■ RUSSLAND WILL EX-DDR-STAATSCHEF ABSCHIEBEN: Krach in Moskau um Honeckers Alterssitz
Berlin (taz) — Jetzt kämpfen die Präsidenten Rußlands und der Sowjetunion um Erich Honecker. „Wenn es an meinem Willen gelegen hätte, würde ich Honecker mit zurückbringen“, verkündete Boris Jelzin den RadiohörerInnen im Deutschlandfunk — mit Blick auf seinen bevorstehenden Besuch in Bonn, bei dem es ihm vor allem um die Verbesserung der deutsch- russischen Wirtschaftsbeziehungen geht. Das russische Kabinett hatte am Freitag die Ausweisung des einstigen Staats- und Parteichefs beschlossen. Sein Aufenthalt in Rußland sei „illegal“, seine Flucht eine schwere Verletzung internationalen, sowjetischen und russischen Rechts gewesen, fuhr Justizminister Fjodorow hartes Geschütz auf. Der sowjetische Präsident Gorbatschow will sich hingegen einer Auslieferung Honeckers entgegenstellen: Er sei ein alter Mann, der mehr als zehn Jahre unter den Nazis im Gefängnis gesessen habe. „Wenn wir dieselbe Elle wie bei Honecker anlegen, müßten wir wahrscheinlich alle Staatsmänner und Regierungschefs ins Gefängnis schicken“. SEITEN 2 & 12
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