Ränkespiele beim Frauenfußball: Die alten Herren und die geschasste Managerin
Tennis Borussia Berlin verliert nach dem Aufstieg in die Frauenbundesliga. Und zerlegt sich durch interne Ränkespiele.
Normalerweise gehen Aufsteiger in der Frauen-Fußballbundesliga als Verlierer vom Platz. Zu groß ist die Diskrepanz zwischen den ersten beiden Spielklassen. Das ist im Falle von Tennis Borussia Berlin (TeBe) nicht anders. Am Sonntag verloren die Berlinerinnen auch das dritte Spiel dieser Saison - mit 0:3 gegen den VfL Wolfsburg.
Aber TeBe belasten derzeit schwerwiegendere Probleme: Abseits des Rasens werden bizarre Ränkespiele ausgetragen. Ihren Höhepunkt erfuhren diese am 17. September. Zur Saisoneröffnung waren Journalisten von 67 Medien eingeladen worden, erzählt Erhard Rösler, der für die Frauenabteilung von Tebe verantwortlich ist. Man hoffte, von der Euphorie nach dem EM-Gewinn der Nationalmannschaft zu profitieren. Doch es fanden sich nur vier Pressevertreter ein.
Vorne auf dem Podium saß mit Namensschild die Managerin Gabriela Wahnschaffe und parlierte über die Zukunft von TeBe. Zehn Minuten nach der Pressekonferenz wurde ihr, die seit 15 Jahren das erste Team betreut, im Auftrag von Rösler ausgerichtet, dass sie mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden sei.
Das Ergebnis eines lang währenden Zwistes, der vor den Journalisten geheim gehalten werden sollte. "Wir wollten eine ruhige Pressekonferenz", sagt Rösler unbedarft. Doch selbst Hagen Liebing, der Pressesprecher des Vereins, räumt ein: "Das war äußerst ungeschickt."
Worum es bei dem Streit eigentlich geht, ist angesichts der persönlichen Animositäten der handelnden Personen schwer zu ergründen. Wahnschaffe sagt, Genaues wisse sie nicht. Ihr gegenüber habe man nur erklärt, es gäbe zu viele Reibungspunkte mit ihr. Rösler will sich nicht dazu äußern, "um TeBe, Frau Wahnschaffe und den Verein zur Förderung des Frauenfußballs zu schützen". Der Förderverein, dem Rösler vorsteht, verwaltet als autonome Vereinigung im Auftrage von TeBe die Frauenabteilung.
Wahnschaffe, die man für einen Prototypen der Berliner Schnauze halten könnte, spricht von den "alten Herrn, die sich fünf Minuten vor dem Sterben noch einmal unsterblich machen wollten". Rösler sieht sich frei von persönlichem Ehrgeiz: "Ich habe mehrmals meinen Rücktritt angeboten."
Eitelkeiten spielen aber durchaus eine Rolle. Der Förderverein sorgte dafür, dass Fotos von der ersten Bundesligapartie, die Solidaritätsbekundungen der Fans mit Wahnschaffe dokumentierten, von der offiziellen Homepage entfernt wurden. Wahnschaffe legte kurz darauf die Website lahm. Ein trauriges Ränkespiel, an dessen Ende nur Verlierer stehen.
Immerhin: Erhard Rösler ist sich bewusst, dass eine von einer Altherrenriege abgesetzte Managerin öffentlich keinen guten Eindruck hinterlässt. Er sucht händeringend nach einer Nachfolgerin.
Es steht viel auf dem Spiel bei TeBe. In der Eliteliga wird jeder Verein vom Deutschen Fußball-Bund mit 180.000 Euro ausgestattet. In der Klasse darunter fließen nur noch 10.000 Euro. "Wenn wir nicht drinbleiben, wird das Team auseinanderfallen", sagt Rösler. "Ich weiß nicht, wie es dann weitergehen soll."
Durch Eintrittsgelder jedenfalls ist in Berlin Frauenfußball bisher nicht zu finanzieren. Nur 150 Zuschauer kamen zur Bundesligapremiere. Bei den Konkurrenten stehen in der Regel um die 1.000 Fans an den Kassen.
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