Raketenangriff in Dnipro: Rettungskräfte beenden Suche

Nach dem tödlichen Angriff in der Ukraine werden weitere Menschen vermisst. Wegen umstrittener Äußerungen tritt Selenskis Berater zurück.

Ein zerstörtes Wohnhaus in der Ukraine

Rettungskräfte im Einsatz am zerstörten Hochhaus in Dnipro am 16. Januar Foto: Clodagh Kilcoyne/reuters

Weitere 20 Menschen werden vermisst – dennoch haben die ukrainischen Rettungskräfte die Suche nach Überlebenden des verheerenden Angriffs auf ein Wohnhaus in Dnipro eingestellt. 44 Tote und 79 Verletzte lautete die vorläufige Bilanz nach dem Raketeneinschlag am Samstag auf das neunstöckige Wohngebäude in der zentralukrainischen Stadt.

Der Angriff in Dnipro am Wochenende ist nach Angaben des UN-Generalsekretärs António Guterres einer der tödlichsten seit Kriegsbeginn. Guterres sprach von einem „weiteren Beispiel für eine mutmaßliche Verletzung des Kriegsrechts“.

Laut dem oppositionellen russischen Internet-Portal Astra haben Unbekannte am Dienstag Blumen an einem Denkmal im Zentrum der russischen Hauptstadt Moskau niedergelegt. Neben der Skulptur, die an die ukrainische Dichterin Lessja Ukrajinka erinnert, wurde ein gerahmtes Foto des zerstörten Wohnhauses in Dnipro platziert.

Im ukrainischen Kabinett ist einer der Kollateralschaden des Angriffs in Dnipro der am Dienstag bekanntgegebene Rücktritt des Präsidentsberaters Oleksij Arestowytsch. Er war nach dem Kriegsbeginn durch seine tägliche Videos bekannt geworden. Arestowytschs Äußerungen zum Luftangriff in Dnipro sorgten seit dem Wochenende für große Aufregung in der Ukraine: Er hatte erklärt, dass der ­Marschflugkörper des Typs Kh-22 von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen worden sei.

Nun entschuldigte er sich auf Facebook bei den Opfern und Verwandten für seine „fehlerhafte Darstellung“. Nach ukrainischen Angaben ist die ukrainische Armee nicht in der Lage, solche russischen Raketen abzufangen. Der Präsidentenberater hatte im August vergangenen Jahres seine potenzielle Kandidatur als Präsident der Ukraine angekündigt, sollte Wolodimir Selenski nicht für eine zweite Amtszeit antreten wollen. Wie der aktuelle Staatschef ist der Berater vom Beruf unter anderem Schauspieler gewesen.

Baerbock fordert Sondertribunal

Der Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten, Andryj Jermak, nannte bei dem Wirtschaftsforum in Davos eine Zahl von 9.000 getöteten Zivilisten seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022. Darunter seien 453 Kinder, sagte der Stabschef Jermak gegenüber Nachrichtenagenturen.

Der ukrainische Präsident Selenski bezeichnete in einer Videoansprache den tödlichen Angriff in Dnipro als „Kriegsverbrechen“ und fügte hinzu: „Jede Person, die für dieses Kriegsverbrechen verantwortlich ist, wird identifiziert und vor Gericht gestellt“

Die Aussagen von Guterres und von Selenski kommen einen Tag nachdem die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in den Haag die Notwendigkeit eines Sondertribunals für Russland betont hatte.

Moskau kann nicht vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zur Rechenschaft gezogen werden, weil Russland nicht Teil des Gerichtshofs ist und weil als ständiges UN-Mitglied sein Vetorecht im Sicherheitsrat ausüben würde.

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