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Radikal-islamistische SalafistenPrediger muss Deutschland verlassen

Hetzparolen gaben die radikal-islamistischen Prediger Bilal Philips und Pierre Vogel in Frankfurt nicht von sich. Dennoch muss der umstrittene Salafist Philips Deutschland verlassen.

Ausreise nach dem Auftritt: Bilal Philips (l.) muss Deutschland verlassen. Pierre Vogel (r.) kann bleiben. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN dpa | Trotz Protesten und juristischen Auseinandersetzungen sind die radikal-islamistischen Prediger Pierre Vogel und Bilal Philips in der Bankenstadt Frankfurt aufgetreten. Vor rund 1500 Menschen - streng getrennt nach Männern und Frauen - sprachen sie auf dem Roßmarkt in der Innenstadt rund zwei Stunden über den "Islam - die missverstandene Religion". Der als Hassprediger kritisierte Philips muss Deutschland nun jedoch innerhalb von drei Tagen verlassen und darf etwa ein Jahr lang nicht mehr einreisen.

Diese von der Frankfurter Ausländerbehörde am Mittwoch veranlasste Ausweisungsverfügung sei Philipps im Anschluss an die Kundgebung übergeben worden, sagte Polizei-Sprecher Jürgen Linker.

Hetztiraden und Hassparolen hatten die beiden als Hassprediger kritisierten Salafisten in ihren Reden nicht von sich gegeben. "Wer eine Stelle findet, wo ich zu Hass aufrufe, dem schenke ich 1000 Euro", gab Vogel zu Beginn die Richtung vor. Zunächst sprach er auf Arabisch, dann auf Deutsch, anschließend übersetzte er den Vortrag des in Jamaica geborenen und in Kanada aufgewachsenen Philips sehr frei aus dem Englischen. Dieser ist nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes 1972 als 25-Jähriger zum Islam übergetreten.

Manche der Zuhörerinnen in Frankfurt trugen Kopftücher, Frauen mit Burka durften den abgesperrten Platz nicht betreten - wegen des Vermummungsverbots. Hinter einem weißen Lieferwagen - der den Predigern als Bühne diente - demonstrierten bis zu 500 Menschen gegen die Kundgebung. Zu Zwischenfällen kam es nach Polizeiangaben nicht.

Erst kurz vor Beginn der Veranstaltung hatte der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel grünes Licht gegeben. Er wies in zweiter Instanz die Beschwerde der Stadt Frankfurt gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts zurück. Dieses hatte die von der Stadt verbotene Veranstaltung genehmigt, aber 16 Auflagen erlassen.

"Aufstachelung zum Hass wird untersagt"

So durfte die Trennung der Teilnehmer nach Geschlecht "nicht zwangsweise durchgesetzt werden". Zugelassen waren zudem "nur solche Reden, Sprechchöre und Transparente, die den öffentlichen Frieden wahren". Eine andere Auflage lautete: "Die Aufstachelung zum Hass gegen Bevölkerungsgruppen oder zu Gewalt oder Willkürmaßnahmen wird untersagt." Und: "Die Menschenwürde anderer darf nicht dadurch verletzt werden, dass Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden."

Wie Bilal Philips nach Frankfurt gekommen war, war unklar. Das Bundesinnenministerium hatte am Nachmittag nach Auskunft eines Sprechers keine Erkenntnisse, ob er sich in Deutschland aufhielt. Er soll unter anderem die Todesstrafe für Homosexuelle gefordert haben. Der Grünen-Politiker Volker Beck hatte die Bundesregierung zuvor aufgefordert, die Einreise des Mannes zu verhindern und war dabei von Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) unterstützt worden.

Philips betonte in Frankfurt, Homosexualität sei zwar eine Sünde, er hasse diese Menschen aber nicht, seine eigene Schwester sei auch homosexuell.

Salafistische Prediger wie Philips und Vogel tragen nach Einschätzung von Rhein und des Landesamtes für Verfassungsschutz mit ihrer demokratiefeindlichen Lehre zur Radikalisierung junger Muslime bei. Der Attentäter vom Frankfurter Flughafen vom 2. März sei insbesondere über solche Internetseiten und Videos radikalisiert worden. Der 21-Jährige hatte zwei US-Soldaten erschossen und zwei schwer verletzt.

Die Salafisten streben nach Darstellung des Verfassungsschutzes in letzter Konsequenz einen islamischen Gottesstaat an, in dem wesentliche Grundrechte und Verfassungspositionen keine Geltung haben sollen. Im Einzelfall akzeptieren sie dabei auch den Einsatz von Gewalt.

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14 Kommentare

 / 
  • B
    B-Fan

    @grafinger:

     

    Gleiches Video, ab 1:30:

     

    "Kann ein Muslim ein Homosexueller sein, oder kann ein Homosexueller ein Muslim werden? Ja. Aber es ein sündiger Zustand."

     

    Es liegt mir absolut fern, ihn zu verteidigen, aber man muss schon unterscheiden, was er gesagt hat und was nicht. Man vergleiche mit der "God-hates-fags"-Kirche in den Staaten, die sich über Schwule ähnlich äußern:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=8RtwhSxPuRw

  • G
    grafinger

    @ "B-Fan":

    Du musst die betreffende Aussage schon sinngemäß und nicht wörtlich übersetzen und dabei auf Gestik, Mimik und die rhetorische Pause achten.

  • N
    Nora

    Lecherlich !!! Er ist sowiso nur zum Besuch in Deutschland. Er braucht hier nicht aufzuhalten. Er ist ein reicher Doktor in Kanada. Hassprediger sind heute eher viele Medien u Personen wie Sarrazin.

  • MS
    Martin Schmid

    Ein ganz dickes Lob übrigens, dass in den redaktionellen Beiträgen nicht mehr so schlimm gegendert wird, das ist wirklich eine Augenweide, wenn man den Unsinn nicht mehr mitlesen muss!

  • S
    Sara

    Wo ist mein Kommentar ? wo ist die andere Meinung abgeblieben ?

    Pierre Vogel ist kein Hassprediger. Ich habe viele Viedos von ihm gesehen aber keinerlei Aufhetzung. Aufhetzung meiner Meinung nach, üben viele deutsche Medien gegen alle Muslimen ob normale od. fundamental. Dies führt indirekt zu mehr islamisierung des Landes. Wenn Deutsche Muslime haßen, dann handelt sich um alle Muslime ob gut oder schlecht. Das ist das Problem. Ich bin ein ganz normaler Moslem kein Salafist, aber ich denke, dass Pierre Vogel Recht hat, wenn er über die Antiislamischen Ideoogien der Medien redet. Gerade in dieser Artikel, was soll dieser Sprengsatz auf dem Bild bedeuten. Ich möchte gern wissen, wer dahinter steht, warum ???. Das ist kein Leben hier wenn man sich schuldig fühlt, obwohl Muslime seit mehr als 50 Jahren friedlich in diesem Land leben.

  • B
    B-Fan

    @grafinger:

     

    Ich bin mit seinen Ansichten nicht besonders vertraut, aber im Video spricht er doch von den "Wurzeln der Homosexualität in der Gesellschaft", die es auszulöschen gilt - eine Sicht, die wohl auch einige erzkonservative Deutsche vertreten. Das ist ganz und gar nicht meine Meinung, aber ob man die "Wurzeln in der Gesellschaft" oder die Menschen an sich auslöschen will, das ist immer noch ein Unterschied. Ersteres ist schlimm genug, letzteres ist ein Verbrechen.

  • DP
    Daniel Preissler

    @Leidnatur

    wieder mal ein Beitrag, dessen Inhalt sich auf die Topoi Unterwanderung des deutschen Volkes und islamische Weltverschwörung beschränkt.

    Wie früher mal. Ich weiß es ist billgig, solche Parallelen zu ziehen, aber sie liegen bei deinem Kommentar so sehr auf der Hand, dass man nicht umhinkommt, es so zu benennen.

  • FF
    Fred Feuerstein

    "Der Attentäter vom Frankfurter Flughafen vom 2. März sei insbesondere über solche Internetseiten und Videos radikalisiert worden. Der 21-Jährige hatte zwei US-Soldaten erschossen und zwei schwer verletzt."

     

    Der Attentäter war ein Albaner aus dem Kosovo der sich an den GI's gerecht hat!

    Die Gründe dafür sind immer die gleichen, GI vergewaltigt und/oder tötet Frau, in diesem Fall Albanerinnen.

     

    Das hat nicht mit Islamisten zu tun sondern nennt sich Blutrache.

  • A
    Anna-Rosa

    Hier, ein Taschentuch, nimm gleich zwei!

    Heute ganz alleine? noch keinen Link auf pi-news gesetzt oder funktioniert er nicht?

  • H
    Harald

    Bilal Philips und Pierre Vogel sind wahrscheinlich vor allem ein Subventionsobjekt von Saudis und Wahabis in Deutschland.

    Allerdings würde ich die Einschätzungen von Geheimdiensten nicht so übernehmen. Vogel macht vor allem PR für sich, in dem sich in konfliktartige Situationen begiebt und am Ende aber nichts macht. Langfristig könnten einiger seiner Adepten aber schon zur Waffe, Bombe greifen, dann ist er irgendwann doch zu lau bzw. die durchschauen die Show und wollen das dann anders handhaben.

  • A
    atypixx

    @ Leidkultur

     

    Schön, dass wir einen Hellseher unter uns haben. Sogar einen, der nicht nur ein halbes Jahr, sondern gleich 100 Jahre in die Zukunft schauen kann.

     

    Pispers über Statistiken und Prognosen (Achtung, lehrreich):

     

    http://www.youtube.com/watch?v=urDmSmj4oPo

  • L
    Leidkultur

    Es ist zu sehen, dass dieses Land untergehen wird, dass hier wohl später Islamisten wohnen werden, die letztlich all die Errungenschaften der 68er und der von ihnen durchsetzten "demokratischen" Parteien auf den Müllhaufen der Geschichte werfen werden.

    Es ist schön sich vor zu stellen, dass hier in 100 Jahren statt Multikulti-wischi-waschi, Feministinnen und Quotenfrauen knallharte Mullahs mit einer ultrakonservativen Ideologie über ein verarmtes Land mit ziemlich dummen und ungebildeten Bewohnern herrschen werden.

    Wir haben dieser aggressiven “Kultur” nichts entgegenzusetzen. Die Demographie ist nicht mehr aufzuhalten, die Arbeit der Medien wertlos, die Politiker ideologisch vernagelt und restlos naiv. Meinungsfreiheit kann man vergessen, höchstes privat. So muss es in der DDR gewesen sein.

    Deutschland überaltert dramatisch, und die Jüngeren werden sich kaum durchsetzen können, weil sie allein zahlenmäßig keine Rolle spielen. Wobei ich gar nicht glaube, dass sie aufwachen. Sie sind nicht unbedingt 68er im klassischen Sinne, aber doch indoktriniert durch Schule, Elternhaus und Medien.

    Unser Wohlstand, Frieden, Freiheit und Identität werden dadurch nach und nach ausgelöscht. Mit der Freiheit ist es eh schon nicht mehr weit her. Es wird nicht abrupt passieren, aber schleichend. Öffentliche Einrichtungen geschlossen, Museen, Theater Schwimmbäder etc. Dann müssen Dinge wie Linienbusse ewig durchhalten (weil kein Geld für Neuanschaffungen da ist, um die Sozialkassen zu bedienen.) Und dann werden sich die Muslime hier politisch organisieren. Anstelle jedes gestorbenen bornierten SPD-Gewerkschaftsfuzzis oder lokalen CSU-Handwerksmeister aus dem Mittelstand werden dann Hüseyin, Samir und Ahmet ihr Kreuzchen setzen.

    Vielleicht wachen dann auch ein paar ewiggestrige (linksalternative Gutmenschen) dann auf, aber dann ist es zu spät: Ein Land voller alter Leute, das alle guten Ideen, konstruktiven Gemeinsinn, Innovationsfreude, Leistungsethik, Bildung und WILLEN ZUM WANDEL zum Teufel gejagt hat. Erdrückende Konkurrenz aus aufstrebenden asiatischen Ländern. Abwanderung der Qualifizierten! Klar wer will sich auch mit Ende 50 noch mal komplett neu erfinden. Die ersten zeigen schon mit Ende 30 erste Zeichen des Alterns. Nicht optisch, aber sie haben feste Gewohnheiten und alles soll blieben wie es ist. Geistig immer weniger flexibel… Das sind alles Wohlstandskinder, die nicht wissen, was es heißt ABZUSTEIGEN. Es hat keinen Sinn mehr hier.

  • KB
    Knut Birker

    sie sollen doch gern ihren Gottes-Staat errichten

     

     

    aber nicht HIER!!

     

     

    liebe Grüßles Knut

  • G
    grafinger

    Wer immer noch nicht glaubt dass Bilal Philips alle Nichtheteros auslöschen möchte:

    http://www.youtube.com/watch?v=YcBf9FHAZrM

    ab 3:40