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Raffiniert: Kuckuck-Küken

London (dpa/taz) – Ein Kuckuck beherrscht mehr Tricks als bislang angenommen, um fremde Vogeleltern zur Aufzucht seiner Jungen zu bringen: Er legt nicht nur Eier ins fremde Nest, die dem Gelege der „Gastfamilie“ gleichen – auch die geschlüpften Kuckuck- Jungen sind bereits im zarten Alter abgebrüht genug, ihre Pflegeeltern mit Bettelrufen, die deren Tonlage imitieren, zu besonderer Eile bei der Nahrungsbeschaffung anzutreiben. Bislang hatten Biologen angenommen, daß die Größe des fremden Kükens der auslösende Faktor sei. Britische Forscher konnten einem Bericht des New Scientist (Nr. 2130, S.15) zufolge den Irrtum jetzt aufklären.

In Mitteleuropa läßt der Kuckuck seinen Nachwuchs besonders gern von Teichrohrsängerfamilien adoptieren. Von diesen Vögeln ist bekannt, daß sie die zum Nest geschleppte Nahrungsmenge genau nach der Anzahl ihrer Jungen richten. Warum aber stopfen sie dann derart viel Futter in einen einzelnen Kuckuck, der soviel größer ist als ihre eigenen Küken, fragten sich die Biologen von der britischen Cambridge University.

„Es ist der Bettelruf des Kuckucks“, meint Nick Davies. „Er hört sich an, als säße das ganze Nest voller kleiner Teichrohrsänger.“ Um das herauszufinden, hatten die Wissenschaftler einen Kuckuck im Teichrohrsängernest gegen ein Amselküken ausgetauscht, das etwa die Kuckucksgröße hatte. Prompt schafften die Pflegeeltern viel zuwenig Futter heran. Dann wurden kleine Lautsprecher installiert, über die der Bettelruf des Kuckucks abgespielt wurde – das spornte die Altvögel erneut an, pausenlos Nahrung heranzuschaffen.

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