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Archiv-Artikel

… Polizisten? Rabenväter für Krähen sein

Von MO

Acht Stunden lang lag sie mit verkrüppelten Beinen im Wald, halb verhungert und von Fliegen befallen – bis die todgeweihte junge Krähe am Montagabend von Tierschützern gerettet wurde. Schuld am Elend des Vogels waren Polizisten: Sie hatten das aus dem Nest gefallene Küken auf einer Wiese in Alt-Treptow aufgelesen, in den Wald gebracht und ausgesetzt – unerreichbar für seine Eltern.

Hintergrund des wenig tierlieben Einsatzes: Die erwachsenen Vögel hatten Passanten angegriffen, um ihr Junges zu verteidigen. Einen Mann verletzten sie leicht. Doch während sich die Polizei rühmte, dem Unglücksvogel geholfen zu haben, organisierte der „Avian“-Vogelschutzverein eine breitangelegte Rettungsaktion. „Als wir durch eine Polizeimeldung auf die Krähe aufmerksam geworden waren, erkundigten wir uns sofort nach dem Ort der Freilassung“, sagt Sprecher Stefan Klippstein. Das Jungtier konnte im Wald geborgen werden – „genau dort, wo es ausgesetzt worden war“. Es habe weder laufen noch hüpfen oder gar fliegen können. „Das hätte doch jedes Kind gesehen“, kritisiert Klippstein das amtliche Fehlverhalten. Einen Tierarzt verständigen – das wäre die Aufgabe der Beamten gewesen.

Inzwischen wird die Jungkrähe medizinisch betreut. Laut „Avian“ stehen ihre Chancen auf Heilung gut, sobald sie gesund ist, soll sie ausgewildert werden. Für die Polizisten könnte die Verschleppung noch unangenehm werden: „Wir haben Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gestellt“, sagt Klippstein. „Ich kann mir nicht erklären, wie man ein behindertes Tier aussetzen kann. Die Polizei gibt ein schlechtes Vorbild ab.“ MO Foto: reuters