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Radfahren für Abgeordnete nicht vorgesehen?

■ Am Preußischen Landtag wurde bei der Planung nur an Autofahrer gedacht

„Das hab ich nicht bestellt“, versicherte Michael Cramer, als er das verbogene Fahrrad am zerbeulten Kotflügel des Autos lehnen sah. Drastischer hätte sich das Anliegen des verkehrspolitischen Sprechers von Bündnis 90/Die Grünen kaum vor Augen führen lassen: Im kleinen am Preußischen Landtag zu zeigen, wie auch im großen „die Belange von Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV-Nutzern zurückgestellt werden zugunsten des Autoverkehrs“. War doch der Radfahrer vor dem Kopfsteinpflaster der Niederkirchnerstraße auf den Gehweg ausgewichen und mit einem Auto zusammengeprallt. Der Wagen wiederum wollte gerade den 180.000 Mark teuren provisorischen Parkplatz verlassen, den sich die Abgeordneten genehmigt hatten: Gebührenfrei, versteht sich, trotz Absichtserklärungen zur Parkraumbewirtschaftung – der Platz gegenüber, wo pro Stunde zwei Mark fällig werden, steht leer.

Man gönnt sich ja sonst nichts. Wenigstens dann nicht, wenn es um den öffentlichen Nahverkehr geht: Am S-Bahnhof Anhalter Bahnhof wurde der Aufgang, der zur anderen Straßenseite führt, vor 15 Jahren zugedeckelt. Die Wiedereröffnung ist seit 1984 geplant: Üppig mit zwei Rolltreppen, für 3,7 Millionen Mark, die natürlich nie zur Verfügung standen. Die Kosten für die bloße Öffnung, schätzte Cramer, betrügen nur ein Zehntel.

Viel näher wäre es vom Abgeordnetenhaus ohnehin zum U-Bahnhof Potsdamer Platz – wenn es vom Preußischen Landtag aus einen Durchgang zur Leipziger Straße gäbe. Dazwischen liegt das bundeseigene Preußische Herrenhaus, durch dessen Hof Cramer die Journalisten führte – mißtrauisch beäugt vom Pförtner des Zwischennutzers Humboldt-Universität. Doch Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien, klagte der Abgeordnete vor dem verschlossenen Tor sein Leid, lehne einen zweiten Eingang ab.

Fehlende Zebrastreifen, herausstehende Bordsteine und handtuchbreite Geh- und Radwege dienten Cramer als weitere Belege dafür, daß man von einer autofahrenden Verwaltung nicht mehr erwarten könne: „Radweg heißt für die bloß, Rad weg von der Straße.“ Indes werden es kaum diese Schikanen sein, die die meisten Abgeordneten das Auto wählen lassen – ist doch schon jetzt am Preußischen Landtag „die ÖPNV-Anbindung hervorragend“, wie Cramer zugibt. Ralph Bollmann

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