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■ RadiodaysMittwoch

Fürs Büßen und Beten – wie's der Feiertag verlangt – würde ich mich nie stark machen. Beim Mitdenken sieht das aber anders aus. Hier also der Hinweis auf eine herausragende Sendung. Sie ist gedacht für alle, denen mit Blick auf den Krieg in Ex-Jugoslawien die Erklärungsmuster ausgehen: Die Familie Schroffenstein. Oder: Der Bürgerkrieg. Dem Kleist aufs neue nacherzählt von Claudia Wolff. Es war einmal eine zerstrittene Familie, die sich ganz schnell, ganz gruselig fertigmachte. Alles was es zur blutigen Tragödie braucht, hatte sie aufzuweisen. Das überstarke Sippengefühl, den als Mord mißdeuteten Unfall, irrationale Schutzreaktionen, böse Erinnerung und natürlich eine starke Moral: „Rache! Rache! Rache!“ Das sind die uralten Konstanten überflüssiger Kriege, sie funktionieren, zerfleischen immer noch. Schnell schraubt sich die Wahnspirale bis zur Höchstumdrehung... Aufklärer, der Vermittler sowie die Liebenden zwischen den Fronten sind machtlos gegen Aberglauben, Mißgunst, wackelige Staatsmacht, Kirche, Neid.

Wolffs (Nach-)Erzähltechnik hat durchaus intellektuellen Unterhaltungswert: Sie montiert den Kleistschen Plot lebendig mit heutigen Schnelldenker-Parolen, Schönrednereien, CNN- News zum monumentalen Panoramashot. Gewehrsalvenschnell raffen die Kommentare der Autorin alle Mechanismen des Kleistschen Vetterngemetzels und vermischen dort Geschehenes und heute Gesehenes zu einem tableau vivant. Dabei hat sie den Flair eines mythischen One-Woman-Chors, der ironisch die Verbohrtheit des Wiederholungstäters Mensch anprangert. Die Ironie ist verständlich. Denn: Immer wieder die blinden Erdlinge aufklären zu müssen ist ein wirklich unmenschlicher Job! (SFB 3, 15.05 Uhr). GeHa

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