REMPELN HEISST NICHT RUMPELN : Wehrloser Waschlappen
ANDREAS RÜTTENAUER
Ja, dann streckt doch wenigstens einmal den Arsch raus! Den Ball mit dem ganzen Körper abzusichern, kann doch gar nicht so schwer sein. Oder habt ihr Angst vor dem Körperkontakt? Rumms, schon wieder kommt eine Nigerianerin angerannt, rempelt ein wenig, stochert mit einem Bein in der Nähe des Balles herum und hat ihn einer verdutzt dreinblickenden Deutschen im nächsten Moment schon abgenommen. Wie wehrloser Waschlappenfußball sah das bisweilen aus, was die Deutschen da am Donnerstag spielten. Bei Körperkontakt Ballverlust, so kann man nicht spielen.
Klar, kann man sich aufregen über eine Schiedsrichterin, die nicht pfeift, wenn man gerade einen Ellenbogencheck ins Gesicht abgekommen hat. Aber dagegenrempeln darf man schon, wenn die Gegenspielerin nichts anderes unternimmt als den Versuch, ihren Körper zwischen Ball und Gegenspielerin zu klemmen. Reguläres Rempeln heißt das Drücken mit angelegtem Arm in der Schiedsrichterinnensprache. Das muss man nicht mögen.
Der aufrechte Kampf zweier Spielerinnen um den Ball ist aber immer noch ansehnlicher und auch weitaus ungefährlicher als die auf feuchtem Rasen zehn Meter vom Ball entfernt angesetzte Grätsche. Rempeln ist grundsätzlich fair – regulär eben. Merke: Rempelfußball ist kein Rumpelfußball! Also wehrt euch wenigestens beim nächsten Mal! Das deutsche Spiel, das auf schnelle Pässe in den Lauf der Angreiferinnen getrimmt ist, braucht mehr als nur ein bisschen Durchsetzungsvermögen, wenn die Gegnerinnen nicht höflich Platz machen.
Mit schnellem Kurzpassspiel und einer Taktik, die dafür sorgt, dass immer mindestens drei Spieler in der Nähe des Balls stehen, ließen sich die Attacken wahrscheinlich verhindern. Aber das ist nicht das Spiel der Deutschen. Da gilt es dagegenzuhalten. Frauenfußball ist schließlich kein Mädchentennis.