■ Radiodays: Donnerstag
Schon längst ist unser Jahrhundert in die Jahre gekommen. Auf den letzten Drücker wagt nun der NDR3 einen Blick auf die Kinderschuhe unseres „Zwanzigsten“: Vermittelt durch die Feder Jean Amérys wird Heinrich Mann das Bürgertum kommentieren, dem ja auch er und seine Sippe entstammen. Um 16.30 Uhr.
Papis dickes Portemonnaie hat noch keinem ABC- Schützen geschadet. Dennoch erscheint offen als Ware propagierte Bildung obszön. Wackelt das Bürgerrecht auf Bildung? Ein WDR3-Feature nimmt um 21.00 Uhr Bodenproben: „Die Erosion der Staatsschule“.
1938, als Alfred Andersch den „Stoff“ für sein erstes Hörspiel als true story erlebte, gehörte der „weiße Sport“ noch nicht zu den Alltagsfreuden des Volkes. Der tragische Einzelkämpfer in „Biologie und Tennis“ zählt als technischer Direktor einer Agfa-Tochterfirma zu den scheinbar unantastbaren „oberen Zehntausend“. Doch dann wird jener Fritz Albert als Sohn eines jüdischen Elternteils von den Faschisten gezwungen, seine Stellung und damit sein Lebenswerk zu verlassen. Er stirbt am Tag dieser Urteilsverkündung bei einem Tenniskampf durch Herzschlag. (BR2, 22.05 Uhr).
In den 20er Jahren geriet der Autor Jakow Golossowker in die Mühle stalinistischer Repressalien. Als die Schergen ihn nach Sibirien verschleppten, vernichtete ein Freund sein Romanmanuskript. Doch der Autor vergaß seine Geschichte nicht. 1940, nach der Entlassung, schrieb er die wundersamen Erlebnisse der intellektuellen „Patienten“ eines Moskauer Irrenhauses noch einmal. „Jesus verläßt Moskau“: um 22.15 Uhr, auf DS- Kultur. GeHa
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