten!

    Aber der Wähler in Griechenland hat Jahrzehnte immer den gewählt der die meisten Versprechen gemacht hat.

     

    @Der Generalstreik muss weitergehen und zwar so lange, bis das höchst unsoziale Sparpaket vom Tisch ist und die Krisenprofiteure in die Verantwortung genommen werden. Der Staat hat kein Recht, die Tarifautonomie zu zerstören.

     

    Das mag zwar stimmen, aber es ist kein Geld da und es wird auch von den anderen EU Ländern nicht mehr als die vereinbarten HILFSLEISTUNGEN geben.

    Also entweder in den sauren Apfel beissen oder es wird garkeine Löhne mehr geben. So brutal so einfach!!!

  • Z
    Zora

    ich finde es lächerlich, wenn sich leute darüber aufregen, wenn demonstrationen und proteste eskalieren. die menschen in griechenland stehen vor der existenziellen krise ihres lebens, sie verteidigen gerade ihr recht auf ein würdiges leben. klar protestieren sie, klar sind sie wütend, denn genau das soll ihnen nun genommen werden. angenommen mehrere hunderttausend von ihnen wären friedlich auf der straße, niemand würde sie zur kenntnis nehmen. einige parlamentarier würden während sie mit ja für die sparpläne votieren verständnis äußern und bei uns würde es wahrscheinlich nur ne meldung ganz kurz und nebenbei in der tagesschau geben. worum es in griechenland aber gehen muss, ist widerstand und kein protest. auf die meinung der menschen wird nur gehört wenn sie dem staat ernsthaft schaden oder die gesellschaft lahmlegen können d.h. wenn sie streiken oder krawall machen - materiellen, ökonomischen schaden verursachen oder die polizei angreifen.

  • H
    hansImglück

    was würden wir den tun, wenn england oder polen uns diktieren würde was richtig und was falsch ist?

    nihilismus als antwort würde ich tippen.

  • J
    Julian

    Ist die taz zum Sprachrohr bürgerlicher Herrschaft geworden? Wieviel zahlen euch die armen Opfer der "Randalierer", die Banken und Konzerne, für diesen Artikel?

  • E
    emil

    und sowas schimpft sich demokratie?

     

    "Nach der Abstimmung schlossen Sozialisten und Konservative mehr als 40 Abweichler aus ihren Fraktionen aus."

  • MA
    Markus Abraxas

    Der Generalstreik muss weitergehen und zwar so lange, bis das höchst unsoziale Sparpaket vom Tisch ist und die Krisenprofiteure in die Verantwortung genommen werden. Der Staat hat kein Recht, die Tarifautonomie zu zerstören.

  • FF
    Feuer frei!!!

    Freut mich auf jeden Fall das viele Geschäfte und z.B. ein Kino zerstört wurden. So muss das sein, entweder alle müssen einen Job haben oder niemand! Macht die Geschäftsleute kaputt!!! Wir wollen endlich Tote sehen, am besten brennende Kapitalistengeschäftsleute!!!!