: RWE will Wolkenmacher
■ Konzern plant klammheimlich neues Kohle-Großkraftwerk in Franken
Karlstein (taz) – Umweltschützer und betroffene Bürger wehren sich gegen Pläne der RWE für ein neues Großkraftwerk in Franken. Auf einer Pressekonferenz in Karlstein bei Aschaffenburg protestierten sie gegen die Absicht der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE), am dortigen Mainufer einen 1.400-Megawatt-Wolkenmacher bauen zu wollen – und gegen die „klammheimliche“ Vorgehensweise der RWE Holding AG (Essen). Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), nannte die Pläne des Energiekonzerns eine Kulturschande.
Hintergrund: Die Holding der RWE versucht seit Ende August, in vertraulichen Gesprächen den EigentümerInnen der 218 benötigten Grundstücke am geplanten Standort ihren Grund und Boden abzuschwatzen.
Selbst die Gemeinde Karlstein, so der für die Grünen im Gemeindeparlament sitzende Horst Reisert, habe von dem Vorhaben erst Wind bekommen, als die Beauftragten der Elektrizitätswerke bereits mit den GrundstückseigentümerInnen in deren Wohnzimmern die Verkaufsverhandlungen aufgenommen hatten. In einer rasch einberufenen Bürgerversammlung sprach sich in der vergangenen Woche dann gut ein Drittel der anwesenden GrundstückseigentümerInnen klar gegen den Verkauf aus – RWE hatte bis zu 35 Mark für den Quadratmeter Ackerland oder Wiesenfläche geboten. Und nur einer der Anwesenden, so Reisert, habe ebenso klar gesagt, daß er verkaufen wolle.
Protest kommt auch von der anderen Mainseite. Bürgermeister Wenzel (SPD) aus dem Karlstein gegenüberliegenden Seligenstad befürchtet „Schlimmes“ für die rund 20.000 EinwohnerInnen seiner Stadt.
Die als einzigartiges Kulturgut geltende Basilika, werde ständig in Kühlturmschwaden stehen, falls in Karlstein – 250 Meter entfernt – ein solches Riesenkraftwerk gebaut werden sollte. BBU-Vertreter Bernhard erinnerte daran, daß sich im Umkreis von 10 Kilometern um Karlstein bereits drei andere Großkraftwerke befinden: ein RWE-Kraftwerk in Karlstein selbst mit einer Leistung von 100 Megawatt, das Großkraftwerk Staudinger der PREAG mit 1.400 Megawatt – und das Bayernwerk- Kraftwerk in Aschaffenburg. kpk
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