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RTL ExklusivMarco, der verlorene Sohn

Aus dem Knast in den Kapitalismus: Acht Monate saß der 17-jährige Marco in einem türkischen Gefängnis. Kaum wieder in Freiheit, verkauft er seine Geschichte exklusiv an RTL.

Muss, dank RTL-Honorar, in Zukunft keine Fake-Designerklamotten aus Antalya tragen: Marco Bild: ap / rtl exklusiv

ISTANBUL taz Es hatte sich im Vorfeld ja angekündigt, doch der jetzt eingetretene Hype ist irgendwie schwer erklärbar. Da wird ein 17-Jähriger in der Türkei aus der U-Haft entlassen und ganz Deutschland ist im Marco-Fieber.

Schon Freitagnacht meldeten die Nachrichtenagenturen ungefähr im Stundentakt: "Marco aus der Haft entlassen", "Marco mit Flugzeug abgehoben", "Marco in Deutschland gelandet" und zuletzt: "Marco an unbekannten Ort verschwunden". Wenigstens das Mysterium dieses Verschwindens wurde bald aufgeklärt: Marco ist von RTL eingekauft, der Sender stellte das Privatflugzeug, mit dem er nach Hause kam, und Sonntagabend durfte die Nation dann exklusiv auf RTL dem glücklich zurückgekehrten Marco lauschen. Selbst beim letzten Papstbesuch gab es nicht so viele Verlautbarungen über den jeweiligen Stand des Anfluges. Es ist der Empfang, wie er gewöhnlich glücklich heimgekehrten Helden gewährt wird. Hat Deutschland also einen neuen Helden?

Alles spricht dafür. In Uelzen läuten die Kirchenglocken, und ein Autokorso mit Deutschlandfahnen braust durch die Stadt. Kanzlerin und Vizekanzler geben sich erleichtert, Pfarrer und Bischöfe schicken Dankgebete gen Himmel. Schon zuvor hatte die Kirchengemeinde jede Woche einen Marco-Gedenkgottesdienst abgehalten, Mahnwachen sorgten dafür, dass der "Gefangene von Antalya", wie der Spiegel titelte, nicht in Vergessenheit geriet. Dazu teils obskure Unterstützergruppen sorgten im Internet für einen ständigen Strom an Marco-Infos über das angebliche Martyrium des Jungen in türkischer Haft. "Marco psychisch am Ende" war da noch die am wenigsten alarmierende Meldung, "Psychofolter", "Selbstmordgefahr" etc. das eher gängige Vokabular. Bei all der Erregung ging völlig unter, worum es eigentlich ging.

Da hatte ein 13-jähriges Mädchen den 17-jährigen Jungen beschuldigt, sie sexuell missbraucht zu haben. Vielleicht stimmt dieser Vorwurf nicht, vielleicht steht Charlotte ja tatsächlich unter dem Druck ihrer Mutter, vielleicht wollte sie sich an Marco ja sogar rächen, weil dieser nicht konnte, wie Charlotte wollte, eine Theorie, die Marco selbst einmal zum Besten gab.

Vielleicht stimmen die Vorwürfe aber doch? Vielleicht ist der Jugendliche einfach im besoffenen Kopf in das Zimmer der Mädels eingedrungen und wollte sich mit ein bisschen Knutschen nicht zufriedengeben? Wer weiß das außer den Beteiligten? Dass in Deutschland aber, Jahre nachdem die Frauenbewegung mühsam durchgesetzt hat, dass Frauen oder Mädchen, die eine Vergewaltigung oder sexuellen Missbrauch beklagen, ernst genommen und nicht mehr als Zicken abgetan werden, heute niemand auch nur in Erwägung zieht, dass die Klage zu Recht besteht, ja dass jetzt so getan wird, als sei das künftige Ergebnis des Prozesses sowieso irrelevant, lässt darauf schließen, dass es in der Causa Marco um etwas ganz anderes geht.

Einmal unterstellt, Marco hätte nicht in der Türkei, sondern in England in U-Haft gesessen, das Gericht hätte geschlampt, das Verfahren sich in die Länge gezogen. Wäre der Marco-Rummel in diesem Fall vorstellbar? Natürlich nicht. Nur der Umstand, dass der Schüler in der Türkei im Knast saß, kann die Metamorphose eines der versuchten Vergewaltigung angeklagten Jugendlichen zum quasi politischen Gefangenen in Feindesland erklären. Ein Opfer der feindlichen islamischen Justiz, die unseren christlichen Jungen festhält. Dieser ganze Aufruhr soll durch eine achtmonatige U-Haft erklärt werden? Hunderte, nicht zuletzt in deutschen Abschiebeknästen, schmoren monatelang unter menschenunwürdigen Bedingungen nach obskuren Anschuldigungen im Gefängnis, und kein Bischof kräht danach. Zum Gefangenen des Jahres wird man nur, wenn man in Feindesland im Knast festgehalten wird. Platte Islamfeindlichkeit und dumpfer Türkenhass sind der Resonanzboden, auf der Marcos Heldengeschichte gediehen ist. Schlechte Nachrichten aus Deutschland.

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47 Kommentare

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  • H
    Helena

    Der Artikel ist an sich gut. Warum sollte ein möglicher Vergewaltiger auch als Held gefeiert werden, wenn jeglicher Verdacht noch nicht aus der Welt ist? Was mich arg stört ist die Einleitung, dass Marko sich verkauft hat und sich nun echte Markenklamotten leisten kann. Warum den Jungen 1. den Vorwurf des Verkaufs machen und ihn 2. ins lächerliche ziehen? Interviews hätte es so oder so gegeben und das Menschen für Interviews bezahlt werden ist gewiss nichts Außergewöhnliches, auch glaube ich kaum das Marco dadurch nun Millionär geworden ist, schließlich gibt es für die, wie ich annehme, nicht gerade reichen Eltern, sowas wie Anwaltskosten, Flugkosten usw. Ich wette die Sache hat sie bis jetzt eine Menge gekostet, da kann das Geld gar nicht schaden.

     

    Der Schluss des Artikels spricht dann das an was auch ich schon seit langem denke, nämlich das es hier viel mehr um "Türkenhass" als um Marcos Unschuld selbst geht. Wäre er in England inhaftiert gewesen hätte es diesen Aufstand nie gegeben, er wäre nie als unschuldig angesehen worden, sondern wäre von vornerein als schuldig von den Medien und der Gesellschaft tituliert.

  • A
    Andreas

    Leider alles andere als ein gelungener Artikel. Bis zur TAZ scheint es sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass die meisten Unschuldigen, die aus US Gefängnissen geholt werden, angebliche Vergewaltiger sind. Dass ein angebliches Vergewaltigungsopfer auch lügen kann ist so neu nicht und gerade in diesem Fall war den meisten Beobachtern sehr schnell klar, was da eigentlich gelaufen ist. Unter den Unterstützern von Marco befinden sich auch deshalb mehrheitlich Frauen, darunter sogar ehemalige Vergewaltigungsopfer. Auch sehr viele türkische Mitbürger haben Marco aktiv unterstützt.

     

    Es ist schon richtig, dass die besonderen Umstände die gesamte Tragik dieses Falles ausgemacht haben und viele aus türkenfeindlichen Gründen ihr eigenes Süppchen gekocht haben. Die eigentlichen Unterstützer haben aber immer klar gemacht, dass alle Aktionen nicht gegen die Türkei gerichtet sind und auch Charlotte wurde immer in Schutz genommen (nicht aber ihre Mutter).

     

    Wir haben den bemerkenswerten Fall, dass einem angeblichen Vergewaltiger mehr geglaubt wird, als dem angeblichem Opfer. Dies ist aber dem mehr als fragwürdigem Verhalter der Klägerseite geschuldet und kann Marco nicht zum Vorwurf gemacht werden.

     

    Auch der Vertrag mit RTL ist positiv zu bewerten. Wie sonst soll eine Familie die finanziellen Aufwendungen meistern? Außerdem hat der Junge jetzt seine Ruhe, was sonst wohl kaum möglich gewesen wäre.

     

    Schade, von der TAZ hätte man mehr erwarten können. Etwas weniger Ideologie und etwas mehr gesunden Menschenverstand zum Beispiel.

  • W
    Wolfgang

    Das was diese Charlotte mit Marco gemacht hat, kann im Grunde genommen jede Frau mit jedem Mann machen. Prost Malzeit

  • A
    aha

    fassen wir mal zusammen:

     

    -einen 17 jährigen 8 monate in u haft zu lassen, egal wo, ist unverhältnismäßig

     

    -der hype um diesen konkreten fall ist faul

     

    -das marco seine geschichte rtl verkauft ist bei aller sehnsucht nach vorbildern nachvollziehbar

     

    -das und die ganze geschichte macht ihn nicht zum helden

     

    -wollte er das denn sein?

     

    -er ist unschuldig, so lange die schuld nicht bewiesen ist

     

    -der hype um marcos geschichte lässt andere motivationen vermuten, als moralisches empfinden

     

    -für viele diente diese geschichte als ventil einer fremdenfeindlichkeit, die sie sich nicht eingestehen würden

     

    ich stelle mir den 17 jährigen mehmet vor, der in münchen in eine ähnliche situation gerät, wie marco in antalya. das mädchen? deutsch. und ich stelle mir vor, was in den zeitungen steht, für welchen hype sich der mainstream entscheidet.

  • K
    klaus

    Was erwarte ich von einem guten Kommentator, einem Meinungsbildner gar? Auf's Wesentliche reduziert: er muss funktionieren. Und zwar nach der Art einer (noch) elastischen Stahlfeder. Ein Stossfänger quasi. Spannung-Entspannung. Ausgewogen. Verantwortlich. Im Gegensatz zu einer dauerhaft verformten Feder. Wenn Sie so einen Journalisten kennen, bitte lassen Sie es mich wissen.

  • SR
    Sack Reis

    Ob Marco schuldig oder unschuldig ist (die Rolle der Eltern und die von Charlottes Vorzeigemutter mal gar nicht angesprochen), entscheiden zum Glück nicht TAZ, RTL oder andere Medien. RTL kann man einzig und allein zugute halten, dass sie Marco vor Pest und Cholera... pardon... Kerner und Beckmann vorerst gerettet haben.

     

    Und auch die TAZ ist ein Medium... und hier zählt auch die Auflage und dann kommt erst der Zeigefinger. Sicher sollte man den Jungen nicht hofieren oder ihn gar feiern, bis das Verfahren beendet wurde. Aber es ist schon erschreckend, dass jetzt jede Frauen-Batikgruppe den Untergang der Gleichberechtigung heraufbeschwört, nur weil zwei Teenager (dank der hervoragenden Aufsichpflicht der Eltern und von Mutter Meathers, die Ihrer Tochter das Trinken von Alkohol und das Weggehen bis in den frühen Morgen erlaubt) ungestört Petting hatten. Was mich primär wundert, dass alle Aussagen von Gutachtern und Zeugen komplett ignoriert wurden und keinerlei Beweissicherung durchgeführt wurde.

  • L
    Linda

    Ich danke auch nur einfach für diesen Artikel. Er trifft nach meiner Meinung genau den Punkt. Dieses ganze Land erschien mir wie irre, Gott sei Dank doch noch Hoffnung!

  • S
    sheshepankh

    Es ist doch wohl haarsträubend, wie dieser feministische Mob, der nun in der taz eine Plattform findet, in Bild-Zeitungsmanier über den armen Jugendlichen aus Uelzen herfällt, der völlig zu Unrecht und unverhältnismäßig lange in der Türkei einer Haft unterlag. Vielen Dank hingegen an jene mittlerweile neu hinzugekommenen Kommentatoren, die mal eine etwas differenziertere Betrachtungsweise bringen.

    Da zeigt also eine wildgewordene Engländerin, aus einfachen Verhältnissen stammend und mit einer kaputten Ehe (siehe DER SPIEGEL, Heft Nr. 46 vom 12.11.07), einen Jugendlichen mit wüsten Behauptungen ohne jegliche Beweise an, weil dieser sich an ihrer sich älter ausgebenden Tochter, über die sie die Aufsichtspflicht eindeutig vernachlässigt hatte, an und reist einfach wieder nach England ab. Das ist erst einmal feige. Feige ist auch, daß diese Engländerin nicht einmal ihre Identität bekanntgibt (wahrscheinlich aus entsprechenden Gründen). Daß diese Frau und ihre Tochter noch nicht einmal vor Gericht geladen wurden, zeugt auch von einer Willkürjustiz, die sich hinter der heute feministischen Fassade verstecken kann, nach der schon die wildesten Denunziationen den Ruf eines Menschen derart ruinieren können ? ich erinnere an den in den 1990er Jahren denunzierten Montessori-Pädagogen, bei dem sich die wüsten Behauptungen als völlig unwahr herausgestellt hatten.

    Aber in einer vom Weiblichkeitswahn Schwarzers et al dominierten Welt ist ja so etwas möglich, nicht wahr. Es ist auch wieder einmal symptomatisch, daß weitaus souveränere Personen wie Esther Vilar, die im Gegensatz zu den FeministInnen einen Männerhaß nicht nötig haben, vertrieben wurden, so wie auch Rudi Dutschke, der ja weit über den 68er-Kontext hinaus gedacht hatte. Jedenfalls entbehrt der Feminismus jedweden emanzipatorischen Charakters, denn eine echte Emanzipation kann nicht auf Kosten eines anderen gehen, sondern muß gemeinsam erfochten werden. Das hatte die liberäre und souveräne, wahre Frauenrechtlerin Emma Goldman (1869-1940), die auch mit den FeministInnen im Clinch lag, erkannt. Vor allem arbeitet die feministische Ideologie darauf zu, daß sie eines Tages mal ganz kippen könnte und wir mit einem echten Frauenhaß konfrontiert werden, der ungeahnte Dimensionen annehmen könnte. Also Schluß mit der feministischen Männerfeindlichkeit und diesem ganzen ideologischen Brei. Das führt nur in den Abgrund. Mir sind jedenfalls sämtliche Ideologien höchst zuwider, egal ob diese Faschismus, (Sowjet-)Kommunismus, Feminismus oder sonstwie heißen - und ebenso die Anbiederung der männlichen Anhänger des Feminismus an die Ideololgie der "political correctness", die meinen, in ihrer Übereifrigkeit noch zu punkten. Es wird von einer besseren Welt geredet, doch praktisch werden alte Ungerechtigkeiten umgekehrt und verschärft und/oder weitergepflegt.

    NB: Zu dem Kommentator, der die Meinung vertritt, "andere Länder, andere Sitten, andere Justiz", kann ich nur noch anfügen, daß man dann diese wildgewordene Engländerin vielleicht einmal an den Islam ausliefern sollte "dort werden doch Frauen gesteinigt, nicht wahr? Wäre das nicht dann auch eine gerechte Sache", lautet meine an dieser Stelle einmal bewußt provokativ gestellte Frage?

  • U
    user

    Danke Taz,

    danke für die andere Perspektive, allein dafür überlege ich mir gerade ernsthaft ein Abo.

  • C
    christoph

    mal unabhängig davon, ob der Artikel stimmig ist oder nicht - besonders hervor hebt er sich durch seinen Standpunkt, wie von vielen hier angezeigt bzw. vermutet, als Lichtung im Dunkel des Pressewaldes, ja nun mal nicht,

    zumindest Spiegel und Süddeutsche berichten aus dem selben Blickwinkel

  • L
    L_S

    Bei dem Thema des Artikels von Herrn Gottschlich ergeben sich für mich eher Fragen als dass mir ein "Gut so, endlich sagt einmal Jemand wie es aussieht" oder etwa ein "gute journalistische Arbeit" einfällt. Ich finde daher die Fragen von Uli Eisele sehr interessant und finde sie den richtigen Weg sich mit dem Thema zu befassen.

    Für mich ist der Artikel ein Kommentar und ich kann die Meinung des Autors nachvollziehen. Zu journalistscher Arbeit gehört meiner Meinung nach jedoch mehr Recherchearbeit und Auswerten von Tatsachen. Im Artikel werden nur bekannte Tatsachen ohne weitere Tiefe ausgewertet, daher ist es für mich eine reine Meinungskundgabe.

    Zu den zahlreichen Kommentaren, die nachvollziebar machen wollen, dass "Marco" aus finaziellen Gründen NATÜRLICH seine Geschichte verkaufen will und soll: entweder man verkauft sich oder man tuts nicht. das ist es doch gerade. man kann sich und seine Geschichte nicht verkaufen und dabei Gründe aufführen die das ganze zu einem NICHTSICHVERKAUFEN also etwas Ehrenhafterem machen sollen. es geht doch gerade um den Zusammenhang zwischen dem "sich hergeben" und dem Geld. Sobald es den gibt, ist er eben da.

    Ich würde mir einen Artikel zu dem Thema wünschen der zB. die von Uli Eisele aufgeworfenen Fragen zu beantworten versucht.

    MFG

  • AG
    alfonzo garcia

    Uli Eisele hat es auf den punkt gebracht... danke dafür

  • A
    Axel

    War ja klar. Sobald das Zauberwort "Vergewaltigung" auf den Tisch kommt, fragt kein Mensch bei der "aufgeklärten Linken" mehr nach Fakten und Beweise, weil, das könnte ja bedeuten, dass man das Opfer nicht ernst nimmt, gell?

    Mal ehrlich, Leute: Hier geht's doch um etwas ganz anderes. Zum Beispiel um eine Mutter, die ihren klaren Mangel an verantwortlichem Handeln auf andere abzuwälzen versucht. Vielleicht fürchtet man in Manchester ja auch eine gesalzene Zivilklage und/oder Strafanzeige, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Wer von uns hat schon die Lampe gehalten, hm?

  • I
    iris6000

    Vielleicht ist Marco im Suff in das Zimmer eingedrungen (...) Wer weiß das, außer den Beteiligten? ... schreibt Ihr Kommentator.

     

    Wahrscheinlich hat er selbst ein wenig zu tief in die Flasche geschaut. Ansonten hätte er bemerkt, dass in Anbetracht von 3 weiteren Zeugen und insbesondere der Aussage der Schwester es außer Frage steht, dass die Mädchen die Jungs auf ihr Zimmer eingeladen hatten. Mag sein, dass die Mädchen dann wirklich im Bettchen eingeschlafen sind und vergessen haben, die Jungs nach Hause zu schicken (klingt nicht sehr glaubwürdig). Aber es spielt nur eine recht geringe Rolle, ob Ch. nun recht aktiv bei der Sache war oder aber bereits mehr oder weniger beim Einschlummmern. Fakt ist jedenfalls, dass Marco nicht den erkennbar entgegenstehenden Willen der Ch. gebeugt hat, denn selbst nach ihrer Version hat M. ja sofort aufgehört, als er angeblich von ihr weggeschubst wurde. Also von versuchter Vergewaltigung keine Spur. Nicht jeder versuchte oder missglückte Sex ist eine Vergewaltigung.

  • TA
    Thomas Alp

    Oh, Hilfe! Dieser Kommentar entbehrt jeder journalistischen Grundlage. Alle gängigen Klischees finden Anwendung, seien sie auch noch so fern.

    Das einzige was meine Zustimmung findet, ist, dass dieser ganze Rummel so überflüssig ist wie nur was.

    Die Schuld ist (noch) nicht bewiesen, aber Marco W. wird schon zum Schänder der Frauenbewegung erklärt und "...aber die anderen machen dieses und jenes" durfte ja auch nicht fehlen. Die Objektivität war in diesem Artikel nicht zu finden. Und alle, die das nicht sehen (auch einige Leute hier), mögen sich doch bitte an die eigene Nase fassen und sich fragen, ob sie denn die Gutmenschen sind, die sie zu sein vorgeben? Hier wurde nur das andere Extrem propagiert - sonst leider nichts. Zum kotzen!

  • E
    Eva

    ENDLICH

     

    spricht einer das aus, was ich mit Kopfschütteln in den letzten Tagen immer bei den Nachrichten gedachte habe.

     

    Danke

  • S
    seychelle

    Ständig wird über die unverhältnismäßig lange U-Haft geredet und geschrieben:diese ist aber nicht durch die türkische Justiz, sondern durch die Englische behindert worden, wenn ich erinnern darf! Erst brauchte es Monate bis überhaupt mal die Aussage des Mädchens zustande kam und überliefert wurde und dann hat die Übersetzung eine gewisse Zeit eingenommen. Diese hätte sicher vermieden werden können, denn türkische Übersetzer gibt es in England auch wie man weiß!

    so ist eindeutig von Türkenhaß die Rede! Wäre dies auf dem der Deutschen geliebten Malle passiert, hätte man die geliebten Spanier sicher nicht so angeraunzt! Unheimlich traurig für Menschen, die hier glücklich und zufrieden sowie harmlos daher leben mit anzusehen. Manchmal kriege ich Angst und denke über einen Wegzug nach. Was hat das Leben hier für einen Sinn, wenn ich Angst haben muss nach Brandenburg zu fahren???

  • M
    Markus

    Dieser Mensch ist ein mutmaßlicher Vergewaltiger, wird aber wie ein Superstar hochleben gelassen. Die lange U-Haft ist wohl ungerechtfertigt, macht ihn aber doch nicht zum Helden. Krank.

  • SS
    Sören S.

    Liebe TAZ

     

    Ich habe mich sehr gefreut ihren Artikel zu lesen, da er mit kleinen Einschränkungen ein Bild vermittelt von dem, was viele Juristen schon seit der Verhaftung Marko´s sagen: Fakt ist wohl, dass der Tatbestand des Sexuellen Missrauchs von Kindern schon durch die Vornahme Sexueller Handlungen erfüllt ist ( s.a. § 176 I StGB . Fraglich ist lediglich ob er auf Grund der Täuschung über das Alter des vermeintlichen Opfers entschuldigt ist. Bei gleichem Sachverhalt wäre ein Nichtdeutscher, welcher offen darlegt bei erster Gelegenheit das Land zu verlassen eben so wie Marco in Haft genommen worden. O.K., bei uns wäre das Verfahren u.U. schneller von statten gegangen aber eben aus diesem Grund ist Marco doch jetzt entlassen worden: Die Haftdauer wurde als Unverhältnismäßig bewertet ( so etwas passiert auch bei uns Art 6 EMRK zwingt aber zu dieser Betrachtung) Eine Entlassung aus der Haft ist jedoch keineswegs als Freispruch zu werten.

     

    Ich freue mich, dass die Taz einmal mehr Courage zeigt und gegen die allgemeine Meinung differenziert aufbegehrt. Auch wennn ich oft nicht euer Meinung bin: Bitte weiter so !

  • M
    Miggi

    Vielen Dank fuer den Artikel ich stimme soweit allem zu was geschrieben wurde aber in einem Punkt moechte ich darauf hinweisen das bei dem verkauf der exklusiv rechte an RTL auch die grossen finanzellen Schwierigkeiten zu beachten sind die Marcos eltern erlitten haben.

     

    Am ende des tages stellt man sich die frage verkauf ich mich fuer 3 monate und mach mich zum hampelmann oder lebe ich den rest meinens lebens im minus.

     

    ich denke die meistens von uns wuerden das geld nehmen kapitalismus kritik hin oder her.

  • HW
    Henning Wilts

    Ich kann mich den positiven Reaktionen auf den Artikel nur anschließen. Bei allen Zweifeln an den Vorwürfen gegen ihn und der immer noch geltenden Unschuldsvermutung, was macht ihn da zum Held?

     

    Wie verlogen muss sich dieser Hype in den Ohren derer anhören, die monatelang in deutscher Abschiebehaft auf ihre Verhandlung warten?

  • UE
    Uli Eisele

    Versuchen wir einmal, den "Fall Marco" ungeachtet des Medien-Interesses und seines Widerhalls in der Öffentlichkeit zu beurteilen - denn sonst urteilen wir nur über das Medien-Interesse, und nicht über den konkreten Fall: Ist eine achtmonatige Untersuchungshaft für einen Jugendlichen gerechtfertigt, der der sexuellen Nötigung beschuldigt wird, bisher nicht straffällig wurde und - dem Anschein nach - in geordneten Verhältnissen lebt? Ist sie das auch noch, wenn die vorgetragenen Anschuldigungen nach Ansicht des Gerichtes bisher nicht ausreichend belegt werden können? Wie lange? Muss ein Jugendlicher - oder Erwachsener - so lange in Untersuchungshaft bleiben, wie es der Klägerseite gefällt, oder hat diese auch eine Bringschuld, die Vorwürfe in halbwegs angemessener Zeit durch Gutachten und Zeugenaussagen zu belegen? Wo bleibt im vorliegenden Fall die Verhältnismäßigkeit im Verfahren?

     

    Ist weiter zu befürchten, dass - wenn man den Jugendlichen gegen Kaution auf freien Fuß setzt, zudem seinen Aufenthaltsort und den seiner Eltern kennt - er sich der Fortsetzung des Prozesses zu entziehen versucht? Hat er dazu die Möglichkeit?

     

    Sind das alles latent türken- oder islamfeindliche Einwände? Oder würde man sie auch gegenüber einem deutschen, britischen oder amerikanischen Gericht erheben?

     

    Sind diese Einwände etwa deshalb weniger begründet, weil sich der deutsche Staat gegenüber Flüchtlingen nicht konform zu seinen elementaren Grund- und Prozessrechten verhält? Oder anders gefragt: Rechtfertigt das Unrecht gegenüber Flüchtlingen das Nichteinhaltung von Prozessrechten in anderen Fällen? Ist das dann Gerechtigkeit?

     

    Und: Was ändert sich hinsichtlich der Bewertung von sexueller Gewalt als schwerem Delikt, wenn man auf die Einhaltung von Prozessrechten auch gegenüber einem Angeklagten beharrt, der sich vielleicht - vielleicht auch nicht - der sexuellen Nötigung schuldig gemacht hat? Zugespitzt: Wird sexuelle Gewalt gegenüber Frauen dadurch im Grundsatz bestritten oder bagatellisiert? Soll er aus generalpräventiven Gründen weiter sitzen? Ketzerische Frage: Ist dies ein aufgeklärter Standpunkt?

     

    u.e.

  • DG
    Die große Glocke

    Die Justiz hat acht Monate Zeit gehabt, Marco etwas nachzuweisen, und daß in einem im Grunde sehr übersichtlichen Fall. Wenn es ihr bis jetzt nicht gelungen ist, kann man ja wohl auf die Unschuld Marcos als bewiesen ansehen.

     

    Zu munkeln, es könnte ja immerhin doch etwas dran sein, ist letztlich eine Rufmordkampagne.

  • Z
    Zesthok

    Jaja, die Kapitalismus-Keule war ja schon auf spiegel-online zu lesen, verpackt dort als O-Ton von Türken in Istambul.

     

    Wenn man bedenkt, wieviel Schaden diese unrechtmäßige lange Uhaft bei ihm verursacht hat und er vermutlich noch nicht mal eine angemessene Entschädigung bekommen wird (schon in Deutschland ist diese unter aller Sau), ist das nur gerecht.

     

    Klar, es haftet ein schlechter Geschmack daran, aber er hätte vermutlich jetzt schon ne Ausbildungsstelle gehabt. Jetzt muss er wohl das Schuljahr wiederholen extra. Und die Unterbringung in den Massenzellen war sicherlich auch ein hartes Schicksal für ihn, wofür ein Schmerzensgeld sicherlich etwas zur geistigen Genesung beitragen kann.

     

    Hinzukommen die Anwaltskosten, denn Herr Waldraff wird wohl kaum kostenlos arbeiten. Auch die Elternbesuche kosten schließlich etwas.

     

    Wer hier also das Geld von RTL kritisiert, sollte mal erklären, woher man als Unschuldiger gegen die Allmacht und Herrlichkeit des türkischen Staats das Geld herbekommen sollte. Oder solls der Steuerzahler bezahlen? Wohl kaum! Die Familie als allgemeines Lebensrisiko? Wohl auch nicht.

     

    By the way: Solche Dramen dürften wohl auch bald in Deutschland an der Tagesordnung sein, wenn Frau Zypries mal wieder einen fachlich unzureichenden Entwurf in Sachen jugendlicher Sexualstraftaten vorlegt!

  • AG
    alfonzo garcia

    hallo an alle!

     

    mal vorneweg: ich bin ein großer freund der taz und des unabhängigen journalismus.

     

    dieser atrikel unterstellt aber den menschen die anteil am schicksal des jungen genommen haben platt zwei dinge: nämlich türkenhass und frauenfeindlichkeit. darum geht es aber wohl der masse nicht im geringsten und die unterstellung schmerzt mich doch persönlich.

     

    worum es geht ist dass ein 17 jähriger(ein heranwachsender!!) 8 monate in untersuchungshaft gehalten wird. dies ist völlig unverhältnismässig betrachtet man die anschuldigung udn die beweislage. enstprechende gutachten gingen davon aus das marco das mädchen nicht vergewaltigt hat. es muss ihm bewiesen werden dass er diese tat begangen hat sonst steht eben aussage gegen aussage. dieser ganze prozess scheint für mich persönlich eben fern ab von rechststaatsprinzipien abgehalten worden zu sein. darin liegt die ungerechtigkeit und ob dies nun in der türkei oder in england spielt ist völlig egal.

     

    dass er seine geschichte bei rtl vermarktet hat wer kanns im verdenken. so bekommt er wenigstens noch ein bisschen "schmerzensgeld". und außerdem würde er andernfalls von sämtlicher boulvevardpresse gejagt. so sind die claims wenigstens abgesteckt und er hat seine ruhe.

     

    alles in allem schiesst der autor des artikels weit am ziel vorbei. kritisch- immer wieder gerne aber doch bitte nicht immer alles überstrapazieren..

  • MK
    Mathias Kuhboldt

    "Der Junge" bzw. "der Täter" muss auch nicht seine Unschuld beweisen, sondern seine Schuld muss zuerst einmal erwiesen sein.

    In dubio pro reo, ehrenhaftes-taz-goes-Barbara-Salesch-alle-machen-mal mit- beim- Volks-Gericht.

  • HS
    Helene Schönauer

    Es ist, was es ist!

    Und es liegt an jedem einzelnen, was er daraus macht - welche und wieviel Aufmerksamkeit er dem beimißt.

    Eine besinnliche Adventszeit wünscht HS aus HH

  • TB
    Thomas Böhm

    Herr Henke schreibt:

    Marcos Unschuld ist noch nicht bewiesen.

     

    Ich glaub ich les nicht recht.

    Das Gericht hat seine Schuld zu beweisen, und nicht er seine Unschuld.

    So läuft das in einem Rechtsstaat.

  • MH
    Michael Heine

    Sehr guter Artikel.

    Vor allem den Hinweis darauf, dass in deutschen Gefängnissen dutzende Menschen monatelang in Abschiebehaft unter Menschenunwürdigen Bedingungen absitzen, halte ich für wichtig.

     

    Was mich wundert: Dem Jungen scheint es nach seiner Entlassung recht gut zu gehen. Physische und psychische Probleme kann ich nicht feststellen. In seiner Freizeit habe er gelesen, Sport gemacht, gespielt und Fernsehen geguckt. Hört sich nicht gerade nach einer Qual an. Und viel mehr kann man von einem Gefängnis ja nun auch nicht erwarten. Oder hätte man dem armen Jungen noch Gute-Nacht-Geschichten vorlesen sollen?

  • MT
    Murat Tü

    lieber Jürgen Gottschlich,

     

    danke für diesen guten zusammenfassenden artikel. für alle die zwischen der türkei, deutschland und europa pendel, leben und irgendwie verbunden sind, ist diese "marco" geschichte eine aufhellende und zugleich eine auf den boden der tatsachen erkenntnis.

     

    der fall hat eindeutig gezeigt, wo die deutschen mit ihrer nationalen identität stehen. sie sind erstmal ihrem ort verbunden, ob der nun uelzen heisst oder köln. danach sind sie deutsche. dann kommt erstmal lange nichts und vielleicht europäer.

     

    definitiv sind sie nicht türkenfreunde. die lange beschworene deutsche-türkische waffenbrüderschaft oder freundschaft, gab es nur bei einigen auserwählten. ich lebe hier in deutschland seit mehr als 43 jahren in deutschland. es gibt und gab nie eine freundschaft. es gibt und gab vorurteile, hass, verblendung, unkenntnis, unwissen, arroganz und dummheit. meistens auf der deutschen seite. deshalb konnte und kann die integration auch nicht funktionieren. wenn es noch so viele Necla Keleks oder Cem Özdemirs geben wird. den für eine wirkliche integration, müssten die deutschen bürger, die türkischen bürger auch wollen. anfeindungen, rassismus und abwertungen aufgrund der ethnischen herkunft erleben alle türken, ob sie nun integriert sind oder nicht.

     

    deshalb wundert es mich gar nicht, was in den letzten wochen und monaten in den medien zum thema Marco veröffentlicht und gesendet wurde. noch besser bekam man ein bild der deutschen beim lesen der kommentare im internet. egal ob stern, focus, spiegel oder süddeutsche. bild habe ich mal ganz rausgelassen. der ton in den oben genannten online präsentationen, hätte man vor einigen jahren noch durchaus als volksverhetzung angreifen können. heute ist es eine selbstverständlichkeit. das erschreckt mich. aber warum sollte deutschland anders sein als die anderen länder.

     

    da eben ein kleiner wink an die auslandskorrespondenzen in istanbul und ankara. hier in deutschland klingen die nationalistischen töne eben etwas anders als in der türkei. obwohl jeder krieg tausende von kilomentern entfernt ist und das durchschnittliche einkommen des bundesbürger doch weit über dem der türken liegt.

     

    aber viel schlimmer ist: was Herr Gottschlich zu recht anspricht. die konfrontationen zwischen den religionen, das das ganze sich so verselbstständigt hat, das es einen angst macht. schon wieder wurde ein katholischer priester in der türkei niedergestochen. diese meldung geht natürlich unter marcos rückkehr unter.

     

    aber beides zeigt uns wo die geschichte hingehen wird.

     

    mit besten gruss

    Murat

  • DA
    Dietera Art

    Bravo, Herr GOTTSCHLICH !

    Ein mutiger Artikel. Es ist nicht okay, wenn ein Jugendlicher auf Grund einer vergleichsweise dünnen Anschuldigung monatelang in U-Haft verbringt. Hier hat die türkische Justiz dem absurden Geschehen Vorschub geleistet. Ich war nicht dabei, ich kenne die Wahrheit nicht. Schuldig oder nicht - ein (National)held wird man nicht durch erlittene U-Haft, die sich aus dem gänzlich unpolitischen Vorwurf einer Tat begründet, die in beiden Kulturen als verwerflich gilt. Mein Fazit:

    Der Verkauf der Story an RTL geht n Ordnung - denn "das Volk" giert in seiner unsäglichen Dummheit nach solchen Schicksalen ebenso wie nach dem Lotto-Jackpot. Das ist ja auch leichter zu überblicken, als die wirklich wichtigen Themen unserer Zeit. Kirche und Politik sollten sich hingegen bedeckt halten und - wie sonst üblich - auf das schwebende Verfahren berufen.

  • G
    Gabi

    Super-Artikel. Die Schonungslose Wahrheit. Danke

  • HB
    Heike Bürgi

    Wie wahr!!!!!!!!!!!!!!

  • G
    GKords

    Der Artikel hat in der Tat eine gewisse Verengung des Themas auf die andere mögliche Richtung - aber er steht damit allein auf weiter Flur. Und dass sich die taz als einzige mit dieser Seite der Medaille auseinandersetzt beweist: taz muss sein.

     

    G. Kords

     

    PS: Darum schließe ich jetzt auch ein Jahres-Abo ab ;-).

  • JH
    Jörg Hoppe

    Ein hervorragender Kommentar. Vielen Dank, Herr Gottschlich.

    @ Ronny Seiler: "Hirn an, dann schreiben. Sonst werdet Ihr zur Bams". Das kann man eher von Ihren geistreichen Ergüssen sagen, die mir nur zeigen, dass Sie gar nichts - aber auch gar nichts! - verstanden haben. Es geht eben NICHT nur um das Geld und die Frage, ob schuld oder nicht schuld. Und Herr Gottschlich geht genau diesem Punkt nach und kommt zu einer viel wichtigeren Erkenntnis. Welche Erkenntnis das ist, erfahren Sie (Herr Seiler), jedoch erst nach der Werbung..

     

    MfG und Gute Nacht Deutschland!

  • NV
    Name Vorname

    Ein typischer Taz-Artikel,mit allen gängigen Klischees - sogar die katholische Kirche, Emanzipation und Kapitalismuskritik wurden untergebracht. Toll. Fehlt eigentlich nur noch der Hinweis, daß die Rückreise mit dem Privatjet die Umwelt belastete.

     

    Zumindest hierzulande dürfte die Unschuldsvermutung doch noch gelten?

  • HM
    hannswalter mitschiger

    eine derartig lange untersuchungshaft ist in der türkei - wie auch hier in deutschland - vollkommen verfehlt und überflüssig. solch einfache fälle sollten sich in spätesten einem monat klären lassen - oder eben als *nicht schuldig* beendet werden.

     

    ein weiterer aspekt: hätte es sich hierbei nicht um einen 17-jährigen gehandelt der angeblich etwas mit einer 13-jährigen gehabt hätte.. sondern um einen 37-jährigen, der mit einer 13-jährigen angeblich etwas gehabt hätte - wie wären dann die reaktionen gewesen? hätt es nach entlassung aus der u-haft auch einen öffentlichen empfang durch den bürgermeister gegeben?

    die vermeintliche tat (!) wäre identisch.

     

    der "marco" soll in ruhe hier auf seinen prozess warten - und das wars dann. und alle anderen U-häftlinge sollten genauso behandelt werden wie er. es spräche nichts dagegen.

     

    gruss,

     

    hwm

  • MH
    Michael Henke

    Es war doch sicherlich allen klar das Marco (typischerweise bei RTL) ein exclusiv Interwiev geben wird .Nur weil irgendein Idiot meint so ein Thema an die große Glocke zu hängen bekommt das Thema (und auch das Geld was gezahlt wird ) eine Eigendynamik.Wetten das die Sendung bei Günther Jauch läuft????

    Vieleicht bekommt Marco ja auch eine eigene Quizshow! Oder er sitzt bei "Wetten das" auf der Couch!

    Ganz sicher wird er bei "Das war das Jahr 2007" eingeladen.(Seltsam das er gerade jetzt frei gekommen ist)

    Dieser Junge ist noch nicht Verurteilt und seine Unschuld ist auch noch nicht bewiesen!

    Meiner Meinung hätte das Verfahren in der Türkei fortgesetzt werden sollen.

    Andere Länder andere Sitten andere Justiz.

  • FG
    Florian Galbaru

    Herr Seiler scheint schon vor Lethargie kapituliert zu haben. Natürlich ist es völlig idealistisch, dass Marco/seine Eltern seine Geschichte eben nicht zu Geld machen. Dass sie es tun, ist für mich Ausdruck der Ausnutzung der hemmungslosen Gier der Medien nach der momentanen TOP-Story. Ein jeder, der noch ein bisschen Moral und Anstand besitzt, würde sich nicht derart verkaufen. An dieser Stelle auch einen schönen Gruß nach Köln an eines der widerlichsten Medien unseres Landes, mal sehen, was sich die BILD noch alles einfallen lässt. Ich freue mich jetzt schon auf die Gegenschläge der taz.

  • SM
    Stefan Müller

    Wunderbar! Die TAZ schreibt auf, was abläuft und lässt sich nicht von einem Medienhype mitreißen! Vielen Dank für diesen Artikel! Wer auch immer diesen Artikel geschrieben hat, er/sie sollte einen Preis für gute journalistische Arbeit erhalten!

  • TR
    The Rock

    Herr Gottschlich,

    ich möchte mich bei Ihnen einfach nur bedanken, denn Sie haben mir einfach aus der Seele gesprochen. Ich kann jedes Wort und jeden Satz für richtig befinden. Sie haben die tiefsitzenden Beweggründe dieses Marco-Hypes zu Wort gebracht. Es geht letztendlich wirklich nur um, bzw. gegen die Türkei, das unglücklicherweise den Schauplatz dieses politischen Irrsinns gestellt hat. Es interessiert leider keinen, ob die Anschuldigungen bezüglich der Vergewaltigung stimmen oder nicht, es ist nur wichtig, dass "unser deutsche Junge" aus dem "türkischen Kerker" befreit wird. Ein Armutszeugnis für Deutschland! Ich wäre sehr neugierig wie die deutsche Öffentlichkeit reagieren würde, wenn in Deutschland ein 17-jähriger Türke unter Verdacht stände, eine Französin vergewaltigt zu haben und von Seiten der türkischen Presse und Öffentlichkeit bedrängt würde, ihn gefälligst frei zu lassen. Die Antwort überlasse ich den Lesern.

  • SM
    Stefan Müller

    Wunderbar! Die TAZ schreibt auf, was abläuft und lässt sich nicht von einem Medienhype mitreißen! Vielen Dank für diesen Artikel! Wer auch immer diesen Artikel geschrieben hat, er/sie sollte einen Preis für gute journalistische Arbeit erhalten!

  • AM
    anis monchichi

    Herr Seiler,

    wo wird in diesem Artiel "die Annahme eines scheinbar lukrativen Angebots von RTL dem Jungen zum Vorwurf" gemacht? Ich kann Derartiges nicht entnehmen. Maximal eine Prise Kapitalismuskritik, über deren Klischeehaftigkeit man sich streiten kann. Dass an RTL verkauft wird, ist bedauerlich, war aber so oder sehr ähnlich erwartet worden, denn so läuft das nunmal zur Zeit - jeder Medienberater wird dazu raten. Und die Frage nach Schuld oder Unschuld ist eben genau dieses Mal NICHT tendentiös.

  • AM
    anis monchichi

    Leider muss man dem Kommentar zustimmen, sobald man die Stimme des Volkes einmal aus erster Hand vernnehmen durfte.

  • RS
    Ronny Seiler

    Der Artikel ist zur Frage von Schuld oder Unschuld völlig tentendiös. Wir wissen (noch) nicht, was genau abgelaufen ist. Aber für die taz reicht der Verdacht aus, in dem Fall des 17 jährigen Jugendlichen einen Beweis für die Untergrabung bereits erstrittener Rechte durch die Frauenbewegung zu sehen. Und diese negative Grundposition zur Person Marco wird heuchlerisch untermauert, indem man die Annahme eines scheinbar lukrativen Angebots von RTL dem Jungen zum Vorwurf macht.

     

    Liebe Taz, ohne Geld geht es nicht. Willkommen in der Realität. Und wer will jemandem verdenken, seine Möglichkeiten zu nutzen, Geld zu verdienen, ohne andere damit zu schädigen? Ist doch egal, woher wir die Exklusivstory hören. Die Taz Verlagsleitung ist jedenfalls schon deutlich sichtbarer in der monetären Realität angekommen und vergibt Anzeigen auch an einen äußerst "bunten" Kundenstamm.

     

    Also, Hirn an, dann schreiben. Sonst werdet Ihr zur Bams.

  • C
    cathy

    Platte Islamfeindlichkeit und dumpfer Türkenhass sind der Resonanzboden, auf der Marcos Heldengeschichte gediehen ist.

     

    und Frauenfeindlichkeit.

     

    Tolle Artikel. Gott sei dank hat jemand in der Presse es bemerkt und ausgesprochen!

  • MH
    Manfred Hartmann

    Liebe taz,

    ich gebe Ihnen einen Brief zur Kenntnis, den ich an den Bürgermeister der Stadt Uelzen gsendet habe:

     

    1.

    Stadt Uelzen

    Herrn Bürgermeister Lukat

     

    Sehr geehrter Herr Bürgermeister Lukat,

     

    es ist gut, dass der Schüler Marco Weiss dem Verfahren

    gegen ihn nun in Freiheit entgegensehen kann -

    insofern ist die Wiedersehensfreude der Uelzener

    verständlich.

     

    Wogegen ich mich aber entschieden wehre, ist, dass die

    Stadt Uelzen Überlegungen anstellt, den Schüler

    offiziell zu empfangen. Was ist das Verdienst, dass

    eine solche Veranstaltung rechtfertigt? Die

    Haftentlassung räumt ja noch nicht die schwerwiegenden

    Vorwürfe gegen Herrn Weiss aus. Da sollte man doch

    lieber in aller Stille dem Urteil harren.

     

    Öffentliche Ehrungen sind einer unabhängigen

    Beurteilung des Falles nicht dienlich - und das muss

    nicht zum Schaden des Angeklagten sein.

     

    Ich bitte Sie, auf die geplante Veranstaltung zu

    verzichten.

     

    Mit freundlichen Grüßen

    Manfred Hartmann