piwik no script img

Radioaktive Fracht

■ Verstrahltes Erz im Hamburger Hafen

Der Zufall war am Donnerstag behilflich: Bei den Ermittlungen nach einem australischen Waffenschieber stöberten Zollfahnder in einem Schuppen am Roßdamm 10,8 Tonnen in Säcken verstautes Tantalerz im Wert von 36 Millionen Mark auf. Problem der Fracht: Tantal, ein Hartmetall, das zur Veredelung von medizinischen Instrumenten verwendet wird, wird meist in uranhaltigen Regionen abgebaut und ist deshalb radioaktiv verstrahlt.

Weitere Recherchen ergaben, daß die Säcke bereits seit Oktober in dem Schuppen lagerten. Polizeisprecher Hartmut Kapp: „Der Importeur hatte offenbar Schwierigkeiten, das Zeug an den Mann zu bringen. Die Empfängerfirma gibt es nicht mehr.“ Messungen des Zolls ergaben, daß das Erz eine Strahlung von 25 Mikro-Sievert ausweist. Würde ein Mensch 24 Stunden auf den Säcken verbringen, würde er die „zulässige Jahresdosis abbekommen.

Die Umweltpolizei sperrte daraufhin die Lagerstätte ab; inzwischen ist das Erz in Container verladen und „an sicherer Stelle“ deponiert worden. „Wären die Säcke in einem Container gewesen, wäre alles unbedenklich gewesen“, so Kapp. Es habe sich um eine legale Fracht gehandelt, „die Papiere waren in Ordnung“. Nach einem Bericht der Zeitschrift „Focus“ seien Makler und Reeder über die Entdeckung von Radioaktivität „völlig überrascht“ gewesen. kva

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen