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RB Leipzig im PokalAlles für die Familie

Nach einer Niederlagenserie spielt RB Leipzig im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt groß auf. Und Trainer Marco Rose erfährt viel Liebe.

Eintracht Leipzig: Nach dem dritten Treffer haben sich Spieler und Trainer endgültig wieder lieb Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Die Szene des Spiels ereignete sich in der 58. Minute. Mit einem wuchtigen Distanzschuss unter die Latte hatte Lois Openda gerade RB Leipzig mit 3:0 in Führung gebracht. Voller Euphorie drehte er zum Jubeln in Richtung Seitenlinie ab und da stand Trainer Marco Rose. Der Belgier fiel seinem Coach um den Hals und in wenigen Augenblicken hatte sich eine Jubel­traube gebildet. Alle um den Trainer, das war das Bild.

„Nach dem dritten Tor sind wir alle zusammengekommen, wir kämpfen gemeinsam, wir tun alles gemeinsam wie eine Familie“, sagte Torschütze Openda. „Natürlich haben wir auch für den Trainer gekämpft, für den Sieg, für die Familie.“ Moment: Für den Trainer gekämpft? Tatsächlich war Rose lange der (nach Punkten) erfolgreichste Trainer der kurzen RB-Historie, zuletzt aber in eine Negativserie geraten. Sowohl die Zahl der Niederlagen als auch die der verletzten Profis stieg und stieg. Deshalb war die Partie im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt eine Art Endspiel. Und das ging mit 3:0 (1:0) klar an die Leipziger.

„Wir kennen das nicht, fünf von sechs Spielen zu verlieren. Ich müsste lügen, wenn ich sage, der Sieg tut nicht gut“, gestand Rose nach der Partie. Dabei wirkte die Mannschaft wie ausgewechselt. Am Samstag war sie noch vom VfL Wolfsburg mit 1:5 vorgeführt worden, was naturgemäß die Spekulationen über ein mögliches Rose-Aus angeheizt hatte. Gegen indisponierte Frankfurter zeigte RB nun, was sportlich in der Mannschaft steckt: viel Tempo, sichere Ballzirkulation, gefährliches Umschaltspiel. Dazu kommt schlicht individuelle Klasse. Der 19-jährige Antonio Nusa ist seit Wochen in bestechender Form, bereitete das 1:0 durch eine tolle Sololeistung vor, Benjamin Sesko (31.) veredelte zur Führung. Kurz nach der Halbzeit erzwangen die Leipziger in alter RB-Manier einen Ballgewinn, den Openda (50.) zum 2:0 nutzte.

Am Ende stand ein Sieg, der für Leipzig eine Wende markieren soll. „Wir haben heute eine Antwort gegeben, aber wenn man eine sehr gute Mannschaft mit Ambitionen sein will, müssen wir mehrere Antworten geben“, sagte Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer. Der war im Sommer aus Wolfsburg gekommen, um die hohen Ansprüche des Konzerns aus Österreich zu erfüllen. Der ist in Person von Oliver Mintzlaff als mächtige Figur im Aufsichtsrat vertreten und würde gerne mehr Titel sehen.

Mehr Ehrgeiz auf Titel mit Klopp

Nach den zwei Pokalsiegen 2022 und 2023 wurde eine gewisse Bequemlichkeit in Leipzig ausgemacht. So ist zu verstehen, dass Mintzlaff Ende September in einem Interview mit dem kicker den Druck erhöhte: „Wir waren noch nie da, wenn die Lücke aufging.“ Was er sagen will: Immer wenn Bayern München strauchelte, ging wer anders durch besagte Lücke. Aber eigentlich sieht sich RB in der Rolle, solche Gelegenheiten auszunutzen. In diesem Zuge ist auch die Verpflichtung von Jürgen Klopp zu verstehen, der im gesamten Fußballkosmos von Red Bull den Ehrgeiz auf Titel weiter stärken soll.

Zuletzt war die Filiale in Leipzig den eigenen Ansprüchen hinterhergelaufen. In der Champions League steht man noch ohne einen Punkt da. Vom Plan, die Gruppenphase zu überstehen, ist man weit entfernt. In der Bundesliga ging es zwar gut los, doch seit Saisonbeginn stimmen weder die Leistungen noch die Punkteausbeute. Der Pokalwettbewerb ist deshalb umso wichtiger. Eine Chance, die Saison mit einem Titel zu retten.

Ein Problem dabei ist der kleine Leipziger Kader. Durch einige Verletzungen gebeutelt, saßen gegen die Eintracht noch zwei fitte Profi-Feldspieler auf der Bank. Spieler, die von Verletzungen kommen, müssen schnell wieder viele Minuten spielen und laufen so Gefahr, sich erneut zu verletzten. So ist es zuletzt bei Castello Lukeba geschehen. Dazu kamen Leistungsschwankungen bei den vielen jungen Spielern.

Richtig versöhnlich wurde es am Mittwochabend, als die Fans Marco Rose nach Abpfiff in die Kurve beorderten, um gemeinsam mit ihm zu feiern. „Ich freue mich mit den Fans, habe die Tage sowieso viel Liebe erfahren von ganz vielen Leuten, die sich auch Gedanken um mich persönlich gemacht haben“, sagte der gebürtige Leipziger, sichtlich gerührt. Ausgerechnet in Leipzig zeigte sich das kalte Geschäft „Profifußball“ von seiner warmen Seite.

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