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■ QuerspalteKeinen Pfeil auf die Zwölf!

Daß Greenpeace am Mittwoch ausgerechnet von Axel Cäsars Erben die „Goldene Kamera für Fernsehleistungen 1995“ hinterhergeworfen bekam – für Buch und Regie zu „Sink langsam 2“ –, mag gerecht sein. Daß Jody Foster und Anthony Quinn dasselbe Schicksal erlitten, finde ich dagegen ein wenig menschenverachtend. Aber solchen Anlässen wird von den Häschern von Hörzu nun mal zugeführt, wer gerade in der Stadt ist.

Daß allerdings auch Ulla Kock am Brink besagtes Aggregat an sich reißen durfte, entlockt mir dann doch einen spitzen Schrei der Verzückung. Sie hat es wirklich verdient. „Lady Zackzack“, wie „die Blonde“ lt. Hörzu-Pressemitteilung genannt wird, ist nämlich als einzige TV- Dompteuse akademisch qualifiziert genug, um „mit ihren anfeuernden Rufen ehrgeizige Kandidaten zack, zack! auf Trab und ans große Geld zu bringen“.

Frau Ulla hat Sonderpädagogik studiert. Sieben Semester. Das heißen soll, sie mit Leute auf Bühne und Studio fein handhaben, die klatschen tun bei doofe Sachen immer. Das feine Hilfsschule sein, jedenfalls im Fernseher. Soll etwa Botho Strauß diese Schmutzarbeit machen?

Wahrscheinlich hat Karl Hafen etwas ganz anderes studiert. Also hat er in dieser Spalte normalerweise nichts zu suchen. Aber er machte die preisgekrönte Sonderpädagogin verächtlich, und das nur, weil die jüngst eine Schutzbefohlene angespornt hatte, den bloßen Rücken eines Fakirs mit Dartpfeilen auszugestalten: „Ordentlich fest werfen, sonst tut es ihm weh!“ K. Hafen, Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, schaute zu und rief: „Das Bewerfen mit Pfeilen ist ein Anschlag auf die Menschenwürde.“ Erstens: Dies ist einer der erhabensten Sätze, die je eines Menschen Mund verlassen haben. Zweitens: Deshalb wird der Menschenrechts-, oder war's der Dartscheibenausschuß? des Bundestages darüber beraten. Drittens: Wenn denn Frau Ulla schon streng bestraft werden muß, dann bitte nur auf die Beine zielen! Die Fernsehsonderpädagogik darf nicht sterben! André Mielke

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