: REPs ziehen nach Norden
Ausbau der Organisationsstruktur steht an erster Stelle / Mitgliederzahl seit Berliner Wahlen verdoppelt / Nächstes Ziel: in Bayern zweitstärkste Partei ■ Aus München Bernd Siegler
„Es ist den Republikanern zu verdanken, daß das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland am 18. Juni nicht geschädigt worden ist, denn ohne uns wäre den Rechtsextremen ein Achtungserfolg gelungen.“ Harald Neubauer, bayerischer Landesvorsitzender der rechtsextremen Partei, meint das ernst und gibt sich auf der ersten Pressekonferenz der REPs nach der Europa-Wahl auf bayerischem Boden im Münchener Löwenbräukeller als stolzer Sieger, hat doch sein Landesverband mit 14,6 Prozent das beste Ergebnis erzielt. Über die weitere Marschroute im Freistaat ist sich Neubauer mit seinem Vorsitzenden Franz Schönhuber einig: Bei den bayerischen Kommunalwahlen in im März 1990 werden die REPs flächendeckend antreten und einen „Wahlkampf führen, daß es nur so rauscht“. Die REPs wollen vor der SPD zweitstärkste Partei im Freistaat werden.
„Ich habe mich auch bei den noch so gewagten Prognosen nie geirrt“, betont Schönhuber und sieht sich mittlerweile umgeben von zukünftigen Hochburgen der REPs. Hamburg zum Beispiel, denn „dort ist die Rechtsunsicherheit“ und damit die Chance für eine Law-and-order-Partei am größten. Nordrhein-Westfalen zum Beispiel, denn die REPs seien eine „Partei der Arbeiter, Handwerker und Bauern“.
Schönhuber weiß, daß das Abschneiden im bevölkerungsreichsten Bundesland entscheidend für das Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde bei den Bundestagswahlen ist und will den Schwerpunkt seiner Partei dorthin verlagern. Bei „harter Aufbauarbeit und gutem Organisationsstand“, assistiert ihm Neubauer, ist der bayerische Erfolg „überall in der Bundesrepublik möglich“.
Mit derzeit 17.000 Mitgliedern sieht Schönhuber seine Partei auf dem besten Wege zum Erfolg. Seit den Wahlen in Berlin haben die REPs damit ihre Mitgliederzahl verdoppelt, bis Jahresende rechnet Schönhuber mit 30.000.
Der Bundesvorsitzende und ehemalige Waffen-SS-Mann betonte, daß sich das „Gesicht der Partei verändert habe“, eine „starke Intellektualisierung“ sei zu spüren. Dementsprechend soll noch vor den nächsten Wahlen das Parteiprogramm „überarbeitet“ werden. Schönhuber kann dabei auf die Mitarbeit „namhafter Historiker“ verweisen. So habe der Erlanger Historiker Hellmut Diwald, Geschichtsrevisionist und lange Zeit Kohl-Berater, bereits seine Mitarbeit bei der Formulierung der deutschlandpolitischen Vorstellungen der REPs zugesichert. General Uhle-Wettler wird seine Erfahrungen im „soldatischen Programmteil“ ebenso einfließen lassen, wie im Bereich des „Umwelt- und Lebensschutzes“ Teile der inzwischen zu den REPs übergetretenen Führungsriege der Ökologisch-Demokratischen-Partei (ÖDP).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen