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ROAD-Kongreß für Kompromiß

■ Durch die Gründung der Demokratischen Union hatte Ex-Ministerpräsident Mazowiecki die Organisation ROAD, die ihn bisher unterstützte, vor eine Zerreißprobe gestellt

Warschau (taz) — Die Delegierten der ROAD taten sich am Wochenende schwer, einen Weg für die Zukunft ihrer Organisation zu finden. Die Delegierten der Organisation, die bisher den alten Ministerpräsidenten Polens, Mazowiecki, unterstützt hatte, beschlossen mit knapper Mehrheit (133/124/3) erst einmal organisatorisch selbständig zu bleiben. Denn mit der Gründung der „Demokratischen Union“ und ihrer blitzartig durchgeführten Registrierung als Partei hatte Mazowiecki ROAD vor eine schwierige Wahl gestellt: Selbstauflösung und Anschluß an die neue Organisation. Den Delegierten blieb zu diskutieren, ob es sich künftig um eine Vereinigung gleichberechtigter Partner handeln sollte oder ob die organisatorische Selbständigkeit in einer Koalition gewahrt werden könnte. In einer zweiten Abstimmung — mit erheblich größerer Mehrheit — entschied sich der Kongreß für die Vorbereitung eines Vereinigungskongresses mit der DU. Neuer Vorsitzender wurde der ehemalige Solidarnośćführer Wladislaw Frasyniuk. Zbignew Bujak, Gegner einer Parteivereinigung, verzichtete auf eine Kandidatur zum Präsidium. Jacek Kuron, Vater der gefundenen „Kompromiß“-Lösung, wurde mit den meisten Stimmen ins Präsidium gewählt, lehnte aber eine Kandidatur als Vorsitzender ab.

Die Frage des Verhältnisses beider Parteien beherrschte die Diskussionen des Kongresses. Noch im Laufe des Kongresses entstand um Bujak ein Club, der den Weg der Parteivereinigung konsequent ablehnt. Für eine schnelle Vereinigung trat die Krakauer Organisation Rokita ein, nach deren Meinung Unterschiede zwischen ROAD und Demokratischer Union auf dem Lande nicht relevant seien. Nur eine einheitliche Partei habe eine Chance, bei den Wahlen zu bestehen. Adam Michnik formulierte die Gegenposition so: „Lieber eine Liebe ohne Ehe als eine Ehe ohne Liebe.“ Jeder solle dort hingehen, wo er sich besser aufgehoben fühle. Eine Koalition als Wahlprojekt bringe mehr Stimmen als eine Partei, die zu keiner Authentizität finden könne. Ruth Henning

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